Frankfurter Flughafen

Terminal drei liegt voll im Soll

Rohbau des Vier-Milliarden-Euro-Projekts steht bereits, die Inbetriebnahme ist für Anfang 2026 geplant

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Rolf Obertreis
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Auf der Baustelle von Terminal drei des Frankfurter Flughafens geht es gut voran. Hier ist der künftige Flugsteig H zu sehen. © Rolf Obertreis

Frankfurt. Ob das neue Terminal drei Anfang 2026 wirklich gebraucht wird, steht derzeit in den Sternen. Unabhängig davon laufen die Arbeiten an dem Vier-Milliarden-Euro-Projekt auf dem südlichen Teil des größten deutschen Flughafens weiter. „Wir sind im Kosten- und Zeitplan, trotz Corona“, versichert Christian Engel, Sprecher des Flughafen-Betreibers Fraport.

Mittlerweile ist der Rohbau des derzeit größten privat finanzierten Infrastrukturprojekts in Europa fertig. Ab 2026 können über das Terminal mit dann drei Fingern und insgesamt knapp 40 Flugsteigen pro Jahr 19 Millionen Passagiere abfliegen und ankommen. Platz für einen weiteren Finger ist vorhanden: Dann wären es 25 Millionen Fluggäste pro Jahr.

Zum Vergleich: Im Vor-Corona-Jahr 2019 zählte der größte deutsche Flughafen gut 70 Millionen Passagiere, so viele wie nie zuvor. Da waren die beiden Terminals eins und zwei mit Kapazitäten von 50 und 15 Millionen Passagieren pro Jahr mehr als an ihre Grenzen gestoßen. Im vergangenen Jahr freilich zählte Fraport nur 24,8 Millionen Fluggäste. In diesem Jahr rechnet Vorstandschef Stefan Schulte wieder mit 39 bis 46 Millionen.

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Der Optimismus der Flughafen-Manager ist nicht zu übersehen. Mit fast glänzenden Augen laufen sie über die Baustelle und durch den Rohbau des Terminals und der drei Flughafen-Finger. Mittlerweile ist das Dach des Terminalgebäudes komplett fertiggestellt. In einem aufwendigen Verfahren wurden vier Segmente direkt auf der Baustelle zusammengefügt und dann mit Hydraulikpressen über die Stützen und Behelfsstützen gezogen.

Insgesamt umfasst die Fläche des Terminals nach Angaben von Engel rund 25 Fußballfelder. Terminal drei selbst hat eine Grundfläche von 176 000 Quadratmetern, insgesamt sind es mit Abflug- und Ankunftsebene und weiteren Etagen 403 000 Quadratmeter. Das ist die doppelte Fläche der Zwillingstürme der Europäischen Zentralbank (EZB) im Osten Frankfurts.

112 000 Tonnen Stahl verbaut

Und noch etwas macht die Dimension der Halle von Terminal drei deutlich. „Hier wurden 112 000 Tonnen Stahl verbaut. Das entspricht der Stahlmenge von 15 Eiffeltürmen“, sagt Engel. „Außerdem wurden an Spitzentagen Beton im Volumen von umgerechnet 4000 Badewannen gegossen.“ Überragt wird das Terminal vom 69 Meter hohen Vorfeldkontrollturm.

Alles im Terminal scheint großzügig und vor allem mit viel Platz geplant. Die Zufahrtsebene ist bereits weitgehend fertig. Ebenso die Rampe für den Sky Train, mit dem Passagiere künftig in acht Minuten auf der 5,6 Kilometer langen Strecke von den beiden „alten“ Terminals zum neuen Abfertigungsgebäude oder auch zurück gelangen sollen.

Drinnen werden die Check-in-Schalter künftig in mehreren Reihen quer zum Gebäude angeordnet. Dahinter betreten die Passagiere die verglasten, von geschwungenen Säulen abgestützten Flächen für Pass- und Sicherheitskontrollen, bevor sie in den großzügigen ovalen Bereich mit Restaurants und Läden gelangen. Hohe und breite Fensterfronten erlauben den Blick auf das Vorfeld, im Hintergrund sind die Höhenzüge des Taunus erkennbar. In den oberen Etagen werden die Lounges für Vielflieger einrichtet. Über eine Art Trichter soll das Licht des weitgehend transparenten Daches gebündelt werden und für noch mehr Tageslicht sorgen. Zugleich sollen viele Pflanzen eine angenehme Atmosphäre schaffen.

Vom Zentrum des Terminals aus erreichen die Passagiere die drei Finger mit den Flugsteigen. Der 400 Meter lange Flugsteig G mit zunächst 13 Flugzeugpositionen ist schon seit Monaten fertig und komplett einsatzbereit. Aber wegen Corona und dem zeitweisen kompletten Stillstand des Flugverkehrs wird auch er erst mit der Eröffnung des Terminals 2026 in Betrieb gehen. Die beiden anderen Finger, H und J, erstrecken sich über 600 und 400 Meter und verfügen über insgesamt 26 Positionen. Optional bleibt der Flugsteig K. Ankommende Passagiere werden direkt zum Bereich für die Ausgabe des Gepäcks im Untergeschoss geleitet.

Parkhaus mit 8500 Stellplätzen

Längst fertiggestellt ist das Parkhaus am Terminal. Mit 8500 Stellplätzen ist es nach Angaben von Fraport eines der größten in Europa. Für die Zufahrt werden zehn Kilometer neue Straßen gebaut und die Anschluss Zeppelinheim an der A 5 erweitert. Ganz bewusst haben die Planer auch Platz vorgesehen für einen Bahn- oder S-Bahn-Anschluss von Terminal drei. Ob die Bahn das realisiert, ist nach Angaben von Fraport-Sprecher-Engel noch offen.

Fraport-Chef Stefan Schulte ist voll des Lobes über die Bauarbeiten am Terminal drei. „Das ist alles nicht einfach, aber wir liegen voll im Zeitplan. Wir kriegen das hin.“ Zwar waren und sind auf der Baustelle zeitweise 1000 Arbeiter beschäftigt, an diesem Spätnachmittag aber ist es weitgehend leer, nicht einmal zwei Dutzend Bauarbeiter und Handwerker sind zu sehen. Das irritiert die Fraport-Manager aber nicht. Anfang Mai hatte Schulte bei der Präsentation des fertigen Flugsteigs G – mit Blick auf den Berliner Flughafen – betont, es sei klasse, dass man gezeigt habe, dass man in Deutschland solch große Gebäude im Terminplan und im Budget bauen könne. Schulte räumt aber jetzt ein, dass man beim Terminal drei auch von Lieferengpässen betroffen sei, etwa bei Kabeln oder Kabelschränken. Man habe aber eigene Lager aufgebaut oder baue sie noch auf, um Problemen vorzubeugen. Zum anderen gebe es unter den beauftragten Firmen „die eine oder andere“ Insolvenz. Steigende Stahlpreise allerdings sind für Fraport kein Problem. Die Arbeiten dafür sind mit dem Rohbau weitgehend abgeschlossen.

Personalmangel ein Problem

Die andere Frage allerdings bleibt: Wo finden nicht nur Fraport, sondern auch Fluggesellschaften und Dienstleister das Personal für den Betrieb des Terminals? Derzeit jedenfalls kann der Flugbetreiber die bestehenden Lücken – etwa bei Beschäftigten für das Be- und Entladen der Flugzeuge – kaum schließen. Für Schulte ist klar: Lösen lassen sich die Engpässe mittel- und langfristig auch mit Blick auf 2026 nur durch Zuwanderung.

Korrespondent Seit mehr als 20 Jahren arbeite ich für den Mannheimer Morgen und für andere wichtige Regionalzeitungen wie den Tagesspiegel/Berlin, die Badische Zeitung/Freiburg, die Südwest Presse/Ulm und den Münchener Merkur als Wirtschaftskorrespondent in Frankfurt. Banken, Europäische Zentralbank, Bundesbank, Börse und in Frankfurt ansässige Unternehmen wie Lufthansa und auch Verbände wie der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau VDMA zählen zu meinen Schwerpunkten. Daneben auch die Luftfahrt. Zudem befasse ich mich über die KfW Bankengruppe und die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) mit Fragen der Entwicklungszusammenarbeit.

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