Spektakuläre Erwartungen

Nibelungenfestspiele Worms finden diesmal im Swimmingpool statt

Die Bühne ist eine einzige große Wasserfläche. Und auf den Wänden des Wormsers Doms sind spektakuläre Videoprojektionen angekündigt. Die Nibelungenfestspiele ab dem 15. Juli lassen vom Schauwert Einiges erwarten.

Von 
Bernhard Zinke
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Eine Festspielbühne im Wasser. Die Vorbereitungen vor dem Wormser Kaiserdom für die Premiere am 15. Juli laufen auf Hochtouren. © Bernhard Zinke

Worms. Worms. Einen hohen Schauwert hatten die Nibelungenfestspiele vor dem Wormser Kaiserdom immer. Im Verlauf der vergangenen 20 Jahre sind schon überdimensionale Elefanten aufmarschiert und ganze Züge auf die Bühne gerollt. Die Darsteller sind auf echten und auf Eis-Pferden vor den Dom geritten, und mächtige Totenköpfe grinsten ins Publikum. Diesmal ist die Spielfläche sehr viel einfacher gestaltet. Aber die Inszenierung des neuen Stücks „hildensaga.ein königinnendrama“ wird dadurch vermutlich nicht minder spektakulär.

Die Bühne vor dem Nordportal des Kaiserdoms besteht - abgesehen von zwei größeren Videoleinwänden im Hochformat - aus nichts anderem als einer großen Wasserfläche. In dem 100 Kubikmeter fassenden Bassin werden sich die Schauspielerinnen und Schauspieler denn auch die meiste Zeit während des Stücks aufhalten.

Hildensaga

  • Der österreichische Nestroypreisträger Ferdinand Schmalz hat das Festspielstück „Hildensaga. Ein Königinnendrama“ geschrieben, das am 15. Juli bei den Nibelungefestspielen uraufgeführt wird.
  • Schmalz erzählt das Drama aus einer neuen Perspektive – aus der Sicht der beiden Frauen Brünhild und Kriemhild. Die beiden verbünden sich, statt sich gegeneinander ausspielen zu lassen und verändern damit den Ausgang der Geschichte.
  • Die Festspiele dauern vom 15. bis 30. Juli.
  • Im Rahmenprogramm gibt es unter anderem ein Konzert mit Jasmin Tabatabai (30. Juli), die 2007 die Kriemhild spielte, Theaterbegegnungen (17.Juli) sowie die Aufführung des Siegerbeitrags des letztjährigen Autorenwettbewerbs (22. Juli).
  • Tickets unter www.nibelungenfestspiele.de.

Für Bühnenbildner Palle Steen Christensen, der vor vier Jahren schon an der Inszenierung des Festspielstücks „Siegfrieds Erben“, ebenfalls mit Regisseur Roger Vontobel, maßgeblich beteiligt war, ist das schlichte Bild eine reizvolle Herausforderung. „Es wird eine Menge Reflexionen durch die Wasserfläche geben“, deutet der Däne das an, was schon vor zwei Jahren hätte umgesetzt werden sollen. Doch dann kam die Pandemie und verordnete auch den Festspielen eine Zwangspause. Im vergangenen Jahr hatte Luther zum Reichstgasjubiläum den Vorzug erhalten. So kommt das Drama mit Brünhild und Kriemhild im Mittelpunkt des Geschehens eben in diesem Jahr auf die Bühne.

100 Kubikmeter Inhalt

Rein inhaltlich habe sich an den Plänen zur Inszenierung seit damals gar nichts verändert, nur technische Details, erläutert Christensen. Schließlich wiegen die 100 Kubikmeter Wasser inklusive des Beckens soviel, dass ein Statiker das Gewicht und die Tragekonstruktion des Beckens genau berechnen musste.

Vor vier Jahren habe man bei „Siegfrieds Erben“ viel mit Schlamm gearbeitet. Davon hätten einige Zuschauer auch etwas abbekommen, erinnert sich Christensen. Auch diesmal könnte das Publikum in den ersten Reihe ebenfalls durchaus ein paar Spritzer abbekommen. Aber diesmal sei es ja nur Wasser.

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Damit die Darstellerinnen und Darsteller nicht frieren, wird das Wasser auf einer Temperatur von 30 Grad gehalten. Chlor sorgt dafür, dass keine Keime entstehen können. Schließlich ist das große Becken auch eine reizvolle Bademöglichkeit für Tauben,Turmfalken und anderes Federvieh rund um den Wormser Dom. Auch für die Kostüme sei der Spielort im Wasser eine Herausforderung. Die Schauspieler tragen auf jeden Fall spezielle rutschfeste Unterwasserschuhe.

Größter Sachsponsor

Gebaut haben das Wasserbecken Christian und Christina Augel mit ihrer Firma Well Solutions. Das Unternehmen aus Eich (Kreis Alzey-Worms) stellt den Festspielen das Becken kostenlos zur Verfügung und ist damit nach Darstellung der Festspielgesellschaft der größte Sachleistungssponsor in diesem Jahr. Über den finanziellen Gegenwert will Augel nicht reden. Es sei sicher ein fünfstelliger Betrag, lässt er sich dann doch entlocken. „Kultur ist ein Spiegel der Gesellschaft. Wenn die Kultur vor die Hunde geht, geht die Gesellschaft vor die Hunde“, begründet Augel sein Engagement.

Im Grunde sei es ein normales Schwimmbad, nur eben nicht in der gewohnten eckigen Form, sagt der Fachmann. Von der Masse des Wassers her hat er schon ähnlich große Pools gebaut. Die spezielle Form mit mehreren Ecken sei dagegen eine Herausforderung gewesen.

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Tagsüber läuft eine Filteranlage, um das Beckenwasser von allem Dreck zu säubern. Sie werde jedoch am Abend zur Vorstellung jeweils abgeschaltet, um Lärm während des Stücks zu vermeiden, sagt Augel, der die Pooltechnik derzeit täglich überwacht: „Es wäre der Super-Gau, wenn das Becken zum Beispiel undicht werden würde.“

Spektakulär dürften auch die Videoprojektionen auf der Domfassade werden. Derzeit proben die Techniker in den Nachtstunden und lassen allerlei Figuren über die Wände wabern. Bereits 2018 sorgten dreidimensionale Videoprojektionen für Überraschungen. So schien das Gotteshaus zu wackeln, und aus der Fassade wuchs das Gesicht von Schauspieler Jimi Blue Ochsenknecht. Dasselbe Team von damals ist nun in Worms wieder am Start.

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