Wahlanalyse - Daniel Günther erzielt beim Ansehen einen hervorragenden Imagewert / Kieler CDU beliebter als die Bundespartei

Daniel Günther - der überragende CDU-Spitzenkandidat

Von 
Walter Serif
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Daniel Günther (CDU), Ministerpräsident von Schleswig-Holstein. © dpa

Mannheim. In Schleswig-Holstein gehen die Uhren offensichtlich anders als im Bund: Die CDU sichert sich bei der Landtagswahl nach einem hohen Plus einen großen Sieg. „Der CDU-Erfolg hat viele Gründe und einen Namen“, sagt Matthias Jung von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen. „Neben hohem Ansehen als Landespartei, Sachkompetenz und guter Regierungsarbeit punkten die Christdemokraten mit ihrem überragenden Amtsinhaber Daniel Günther, der fünf Jahre Zeit hatte, um an seiner Popularität zu arbeiten und jetzt alles eingefahren hat“, sagt Jung.

85 Prozent der Befragten meinen, dass Daniel Günther in den vergangenen fünf Jahren gute Arbeit geleistet hat. „Beim Ansehen schafft er es in die Spitzenklasse der deutschen Ministerpräsidenten“, so der Wahlforscher. Auf der Skala von plus bis minus fünf erzielt Günther einen Popularitätswert von 3,1.

61 Prozent wollen Daniel Günther, aber nur acht Prozent den SPD-Spitzenkandidaten Thomas Losse-Müller, bei Monika Heinold sind es sechs Prozent. „Das ist ein selten großer Abstand, der neben den überragenden Qualitäten des Amtsinhabers auch darauf beruht, dass die Konkurrenz weitgehend unbekannt ist“, sagt Jung. Nur etwas mehr beziehungsweise sogar weniger als ein Drittel kennen überhaupt Losse-Müller und Heinold, deren Popularitätswerte bei 1,0 und 1,6 liegen.

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SPD historisch schlecht

Für das historisch schlechte Ergebnis der SPD im Norden gibt es mehrere Erklärungen: der blasse Kandidat, ein in der Ukraine-Krise nur bedingt überzeugender Bundeskanzler Olaf Scholz und die Tatsache, dass das Ansehen der Sozialdemokraten in Schleswig-Holstein viel geringer ist als auf Bundesebene. Während die SPD im Bund bei plus 1,2 liegt, sind es im Land nur noch 0,9. 2017 lagen die Werte mit 1,5 und 1,4 eng beieinander. Ganz anders verhält es sich bei der CDU. „Hier trennen die Befragten ungewöhnlich deutlich zwischen einer Bundespartei, deren Reputation von 1,7 auf 0,7 abgesackt ist. Dagegen steigt die Schleswig-Holstein-CDU im Ansehen von 1,4 auf 2,4 und erreicht damit ein Rekordniveau“, erklärt der Wahlforscher. Die Grünen, die im Norden ihr Rekordergebnis erzielt haben, sind im Land stabil (2017 und 2022 jeweils 1,2),während die Bundespartei einen klaren Imagegewinn von 0,6 auf 1,3 verbucht.

Für 69 Prozent war das Geschehen in Schleswig-Holstein und nicht die Bundespolitik entscheidend. Die CDU profitiert deshalb vom gewachsenem Standortvertrauen: Während Schleswig-Holstein für inzwischen 63 Prozent (2017: 56 Prozent) gut für kommende Aufgaben gerüstet ist, wird der größten Regierungspartei die eindeutig höchste Zukunfts- und Wirtschaftskompetenz zugeschrieben. Bei „Bildung/Schule“ oder „Infrastruktur“ zeigt die CDU allerdings relative Defizite, bei „Energiepolitik“ und „Klima/Umwelt“, dem wichtigsten Themenbereich in Schleswig-Holstein, liegt die CDU weit hinter den Grünen.

Die CDU erhofft sich nach ihrem Sieg im Norden auch einen Erfolg bei der Landtagswahl am Sonntag in Nordrhein-Westfalen. „Die zwei Wahlen sind überhaupt nicht vergleichbar. In NRW ist CDU-Ministerpräsident Hendrik Wüst erst seit kurzer Zeit an der Macht und konnte sich keinen Amtsbonus wie Daniel Günther erarbeiten“, dämpft Jung die Erwartungen der CDU.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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