Finanzen

Kanalgebühren sollen in Viernheim um gut 13 Prozent steigen

Kosten des neuen Entlastungssammlers fließen nun vollständig in die Kalkulation ein. Land Hessen fördert Ausbau der Kläranlage.

Von 
Wolfram Köhler
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Der Bau des Entlastungssammlers – mit dem Schachtbauwerk an der Kreuzung Industriestraße/Friedrich-Ebert-Straße – hat 19 Millionen Euro gekostet. © Stadtwerke

Viernheim. Um das städtische Kanalnetz für sogenannte Starkregenereignisse zu wappnen, hat die Stadt Viernheim für rund 19 Millionen Euro einen Entlastungssammler gebaut. Die Kosten des Großprojekts sollen nun ab 2026 wie geplant über die Kanalbenutzungsgebühren finanziert werden. Das teilt die städtische Presse- und Informationsstelle mit. Vorgesehen ist, die Schmutzwassergebühr zum 1. Januar 2026 um 23 Cent auf 1,96 Euro pro Kubikmeter zu erhöhen. Die Niederschlagswassergebühr soll um 13 Cent auf künftig 1,04 Euro pro Quadratmeter versiegelter Fläche steigen. Die Anhebung entspricht gut 13 beziehungsweise 14 Prozent. Grundlage für die vorgeschlagene Anpassung ist eine Kalkulation der Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft SWS Schüllermann und Partner für die Jahre 2026 und 2027. Der Haupt- und Finanzausschuss beschäftigt sich in seiner Sitzung am Donnerstag, 16. Oktober, 19 Uhr, im Ratssaal mit der Thematik. Die Entscheidung liegt bei den Stadtverordneten, die am Freitag, 24. Oktober, 19 Uhr, an gleicher Stelle tagen.

Nach Angaben der Stadt werden bei der vorgesehenen Gebührenerhöhung die vollständigen Kosten des Entlastungssammlers über die kommenden 80 Jahre berücksichtigt. Bislang, seit 2022, sind lediglich Teilabschnitte in die Kalkulation eingeflossen. Weitere Kostenfaktoren seien die Unterhaltung des städtischen Kanalnetzes, der Betrieb durch die Stadtwerke sowie Umlagen an den Abwasserverband Bergstraße. Außerdem berücksichtigt die Berechnung, dass die Stadt auf die Erhebung wiederkehrender Straßenbeiträge verzichtet und somit Einnahmen wegfallen.

Stadt schließt weitere Erhöhung nach dem Jahr 2027 nicht aus

„Trotz all dieser finanziellen Einflüsse, die sich anders nicht mehr abfangen lassen, bleibt die Kostensteigerung auf ein vertretbares Maß begrenzt“, findet Bürgermeister Matthias Baaß. Die Stadtverwaltung habe alle Möglichkeiten geprüft, um die Belastung für die Bürgerinnen und Bürger so gering wie möglich zu halten.

Hilfreich ist dabei, dass das Land Hessen die Hälfte der Investitionskosten beim Ausbau der Kläranlage des Abwasserverbands Bergstraße übernimmt. Dies betreffe insbesondere die vierte Reinigungsstufe, durch die Mikroplastik herausgefiltert wird. Baaß hatte sich gemeinsam mit den Bürgermeistern der anderen Mitgliedskommunen für eine entsprechende Förderung starkgemacht. Viernheim müsse nun deutlich weniger Geld zu dem Projekt beisteuern, sagt der Verwaltungschef. Das entlaste die Bürger unmittelbar. „Je geringer der städtische Anteil, desto weniger muss über die Gebühren finanziert werden.“

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Die aktuelle Kalkulation ist laut Stadt auf die Jahre 2026 und 2027 ausgelegt. Die Arbeiten an der Kläranlage in Weinheim sollen bis Ende 2027 abgeschlossen sein. Ab dem Jahr 2028 werden dann die verbleibenden Kosten des Abwasserverbands auf die Mitgliedskommunen verteilt. Auch der Anteil Viernheims, gemindert durch die Landesförderung, werde schrittweise über die Gebühren refinanziert. Aus heutiger Sicht ließen sich weitere Gebührenanpassungen nach dem Jahr 2027 daher nicht ausschließen, heißt es in der Presseerklärung der Kommune.

„Mit der geplanten Anhebung der Kanalbenutzungsgebühren bewegt sich Viernheim im regionalen Vergleich im mittleren Bereich“, erklärt das Kämmereiamt. Einige Städte verlangten deutlich höhere Gebühren von teils über drei Euro pro Kubikmeter Schmutzwasser. Andere lägen geringfügig darunter oder kombinierten niedrigere Gebührensätze mit festen Grundgebühren.

Redaktion

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