Worms. Am Ende hat sie sich doch nicht als der große Publikumsmagnet erwiesen: Nur rund 14 000 Zuschauer wollten die große Landesausstellung zum Reichstagsjubiläum sehen. Seit dem 3. Juli war die Schau mit dem Titel „Hier stehe ich. Gewissen und Protest - 1521 bis 2021“ im Museum der Stadt Worms zu sehen. Gleichwohl zieht die Stadt Worms unterm Strich ein positives Fazit.
Die Besucher hätten sich zum sehr großen Teil begeistert von der vielschichtigen Ausstellung mit 16 Themeninseln gezeigt, berichtet der Kurator der Ausstellung und wissenschaftliche Leiter des Museums, Olaf Mückain: „Wir sind sehr froh, dass das ungewöhnliche Konzept gegriffen hat. Dank toller Leihgeber aus dem In- und Ausland in der Gestaltung durch neo,studio Berlin konnten wir einen Beitrag zum Reformationsjubiläum leisten, der soich nochmal gegenüber all den bisherigen Ansätzen in der Lutherdekade abhob und den faden der Geweissensfreiheit und des Protests bis in die Gegenwart ponn.“
Viele Programmpunkte abgesagt
Letztlich habe die Pandemie der Ausstellung zahlreiche Zuschauer gekostet, sind sich die Ausstellungsmacher sicher. Jedes Ansteigen der Infektionszahlen habe direkt zu einem Rückgang der Besucherzahlen geführt. Die museumspädagogischen Programme seien nur wenig gebucht und oft wieder storniert worden, bedauert Verwaltungsleiterin Ulrike Breitwieser. Schulen hätten derzeit in der Tat anderes zu tun als Ausflüge zu organisieren, zeigt Breitwieser Verständnis. Die Szenen- und Abendführungen seien dagegen vielfach ausgebucht gewesen. Im Dezember mussten dagegen wieder Programmpunkte mangels Interesse abgesagt werden.
Oberbürgermeister Adolf Kessel (CDU) will die Schau eingebettet wissen in die vielfältigen Aktivitäten der Stadt Worms rund ums Reichstags-Jubiläum und Luthers Widerrufsverweigerung. Der „Luther-Moment als mediale Schau auf der Fassade der Dreifaltigkeitskirche, die Nibelungenfestspiele mit der Reformation statt Nibelungen im Mittelpunkt hätten eine große mediale Resonanz genossen. Daran gelte es nun anzuknüpfen, um das touristische Profil der Stadt in Sachen Luther weiter zu schärfen.
Neue Sonderausstellung schon geplant
Gelohnt hat sich die Landesausstellung für die Stadt zumindest in baulicher Hinsicht. Schließlich wurde das städtische Museum im Andreasstift eigens für die Ausstellung für vier Millionen Euro umgebaut und saniert, bekam unter anderem einen umbauten Kreuzgang und neue Lüftungsanlagen. Und manche Ausstellungsstücke bleiben dem Museum für die neue Dauerausstellung zu Martin Luther erhalten, etwa einige Faksimiles sowie das Modell des Reisewagens, mit dem Luther nach Worms kam.
Noch bis zu diesem Donnerstag, 30. Dezember, ist die Ausstellung im Museum Andreasstift am Weckerlingplatz in Worms zu sehen. Es gilt 2G ohne zusätzlichen Test. Eine Buchung der Tickets ist zwar erwünscht, aber auch Spontanbesucher erhalten ein Ticket an der Kasse.
Danach bleibt das Museum für Rück- und Umbauarbeiten einige Monate geschlossen. Im Frühjahr soll die neu gestaltete Dauerausstellung öffnen. Unterdessen hat die Stadt Worms die nächste Sonderausstellung schon im Blick. Die wird sich mit dem größten Konflikt des Mittelalters beschäftigen, der in Worms seinen Anfang nahm und auch endete: Der Investiturstreit und das Wormser Konkordat. Der 900. Geburtstag des Friedensschlusses zwischen Kaiser und Papst wird gewürdigt mit der Ausstellung: „Das Spiel um die Macht - Von Canossa nach Worms“. Eröffnung ist am 24. September 2022.
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