Migration

Mehr Platz für die Flüchtlinge in Viernheim

Die Stadt Viernheim bringt ab November rund 50 Personen in der neuen Wohncontainer-Siedlung am Heinrich-Lanz-Ring unter.

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Wolfram Köhler
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Ab Anfang November ziehen Migranten in den hinteren Block der Wohncontainer-Anlage am Heinrich-Lanz-Ring. © Bernhard Kreutzer

Viernheim. Der Druck, viele Flüchtlinge in kurzer Zeit unterbringen zu müssen, hat sich für Viernheim – wie für viele andere Kommunen – verringert. „Gott sei Dank“, sagt Sozialamtsleiter Rudolf Haas. Denn hätten sich die Prognosen von Anfang 2024 erfüllt, wäre jetzt jeder in Viernheim verfügbare Platz in den Unterkünften belegt. Von 500 zusätzlichen Migranten innerhalb von zwölf Monaten war damals die Rede. Schnell habe sich gezeigt: „Es kommen doch weniger“, erinnert sich Haas. In diesem Quartal etwa muss die Stadt 25 Personen aufnehmen, die ihr vom Kreis Bergstraße zugewiesen werden. Die Zahl der Asylanträge gehe zurück, erklärt der Amtsleiter. Warum dies so ist, sei unklar. „Ob die Grenzkontrollen dafür verantwortlich sind, weiß ich nicht. Ob es andere Gründe gibt, vermag ich auch nicht zu sagen.“

Fakt ist: Die für die Unterbringung Verantwortlichen wirken momentan wieder etwas entspannter. Und auch für die Zuwanderer selbst hat sich die Situation verbessert. Weil die Stadt Viernheim mit Blick auf frühere Voraussagen vorgesorgt und entsprechende Kapazitäten geschaffen hat, braucht sie die vorhandenen Unterkünfte nun nicht so dicht belegen, wie das geplant war – und es zunächst auch umgesetzt wurde. So teilten sich vor einem Jahr in der Regel noch drei bis vier Männer eine Wohneinheit von 15 Quadratmetern, aktuell wohnen nur noch zwei Personen in einem Raum zusammen. „Das dient dem Frieden“, stellt Rudolf Haas fest und freut sich erkennbar für die Betroffenen. Eine weitere Verbesserung der gesamten Wohnsituation wird sich nach Einschätzung des Sozialamtsleiters einstellen, wenn Anfang November am Heinrich-Lanz-Ring die vierte städtische Unterkunft eröffnet wird.

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Im ersten Schritt sollen 52 Menschen in den hinteren der beiden Container-Blocks einziehen. Dabei handelt es sich laut Haas zum einen um 15 Bleibeberechtigte, die bislang unweit entfernt im früheren Rhein-Neckar-Hotel wohnten. Der Kreis Bergstraße bringt dort seit Jahren vornehmlich Asylbewerber unter. Zum anderen werden insbesondere Familien aus dem ehemaligen Bürogebäude der Firma Pfenning in der Lilienthalstraße in die Weststadt umziehen. Der Mietvertrag mit dem Eigentümer endet im kommenden März. Deshalb müssen die Bewohner nach und nach in andere Einrichtungen verlegt werden.

Fourman-Gebäude als Ersatz für Pfenning-Immobilie geplant

Als Ersatz für die Immobilie in der Lilienthalstraße will die Stadt das sogenannte Fourman-Gebäude in der Industriestraße anmieten. Das teilte Bürgermeister Matthias Baaß am Mittwochabend in der Sitzung des Sozial- und Kulturausschusses mit. Die Stadt stehe in Verhandlungen mit dem Eigentümer. Bis zu einem Brand im Juli hatte der Kreis Flüchtlinge in der ehemaligen Bekleidungsfabrik untergebracht. Das Gebäude wurde im Anschluss nicht mehr genutzt. Es sei aber ohne größeren Aufwand wieder instand zu setzen, sagt Haas. Laut dem Amtsleiter ist es unter den momentanen Gegebenheiten etwas leichter, in den verschiedenen Einrichtungen gute nachbarschaftliche Verhältnisse zu schaffen. So sollen sich in der neuen Unterkunft am Heinrich-Lanz-Ring Eltern mit Kindern zwei Stockwerke teilen.

Eine Etage steht alleinstehenden Männern zur Verfügung. Der zweite Wohnblock bleibt vorerst noch frei, er soll erst später sukzessive belegt werden. Wann das sein wird, kann Haas noch nicht sagen. Er geht aber davon aus, dass eines Tages 100 bis 110 Migranten am Heinrich-Lanz-Ring untergebracht sein werden. Die Maximalkapazität der Anlage liegt bei 125 Personen. Diese auszuschöpfen, sei nicht beabsichtigt.

Insgesamt beherbergt die Stadt Viernheim derzeit 264 Migranten. 90 davon wohnen in der Lilienthalstraße. Auf dem Gelände der Stadtwerke in der Industriestraße sind 84 Personen in Wohncontainern untergebracht. Und in der Containeranlage in der Friedrich-Ebert-Straße werden 90 Flüchtlinge betreut. Die Menschen, die momentan in Viernheim ankommen, stammen Rudolf Haas zufolge weiterhin aus Afghanistan, Syrien oder der Türkei. Dabei handele es sich vornehmlich um Kurden. Lampertheim nimmt aktuell wieder mehr Menschen aus der Ukraine auf, wie die Stadtspitze der Spargelstadt mitteilte. In Viernheim sei das aber nicht der Fall, erklärt Amtsleiter Haas.

Der Mietvertrag der Stadt Viernheim für das frühere Bürogebäude in der Lilienthalstraße endet im Frühjahr. Die Bewohner der Flüchtlingsunterkunft werden daher nach und nach in andere Einrichtungen verlegt. © Bernhard Kreutzer

Die nun fertig eingerichtete Wohnanlage am Heinrich-Lanz-Ring ist baugleich mit der in der Friedrich-Ebert-Straße. Sie besteht aus zwei großen Einheiten mit jeweils drei Stockwerken. Jedes Geschoss verfügt über maximal neun Zimmer, die auf einer Seite des Ganges angeordnet sind. Auf der gegenüberliegenden Seite befinden sich Multifunktionsraum, Küche, Sanitäranlagen und Waschmaschinen. Nicht immer werden die Wohneinheiten komplett belegt, berichtet der Sozialamtsleiter. Manchmal werde auch eines der Zimmer als Lager genutzt, sodass nur acht zum Wohnen verfügbar sind.

Johanniter übernehmen Betreuung in Lampertheim

Die drei Wohncontainer-Siedlungen in Viernheim wurden von zwei unterschiedlichen Fachfirmen errichtet. Der nur zweigeschossige, dafür aber etwas längere Trakt in der Industriestraße befindet sich im Besitz der Stadtwerke. Die beiden anderen hat die Kommune direkt vom Generalunternehmer angemietet. Sollten die Anlagen später nicht mehr als Flüchtlingsunterkunft gebraucht werden, sollen sie demontiert und an anderer Stelle für einen anderen Zweck eingesetzt werden.

Für die Betreuung der Bewohner in den Unterkünften ist der Regionalverband Bergstraße-Pfalz der Johanniter-Unfallhilfe zuständig. Aufgrund der guten Erfahrungen, die Viernheim mit dem Konzept gemacht hat, setzt nun auch die Stadt Lampertheim auf die Dienste der Hilfsorganisation aus der Nachbarkommune (wir berichteten). „Alle Verantwortlichen in Viernheim sind froh, dass wir gerade eine ruhigere Phase haben“, fasst Haas die aktuelle Situation rund um Unterbringung der Geflüchteten zusammen. „Wir sind darum bemüht, dass es weiterhin gut läuft.“

Redaktion

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