Neustadt. Die Königin ist tot, es lebe die Königin: Auch wenn dieser historisch nicht ganz korrekte Satz ursprünglich in einem anderen Zusammenhang benutzt wurde, so gilt er doch für das, was sich in den vergangenen Tagen entlang der Deutschen Weinstraße abgespielt hat. Denn: Der Abschaffung des Amtes der Pfälzischen Weinkönigin Mitte Juli folgte am Dienstagvormittag eine schon fast erwartbare Pressemitteilung der Pfalzwein-Werbung, die zum Inhalt hatte, dass man - zumindest in diesem Jahr - nun doch erneut eine Weinhoheit wählen werde. Und zwar wie eh und je im Neustadter Saalbau. Am 4. Oktober soll die Krönungsmesse steigen. Einziger Unterschied zu den vergangenen Inthronisierungen: In diesem Jahr könnte auch ein Mann zur Weinhoheit werden.
„Nach intensiven Gesprächen zwischen der Stadt Neustadt und der offiziellen Gebietsweinwerbung der Pfalz (Pfalzwein e.V.), ist eine Lösung für die stockende Diskussion rund um die Weinhoheiten sowie die Ausformulierung ihres Amtes gefunden“, schreibt Pfalzwein-Geschäftsführer Joseph Greilinger in der genannten Pressemitteilung. Es werden eine Königin (weiblich) oder eine Weinhoheit (männlich) sowie Prinzessinnen (weiblich) beziehungsweise eine Weinhoheit (männlich) gewählt.
„Die Frauen werden weiterhin Kronen tragen. Die Weinhoheit bekommt eine Anstecknadel, die entweder in Gold oder in Silber ausgeführt ist“, heißt es. Boris Kranz, Erster Vorsitzender von Pfalzwein, sagt: „Mit diesem Kompromiss möchten wir das Wohl der Kandidatinnen und des Kandidaten in den Mittelpunkt stellen, die sich in diesem Jahr für ein bestehendes Amt beworben hatten. (...) Wir wünschen ihnen eine starke und erfolgreiche Vorbereitung für die kommende Wahl am 4. Oktober 2024.“
Diskussion um Weinkönigin auch weit über die Pfalz hinaus
Angesichts der Härte und der Intensität der Diskussion, die sich in den vergangenen drei Wochen quer durch die Bevölkerung in der Pfalz und sogar darüber hinaus entwickelt hat, will die Pfalzwein-Werbung nun nicht mehr alleine darüber entscheiden, wie das Amt in Zukunft aussehen könnte. „Die öffentliche Diskussion in der Pfalz hat gezeigt, dass die Weinhoheiten nicht ausschließlich die Winzerinnen und Winzer und das Weinbaugebiet Pfalz repräsentieren, sondern für mehr stehen und vielen Menschen in der Region etwas bedeuten. Sie stehen damit auch für die Region, deren Identität und Lebensgefühl. Sie geben den Pfälzerinnen und Pfälzern ein Gefühl von Heimat.“
Derzeit sind etwa 130 Winzerbetriebe unter dem Dach von Pfalzwein e.V. vereint. Da ist Luft nach oben. Zumindest dieser Überzeugung ist man in der Geschäftsführung. Seit der weinwerblichen Fusion der Bereiche Südliche Weinstraße und Mittelhaardt-Deutsche Weinstraße im Jahr 2019 zu Pfalzwein e.V. habe sich die offizielle Gebietsweinwerbung der Pfalz komplett neu ausgerichtet, verteidigt Greilinger den Kurs.
Nach der Veröffentlichung der neuen Ideen, denen die Weinkönigin de facto zum Opfer gefallen wäre, habe man „durch die intensive Reaktion festgestellt, dass in der Region viele Menschen und Vereinigungen das Amt der Weinkönigin auch als ihr Amt empfinden“. Die Reaktionen zeigten, dass das Amt in Zukunft nicht nur in der Verantwortung der Gebietsweinwerbung der Pfalz liegen könne, sondern von weiteren Interessensgruppen getragen werden müsse. Greilinger betont, dass es für das Amt der Weinhoheiten eine Lösung geben müsse, die allen diene und nicht zu weiterer Spaltung führe. Wer die Kommentierungen in den sozialen Netzwerken verfolgt hat, kann erahnen, wie sehr die Kritik an den an der Entscheidung zur Abschaffung der Weinkönigin beteiligten Personen auch unter der Gürtellinie landete.
Pfalzwein möchte nicht alleine über die Zukunft entscheiden
Pfalzwein wollte mit der Entscheidung, zukünftig einen Botschafter oder eine Botschafterin zu ernennen, zur Professionalisierung des Marketings für den pfälzischen Wein beitragen - weg von der Folklore, hin zu belastbaren Fakten rund um das Produkt, das sich im harten weltweiten Weinmarkt behaupten muss.
Nun schlägt Pfalzwein konkret vor, eine Interessensgemeinschaft „Pfälzer Weinhoheiten“ zu gründen, die sich direkt nach der Wahl im Oktober formiert. Damit solle dem Amt eine breitere gesellschaftliche Basis gegeben werden, in der alle Interessen gut vertreten sein werden. Ende des Jahres solle es eine tragfähige Lösung geben. Pfalzwein werde diesen Prozess initiieren und begleiten, wolle aber in Zukunft nur noch ein Teil der Interessensgemeinschaft sein.
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