Fastnacht (mit Fotostrecke)

Frauen erobern das Viernheimer Bürgerhaus

Eine vierstündige Show mit Büttenreden, Tanzeinlagen und Gesang: Die Frauen vom KDFB laden zwei Mal zur Frauenfastnacht ins Viernheimer Bürgerhaus ein - und das sind die Höhepunkte

Von 
Dirk Timmermann
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Die „Frabies“ tanzen zu „Barbie Girl“. © Bernhard Kreutzer

Viernheim. Ein bunt geschmücktes Bürgerhaus, närrische Stimmung und 400 Damen: Zur Frauenfastnacht des Katholischen Deutschen Frauenbunds war in Viernheim geballte Frauenpower versammelt. Gleich zwei Mal nacheinander lud der Zweigverein des KDFB zur Sitzung, deren Tradition bis in die Nachkriegszeit zurückreicht. Damals noch in der Jahnhalle, brachte jeder sein eigenes Gedeck mit. „Kaffee und Kuchen standen hoch im Kurs“, erinnern sich die Älteren. Nach einem Intermezzo im Ratskeller findet die Frauenfastnacht seit Jahrzehnten schon im Bürgerhaus statt.

„Fastnacht für Frauen, mit Niveau“, heißt die Devise. Den Auftakt zur ersten närrischen Sitzung machte das Warm-Up mit Marion Schmid und Inka Träger. Ab 19.33 Uhr referierte das Duo über Ordnungswidrigkeiten und warnte die Falschparker: „Wer einen Strafzettel erhält, muss nachher die Polonaise anführen!“

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Geballte Frauenpower bei der Frauenfastnacht in Viernheim

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Dann traten Sandra Usler und Ursula Scheidel auf den Plan. Die Moderatorinnen holten sämtliche Mitwirkende auf die Bühne und tanzten zu „Barbie Girl“ – flankiert durch das Motto „Frabie“, das den Vorhang zierte. Die Lyrics des 90er-Party-Hits wurden leicht angepasst: „Frauen hier im Haus, macht die Ohren auf! Denn wir ham’s entdeckt: Frauen sind perfekt!“

„Protokollfrau“ wird politisch

Christina Arnold betrat sodann als „Protokollfrau“ die Bühne. Den Jahresrückblick brachte sie in Reimform: „Ganz schön rosa war’s letztes Jahr, Barbie und Ken sind wieder da“ – ein weiterer Grund, die Puppe in den Vordergrund zu rücken. Doch auch Politisches sparte die Protokollerin nicht aus: „Wenn wir nur halb so viel teilen wie auf Facebook, dann hätten wir auf der Welt einen anderen Ruck.“

Turbulent sei es inzwischen in Deutschland: „Seit Corona, ich sage es klar, ist kaum noch was, wie es früher mal war.“ Mit einem Rat an die „Oberen“ traf Arnold ins Schwarze: Nur mit „Durchwurschteln“ komme die Regierung nicht weiter! Viernheimer Verkehrshindernisse, neue Geschäfte in der City sowie ein Appell für Mitmenschlichkeit und Toleranz schlossen das Protokoll ab.

Klaudia Forg, Marion Schmid, Andrea Werle, Christina Blank, Nadiège Illert, Corina Knapp und Silke Vogel illustrierten derweil ein Thema, das jede Frau kennen dürfte: „Was soll ich denn nur anziehen?!“ Vom Kleiderständer nahmen die Damen Teil für Teil herab – und wurden nicht fündig.

Das kennt wohl jede Frau: „Nix zum Anziehen“, singen die ratlosen Sängerinnen des KDFB. © Bernhard Kreutzer

„Verne vorne“, hieß der „Sprachkurs“, den Sandra Usler dem Publikum gleich drei Mal näherbrachte. Fester Bestandteil: ein Test zu Viernheimer Mundart-Begriffen. Dass südhessische Idiome sitzen, war das positive Ergebnis ihrer Abfrage. Ebenso erfreulich: „Dappet“ war niemand.

Marlene Sailer und Ursula Scheidel wagten sich in den „Waschkeller“. Waschmaschine und Bügelbrett bildeten das fast schon zwingende Setting der Doppelbütt. „Schaffsch du noch voll?“ – „Isch hab’s jetzt mol nüchtern probiert!“, läutete den verbalen Schlagabtausch ein. Zu den Anonymen Alkoholikern gehen die „Hausfrauen“ trotzdem nicht: „Ich sauf’ doch nicht mit Leuten, die ich nicht kenn‘!“ Und selbst mit dem Nachwuchs läuft es nicht rund: „Wie ist das eigentlich, wenn man die schönste Tochter der Welt hat?“, habe das Mädchen gefragt. Der Tipp der Mutter: „Frag mal deine Oma!“ Den Witz zur Deutschen Bahn erzählte Scheidel aber nicht: „Ich weiß ja nicht, ob er ankommt.“

Eine „Frau mit Klasse“

Zweifellos eine „Frau mit Klasse“ ist Silke Vogel. In ihrer Rolle der stilvollen Lady nahm die Büttenrednerin das Lehramt aufs Korn. „Morgens Recht und nachmittags frei – familienfreundlich, ich war dabei“, bekannte die Akademikerin. Doch habe sich vieles verändert. „Ich sag’ es mal in privater Runde – die Bildung in Deutschland geht vor die Hunde“, lautete fortan ihr Credo. „Inklusion, Integration und Migration, in Massen, wie sollen wir das alles schaffen?“, fragte die Pädagogin. Und als am vorderen Tisch tatsächlich getuschelt wurde, drohte sie den „Störern“ mit Maßnahmen: „Ich kann euch auch auseinander setzen!“

„Verne vorne“ lautet der Titel von Sandra Uslers Sprachkurs. © Bernhard Kreutzer

Von der Schule zum Pediküre-Salon ging es mit Klaudia Forg alias „Hildegard“. Drei „Nageplätze“ habe Freundin Gisela eingerichtet, wodurch „Fischinnen“ und „Fische“ mit Hornhaut versorgt würden. Das Problem: Die Tiere sind nicht beim Finanzamt gemeldet. Donnernden Applaus ernteten derlei „Geschichten aus dem Leben“.

Auch Marion Schmid zog es in die Bütt, nachdem sie als „Willi“ zu „Shou shou shou, sha sha sha“ gesanglich performte, als Vorlage dafür diente die TV-Serie „LOL“. Den Part der „Wilma“ übernahm Inka Träger, begleitet von Simon Blank am Flügel.

Von Tina Kempf und Sonja Ott stammte die Choreografie zum Tanz der im Vorjahr formierten Gruppe „Pink Ladies“, außerdem die Choreo zum 90er-Tanz mit Hits von Blümchen, Scooter und Captain Jack. Regina Kaminski lieferte den Songtext zum „Walking Ballett“, das die Tücken des Nordic Walking persiflierte. Den Schlusspunkt des sehr gut angenommenen, vierstündigen Events setzten die Mitwirkenden mit dem Titel „E Hietl“.

Unterstützung hinter der Bühne

Tatkräftige Unterstützung leistete Musiker „Manni Capello“. Verantwortlich für das Gelingen der Show waren hinter den Kulissen die Büttenschieberinnen Rosemarie Dembkowski, Emilia Träger und Luisa Usler. Die Bühne dekorierte Manfred Bergmann, die Gesamtverantwortung oblag Christina Blank, Marion Schmid, Sandra Usler und Ursula Scheidel.

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Für die Aktiven des KDFB geht es am Sonntag, 11. Februar, karnevalistisch weiter. Dann werden die Frauen der Viernheimer Sektion am Straßenumzug teilnehmen (Beginn um 14.11 Uhr). Soziales Engagement wird beim KDFB groß geschrieben. So kommt der Erlös der Frauenfastnacht traditionell einem karitativen Zweck zugute.

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