Ich habe mich riesig gefreut, am Montag meinen Laden wieder öffnen zu können. Um nach langer Zeit endlich wieder mit Kunden ins persönliche Gespräch zu kommen, sie zu beraten und ihnen Bücher zu empfehlen. Seit 17. März war die Buchhandlung geschlossen – fast fünf Wochen.
Am Wochenende hab’ ich die Kasse mit einem Spritzschutz versehen und Abstandsmarkierungen aufgestellt. 160 Quadratmeter misst das Geschäft, das bedeutet, dass sich insgesamt acht Personen darin aufhalten können.
Bisher haben sich vor der Tür noch keine langen Schlangen gebildet. Aber es kamen doch einige Leute rein – vor allem Stammkunden –, denen es natürlich auch gefällt, dass wir wieder geöffnet haben. Ein Kunde hat sogar einen Strauß gelber Rosen vorbeigebracht. Richtig schön. Da ging mir das Herz auf. Eine weitere Kundin hat erzählt, wie froh sie ist, wieder in die Buchhandlung gehen zu können, weil sie dort eine persönliche Ansprache bekommt.
Während der Schließung ist unser Barumsatz fast völlig weggebrochen. Zwar konnten Bücher bestellt und abgeholt werden, aber wenn wir verkauft haben, dann doch eher übers Internet. Dank staatlicher Hilfe konnte der Liquiditätsengpass teilweise überwunden werden, aber eben nur zum Teil. Für meine Mitarbeiter musste ich Kurzarbeit anmelden. Auch jetzt, wo die Buchhandlung wieder geöffnet ist, ist der Umsatz noch auf niedrigem Niveau. Die Anlässe, zu denen man Literatur verschenkt, wie Ostern oder die Kommunion, sind vorbei oder abgesagt worden. Von daher ist unsere Lage existenzbedrohend. Ich hoffe, dass die Leute in den vergangenen Wochen das Lesen entweder vermisst oder genossen haben, um jetzt zu sehen, dass ein Buch doch etwas Schönes ist. (tbö)
Bernhard Droste, 57 Jahre, Inhaber der Bernhardus-Buchhandlung in Mannheim
Serie "Die Krise und ich"
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