Blaulicht

Möglicher Kinderansprecher mit Lieferwagen schürt in der Rhein-Neckar-Region Ängste

Was steht hinter einem Lieferwagen, dessen Fahrer in der Rhein-Neckar-Region rund um Schulen Kinder ansprechen soll? In Viernheim machen sich viele Eltern Sorgen. Aber es gibt ein Stück auch Klarheit.

Von 
Wolfram Köhler
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Der Vorfall mit einem weißen Lieferwagen sorgte an der Friedrich-Fröbel-Schule in Viernheim für große Aufregung. Mittlerweile hat sie sich gelegt. © Corina Busalt

Viernheim. Die Beschreibungen der Vorfälle ähneln sich: Ein weißer Lieferwagen begegnet Kindern, sie werden angelockt. Dann fährt das Auto weg – es passiert nichts. Was aber bleibt, ist Angst. Womöglich bei den Schülern, ganz sicher bei den Eltern. So war es im vergangenen Jahr im Umfeld der Nibelungenschule und vor zehn Tagen an der Friedrich-Fröbel-Schule.

Die Polizei registriert seit Jahren unzählige solcher Meldungen, wie sie mitteilt. Sie nimmt die Fälle ernst, ermittelt – in der Regel ohne Ergebnis. Und mahnt die Eltern, in den sozialen Medien keine Unwahrheiten zu verbreiten.

An der Fröbel-Schule machte vor allem eine Geschichte über den Vorfall an dem Mittwochnachmittag die Runde, die die Schulleitung selbst verbreitete. Darin heißt es, zwei Kinder seien von einem Lieferfahrzeug bedrängt worden.

Der unbekannte Fahrer habe sie aufgefordert, einzusteigen. Daraufhin hätten die Schüler laut um Hilfe gerufen, ein Passant sei zur Unterstützung hinzugekommen. Der Wagen sei dann verschwunden. Die Polizei, von den Eltern informiert, untersuchte parallel dazu den Vorfall. Ihre Darstellung fiel schließlich deutlich knapper aus: Ein Fahrzeug sei langsam an den Schülern vorbeigefahren. „Eines der Kinder wurde angeguckt.“

Austausch über Kinderansprecher in den sozialen Medien erzeugt Verunsicherung

Hat die Schule also überreagiert, indem sie sofort Rundschreiben verfasste? „Man kann darüber streiten, ob man die erste Nachricht hätte herausgeben sollen“, sagt Ingo Stechmann, stellvertretender Leiter des Staatlichen Schulamts, gegenüber dieser Redaktion. Es sei Absicht der Schulleitung gewesen, schnell zu informieren. Grundsätzlich sei aber nichts falsch gelaufen. „Ich sehe keinen Handlungsbedarf.“ Rektor Markus Taube äußerte sich trotz mehrfacher Anfrage nicht zu dem Vorfall.

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Laut dem stellvertretenden Schulamtsleiter hatte Taube am Tag nach dem Vorfall am 23. Oktober zunächst die Klassenlehrer und dann den Schulelternbeirat darüber informiert, dass es auf dem Nachhauseweg zweier Schüler zu einem Vorfall gekommen sei. „Diese Information wurde dann von der Elternschaft in den sozialen Medien gestreut“, erklärt Stechmann.

Da die Nachricht und vor allem die daraus resultierende Kommunikation zwischen den Eltern Verunsicherung erzeugt habe, habe sich Taube erneut und gesondert mit einem Schreiben an die Eltern gewandt. Dieser Text, der der Redaktion vorliegt, deckt sich weitgehend mit der ersten Veröffentlichung, allerdings fehlt darin der Satz, dass die Kinder aufgefordert worden seien, in den Lieferwagen einzusteigen. In dem Brief betont die Schulleitung, sie habe die Situation im Blick und stehe im Austausch mit den Beteiligten. „Sollte es neue gesicherte Informationen geben, werden wir Sie selbstverständlich umgehend informieren.“ Dies ist allerdings nicht geschehen – obwohl die Polizei zwischenzeitlich ermittelt hatte und den Vorfall weniger dramatisch darstellte als die Schulleitung.

Elternbrief mit der Polizei in Viernheim abgestimmt

Vor einer Reaktion nach außen sollte sich die Schulleitung mit der Polizei und dem Schulamt abstimmen, beschreibt Stechmann das grundsätzliche Vorgehen in solchen Fällen. In der Regel werde auch die Schulpsychologie involviert. In diesem konkreten Fall sei das „größtenteils berücksichtigt“ worden. In die Vorbereitung des Elternbriefs sei der Schutzmann vor Ort und die schulfachliche Aufsicht der Heppenheimer Behörde eingebunden gewesen. Abschließend stellt Stechmann fest: Seit dem beschriebenen Ereignis sei es zu keinen weiteren Vorfällen gekommen – „aber auch zu keinen weiteren Erkenntnissen. Seitens der Eltern herrscht laut Schule ebenfalls keine Aufregung mehr.“

Dazu beigetragen hat offensichtlich auch die Berichterstattung dieser Redaktion. Kurz nach dem Vorfall hatte der „Südhessen Morgen“ – neben den Rundbriefen der FFS-Schulleitung – über die Ermittlungsergebnisse der Polizei informiert. Der Artikel wurde ebenfalls über die sozialen Medien verbreitet. Eltern brachten in ihren Kommentaren ihre Erleichterung zum Ausdruck.

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