Viernheimer SPD

Reaktionen auf den Abgang von SPD-Chef Kosbau

Michael Kosbau hat hingeschmissen, raus aus der SPD, raus aus den Viernheimer Ämtern. Grund: Tendenzen bei der SPD im Bund. Kurz zuvor wollte er noch für die SPD in den Landtag. Zwischen zweifeln und glauben

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Martin Schulte
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Michael Kosbau trat 2014 in die SPD ein. Jetzt ist Schluss. © Privat

Vierheim. Nachdem sich der Schleier über den Parteiaustritt und den Rücktritt von allen Ämtern des Co-Chefs der Viernheimer SPD Michael Kosbau nur schwerlich heben wollte, gibt sich Fraktionschef Daniel Schäfer am Tag nach unserer Berichterstattung vergleichsweise zugänglich. Der Rücktritt beziehungsweise der Zeitpunkt des Rücktritts könne schon Zweifel wecken. Er persönlich glaube Kosbau aber schon, sagte Schäfer auf Nachfrage dieser Redaktion.

Michale Kosbau (30) war im SPD-Unterbezirk Bergstraße gegen Simone Reiners um die Kandidatur zur Landtagswahl im Oktober angetreten - und unterlegen. Er wollte also für die SPD nach Wiesbaden in den Landtag. Und noch im Monat der Landtagswahl, bei der Reiners im Übrigen untergegangen ist, tritt Kosbau aus der Partei aus und legt seine Ämter in Viernheim nieder.

Er begründet das sibyllinisch mit ihm widerstrebenden Tendenzen bei der SPD im Bund und einer teils doppelmoralischen Außenpolitik der Grünen Ministerin Annalena Baerbock. Die Bundestagswahl im September 2021 hatte die Ampel hervorgebracht. Kosbau hatte also bereits zwei Jahre Zeit, ihre Politik zu beobachten - und tritt ausgerechnet kurz nach seiner Niederlage im Unterbezirk aus und zurück.

Daniel Schäfer (46) versteht diese Betrachtungsweise: „Ja, natürlich, dieser Ablauf weckt schon Zweifel.“ Selbstverständlich habe er im persönlichen Gespräch mit Kosbau diese Betrachtung diskutiert, so Schäfer. Und er sei zu dem Schluss gekommen, ihm seine Begründung abzunehmen. „Was bleibt mir auch anderes übrig?“, schickt er rhetorisch hinterher.

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Sein Abgang sei ein „großer Verlust“ für die SPD. Kosbau habe das volle Vertrauen der SPD in Viernheim genossen. Er habe seine Arbeit sehr gut gemacht. „Er ist ein Talent. Es ist schmerzhaft zu erleben, wenn gerade junge und gute Leute gehen, die man begleitet hat“, sagt Schäfer.

Nurcan Erdogan (48) versteht die geschilderte Betrachtungsweise auch. Sie habe allerdings nicht den geringsten Grund, Kosbaus Begründung in Zweifel zu ziehen, sagt sie. Erdogan war ein Jahr lang Co-Vorsitzende zusammen mit Kosbau. Es sei eine sehr gute und sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit gewesen. Zuvor stellten Jenny Dieter und Kosbau zwei Jahre lang das Führungsduo.

Wie der Fraktionsvorsitzende Schäfer findet auch Erdogan es schade, wenn talentierte junge Leute gehen. Zwischenmenschliche Probleme oder politisch unterschiedliche Auffassungen über ein normales Maß hinaus habe es nicht gegeben. Damit bestätigt Erdogan ihren Ex-Co, der sagte, in Viernheim habe es keine Probleme gegeben. „Michael Kosbau hat mir seine Hilfe angeboten nach seinem Rücktritt, sollte ich sie brauchen. Das macht keiner, der im Groll geht“, sagt Erdogan.

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Die vorerst alleinige Vorsitzende sagte auf die Frage, ob Kosbaus Entschluss nicht ein herber Schlag für engagierte SPD-Leute in Viernheim ist: „Ich bin noch nicht so lange dabei, kenne viele Kollegen noch nicht gut genug, um beurteilen zu können, wie sie in der Angelegenheit denken und was sie empfinden.“

Wird es wieder einen Co-Vorsitzenden gegen? „Ja, aber dafür ist es dieses Jahr wohl zu knapp. Anfang kommenden Jahres werden wir aber sicher den Vorstand neu wählen.“ Diese Arbeitsteilung habe viele Vorteile, allein schon, was die Erreichbarkeit angehe.

Erdogan wie Schäfer betonen, es habe keinen weiteren Hintergrund, dass die Presse nicht zur Mitgliederversammlung eingeladen war. Es sei nur um die Wahl der Europawahl-Delegierten gegangen. Die Causa Kosbau sei dann eben aktuell dazugekommen.

Redaktion Reporter.

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