Theater

Wormser Nibelungenfestspiele starten mit gedämpfter Stimmung

Von 
Bernhard Zinke
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Der Brunnen leuchtete zur Premiere wieder blutrot bei den Nibelungenfestspielen in Worms. © Bernhard Zinke

Worms. Das Wetter trübt die Stimmung bei den Nibelungen in diesem Jahr gleich doppelt. Nicht nur, dass wegen des Dauerregens kaum auf der Open-Air-Bühne geprobt werden konnte. Vor allem wegen der Hochwasser-Katastrophe feiert Worms in gedämpfter Stimmung den Festspiel-Start am Freitagabend. „Gefeiert wird auf der Premiere nicht, das verbietet sich von alleine“, sagt Intendant Nico Hofmann am Abend und kündigt eine Spendensammlung für die Opfer an.

Zur Premiere war eigentlich das halbe rheinland-pfälzische Kabinett erwartet worden. Doch wegen der aktuellen fürchterlichen Ereignisse haben Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Innenminister Roger Lewentz, Umweltministerin Anne Spiegel und Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt abgesagt. Gleichwohl ist Dreyer in Gedanken auch in Worms: „Die Nibelungen-Festspiele geben uns Zuversicht für mehr Normalität bei den kulturellen Angeboten, die wir alle in den vergangenen Monaten schmerzlich vermisst haben“, sagt sie.

Auch Wulff sagt ab

Am Nachmittag um 15 Uhr trifft die Nachricht ein, dass auch Alt-Bundespräsident Christian Wulff und seine Frau Bettina abgesagt haben. Ansonsten ist die Promi-Dichte überschaubar. Die ehemalige Heute-Moderatorin Petra Gerster, der ebenfalls fernsehbekannte Politikwissenschaftler Karl-Rudolf Korte und Schauspieler André Eisermann haben ein Heimspiel. Sie sind Wormser. Es ist Absicht, dass die Promi-Liste ausgesprochen kurz gehalten ist. Zum einen steht Corona-bedingt nur die Hälfte der üblichen knapp 1400 Plätze auf der Tribüne zur Verfügung. Außerdem will die Festspielgesellschaft Corona-Hotspots vermeiden. Deshalb gibt’s auch keinen Roten Teppich, an dem die Ehrengäste traditionell begrüßt werden.

Ohnehin hat das Coronavirus dem Team jede Menge Mehrarbeit verschafft. Tägliche Testungen aller Menschen am Set, eiserne Hygiene- Disziplin bei den Proben wie beispielsweise bei der penibel geregelten Weitergabe etwa von Requisiten auf der Bühne. Der Erfolg gab dem Team recht: „Es gab keine einzige Infektion“, sagt Markus Reis, der für den Gesundheitsschutz hinter den Kulissen verantwortlich zeichnet und mittlerweile sämtliche Corona-Bestimmungen aus Landesverordnungen und Berufsgenossenschaften auswendig kennt. Schließlich habe zum Probenbeginn noch eine ganz andere Infektionslage geherrscht als jetzt, erinnert Festspiel-Geschäftsführer Sascha Kaiser. „Das alles war wahnsinnig aufwendig.“

Flexibilität ist bis zum Start des Ereignisses gefordert: Waren zuerst 500 Zuschauer pro Aufführung gestattet, durften die Veranstalter vergangene Woche auf 700 Gäste aufstocken. Das bedeutet, dass der komplette Sitzplan umorganisiert und Zuschauer mit bereits gekauften Karten ein wenig umgesetzt werden müssen.

Und dann gab’s auch noch die Wetterkapriolen. Dass es mal zu nass, zu heiß, zu gewittrig für die Proben auf der Open-Air-Bühne vor dem Kaiserdom war, das hat es in den vielen Vorjahren schon häufiger gegeben, aber nicht in dieser Intensität. Häufig mussten die Probebühnen wegen der drohenden Regenschauer verlegt werden. „Sicherheit der Mannschaft geht immer vor“, betont Kaiser. Immerhin stand mit dem 500 Meter entfernten Theater eine trockene Probebühne zur Verfügung, auf der das ganze Ensemble zumindest die Abläufe durchgehen konnte. Trotzdem musste auch die Fläche vorm Dom integriert werden. „Das sind alles Profis“, hat Geschäftsführer Sascha Kaiser keine Bedenken, dass die Inszenierungen, die bis zum 1. August stattfinden, reibungslos über die Festspielbühne gehen werden.

Flanieren im „Foyer“

Eine frohe Botschaft gibt’s außerdem für alle, die das Ambiente des Wormser Heylsparks schätzen, dem wunderschönen Theaterfoyer der Festspiele. Der lässt sich nämlich auch in diesem Jahr ohne Festspielkarte genießen. Für vier Euro dürfen Besucher auf dem attraktiv gestalteten und illuminierten Gelände flanieren und die Gastronomie genießen. Karten gibt’s auch hier nur vorab unter nibelungenfestspiele.de und nur für Getestete, Geimpfte oder Genesene.

Luther statt Nibelungen

In diesem Jahr haben Siegfried und Hagen dem großen Reformator Platz gemacht, um den sich zum 500. Jahrestag des Widerruf-Reichstags in Worms alles dreht.

„Luther“ heißt das Festspielstück, in dem die Titelfigur allerdings gar nicht persönlich vorkommt. Trotzdem dreht sich in der Geschichte von Büchner-Preisträger Lukas Bärfuss unter der Regie von Ildiko Gàspàr natürlich alles um den wirkmächtigen Mönch.

Zum prominenten Ensemble gehören Sunnyi Melles, Jürgen Tarrach und Burghart Klaußner.

Wenige Restkarten gibt es noch unter www.nibelungenfestspiele.de.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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