Energie

Stadtwerke feilen an der Wärmeplanung für Viernheim

Bis 30. Juni 2028 muss die Stadt Viernheim - wie die anderen Kommunen dieser Größe in Hessen auch - eine Wärmeplanung vorlegen. Die Stadtwerke übernehmen dies und haben bereits erste Erkenntnisse vorgestellt

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Sandra Usler
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Symbolbild © Sebastian Gollnow/dpa

Viernheim. Abwärme, Umweltwärme, Tiefenwärme, Fernwärme – mit welchen regenerativen Energien werden künftig Viernheims Häuser beheizt? Das ist Inhalt der kommunalen Wärmeplanung, die in den kommenden Jahren ausgearbeitet wird.

Viernheim muss bis 2028 kommunale Wärmeplanung vorlegen

Der Deutsche Bundestag hat das Gebäudeenergiegesetz (GEG) und das Wärmeplanungsgesetz (WPG) verabschiedet. Ziel soll sein, bis 2045 auf fossile Energieträger zur Wärmegewinnung verzichten zu können. Die Umsetzung der Wärmeplanung wurde auf die einzelnen Städte übertragen. In Hessen muss diese kommunale Wärmeplanung in den kommenden Jahren aufgestellt werden. Für Viernheim als Kommune mit weniger als 100 000 Einwohner gilt der 30. Juni 2028 als Stichtag.

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Die Stadtwerke haben für die Kommune diese Planung übernommen und sind mitten in den Vorbereitungen. „Wir haben mehrere Überlegungen und Varianten, wie die Vorgabe des Bundes umgesetzt werden kann“, teilt Geschäftsführer Dr. Ralph Franke in einem Pressegespräch mit. „Aber: Damit der Weg kein Irrweg wird, wollen wir vor einer Investition erst sorgfältig prüfen.“

Energie solle nicht nur regenerativ, sondern auch bezahlbar für die Bürger bleiben – das sind für Franke die zwei wichtigsten Zielsetzungen. Die Stadtwerke ermitteln derzeit den Bedarf an Energie zur Beheizung und versuchen auch, eine Prognose für die nächsten Jahre zu erstellen. „Dabei kalkulieren wir, dass zum Beispiel Gebäude energetisch saniert werden und der Verbrauch dadurch zurückgeht“, erklärt Franke.

Geothermie ist eine Option für Viernheim

Für eine CO2-emissionsfreie Wärmenutzung gebe es mehrere Möglichkeiten, die Stadtwerke wägen die verschiedenen Optionen ab. Franke schließt Abwärme gänzlich aus: „Wir haben keine großen Quellen von industriellen Prozessen vor Ort.“ Es blieben drei Varianten, um regenerative Nutzwärme zu generieren: Wasserstoff, Geothermie und Umweltwärme.

Durch die Viernheimer Gemarkung werden Transportleitungen des Deutschen Wasserstoffnetzes laufen. Wasserstoff ist aktuell allerdings noch teuer. „Wir können noch nicht sagen, ob dies auch ein preislich attraktiver Heizstoff ist,“ sieht Franke die Versorgung mit Wasserstoff als noch nicht verantwortbar.

Dagegen sei Viernheim mit der Lage in der Rheinebene prädestiniert für Geothermie – immer mit dem Blick auf die Wasserschutzbestimmungen. Für diese Möglichkeit laufen bereits Untersuchungen bezüglich der Verfügbarkeit und geeigneter Standorte. Geothermie benötigt eine tiefe Erdbohrung und eine Anbindung an das Fernwärmenetz. „Beides bedeutet Investitionen in Millionenhöhe“, sagt Franke und hofft für die Erschließung von Geothermie auf Bundesförderung.

Fernwärme-Netz in Viernheim erweitern wäre teuer

Was in Viernheim gesichert genutzt werden kann, ist Umweltwärme. Sie wird entweder aus der Außenluft, der selbst bei niedrigen Temperaturen immer noch Wärme entzogen werden kann, oder durch oberflächennahe Geothermie, also Bodenwärme, gewonnen. Die für Umweltwärme erforderliche Wärmepumpentechnik kann jeder Hausbesitzer individuell umsetzen. Für eine zentrale Wärmepumpe mit oberflächennaher Geothermie fehle es an großen Grünflächen in Viernheim. Umweltwärme kann – genauso wie Geothermie oder Wasserstoff – in das Viernheimer Fernwärmenetz eingespeist werden.

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Mit Fernwärme, erzeugt im Blockheizkraftwerk und in kleineren Heizwerken der Stadtwerke, werden derzeit nur rund zehn Prozent des Viernheimer Bedarfs abgedeckt. Es sind 200 Abnehmer an das Netz angeschlossen. „Es wäre ein immenser zeitlicher und finanzieller Aufwand, dieses Netz zu erweitern“, weiß Franke. Das käme nur infrage, wenn über Geothermie oder Wasserstoff die Wärme deutlich günstiger bereitgestellt werden könnte als über dezentrale Umweltwärme.

Noch sind über vier Jahre Zeit, bis die Kommunale Wärmeplanung für die Stadt aufgestellt sein muss. „Es ist es gut, dass der Gesetzgeber den Kommunen die notwendige Zeit einräumt“, sagt Franke, „ich denke, in zwei Jahren sind wir mit vielen heute offenen Fragen sehr viel weiter und können dann einen verlässlichen Plan angehen“. Einen der wichtigsten und nachhaltigsten Aspekte könnten die Bürger schon jetzt umsetzen: „Es ist immer gut, wenn man weniger Energie verbraucht“, fordert der Stadtwerke-Geschäftsführer zum Sparen auf.

Freie Autorin

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