Viernheim. „Das ist ein absoluter Traum, der in Erfüllung gegangen ist“. Kim Heidemann ist überglücklich. Die Triathletin hat beim 41. Viernheimer V-Card-Triathlon nicht nur ihren Stadtmeistertitel verteidigt, sondern überquert auch als erste Frau insgesamt die Ziellinie im Waldstadion. Das gab es in über 40 Jahren noch nie: Ein Viernheimer oder eine Viernheimerin gewinnt das Heimrennen. Was für eine Leistung – da klatscht das Publikum laut Beifall für die junge Triathletin, die sich einen Tag vor ihrem 23. Geburtstag das beste Geschenk selbst gemacht hat.
Henrik Schmitt holt seine erste Stadtmeisterschaft
Auch der neue Viernheimer Stadtmeister Henrik Schmitt kann sein Glück kaum fassen. „Als ich das erste Mal beim Triathlon zugeschaut habe und Steffen Kundel den Stadtmeistertitel gewonnen hat, habe ich mir vorgenommen, dass ich das auch mal schaffen will.“ Und so jubelt er, als klar war, dass er das erreicht hat. Während bei Familie Heidemann längst alle Damen – Mutter Silke und die drei Töchter Nina, Kim und Maya – in der Stadtmeister-Siegerliste stehen, ist Henrik Schmitt der erste Stadtmeister aus einer triathlonbegeisterten Familie. Ob sich die drei jüngeren Brüder auch irgendwann einreihen werden in die Sieger-Riege? Henrik schickt eine familieninterne Kampfansage für die nächsten Jahre raus: „Nicht, solange ich auch starte.“
Für die beiden Viernheimer und die anderen knapp 400 Starter läuft das Rennen über die olympische Distanz nahezu optimal. „Keine Probleme, keine Unfälle, keine Stürze“, meldet Cheforganisator Stefan Schott kurz vor Wettkampfende – und ist sichtlich erleichtert. Gerade die Radeinfahrt ins Stadion hatte den Verantwortlichen des TSV Amicitia ein wenig Sorge gemacht, ging es doch in der Kurve über einen geschotterten Weg.
Anstieg an der Juhöhe macht den Radfahrern zu schaffen
Die Athleten haben eher mit der Juhöhe zu kämpfen. Nach mehrjähriger Pause ist der steile Anstieg wieder Teil der Radstrecke. Einem kommt der Abschnitt entgegen: dem Sieger Jakob Breinlinger. „Je steiler, desto besser“, freut sich der Mann vom Nikar Heidelberg über die anspruchsvolle Strecke. Der spätere Gewinner legt fast einen Start-Ziel-Sieg hin. Beim Schwimmen im Hemsbacher Wiesensee gehört er zur Spitzengruppe, die fast zeitgleich nach 1500 Metern aus dem Wasser kommt. „Ich hatte einen guten Wechsel und konnte gleich vorneweg auf die Radstrecke gehen“, erzählt der Sieger im Ziel.
Nicht so optimal lief der Wechsel bei der späteren Siegerin. „Ich hatte meine Startnummer vergessen und musste nochmal zurück“, berichtet Kim Heidemann lachend. Der kleine Fauxpas kostet aber nicht viel Zeit. Noch vor Kathrin Halter und Janina Fabriz geht es auf die 40 Kilometer durch den Odenwald, über die Juhöhe und durch den Saukopftunnel nach Viernheim.
Im Waldstadion wartet man indes gespannt auf die Meldungen von der Radstrecke – wer liegt vorne, wie groß sind die Abstände? Da ist man dieses Jahr nicht nur auf die Infos per Telefon aus dem Führungsfahrzeug angewiesen, sondern kann online die Athleten verfolgen. An mehreren Stellen wird die Zwischenzeit genommen und die aktuelle Reihenfolge übertragen. Der schnellste Radfahrer kommt auch als Erster in die Wechselzone, Jakob Breinlinger hat sich etwas von der Konkurrenz abgesetzt und schlüpft in die Laufschuhe. Thorben Scholl und David Kosar sind die schärften Verfolger – und können den Führenden nicht mehr einholen.
Jakob Beinlinger holt sich den Gesamtsieg bei den Männern
Als die Männer auf der Laufstrecke sind und mehrmals ins Stadion zum Wendepunkt einbiegen, üben die jüngsten Triathleten des TSV Amicitia den Zieleinlauf. Denn schnell wird es ernst: Mit bunten Ballons in der Hand begleitet der Tria-Nachwuchs den Sieger Jakob Breinlinger ins Ziel. 1:54:04 Stunden stehen auf der Uhr. Auch der Zweitplatzierte Scholl und Koser als Dritter werden von den Zuschauern gefeiert.
Die Tria-Kids müssen dann schnell wieder in den Zielkanal. Denn nach 2:09:04 Stunden kommt Kim Heidemann ins Ziel – und feiert den ersten Sieg und den vierten Stadtmeistertitel. Janina Fabriz kommt zweieinhalb Minuten danach ins Ziel und wird Zweite, Kathrin Halter belegt den dritten Platz.
Eine gute Minute nach der schnellsten Viernheimer Frau kommt der neue Stadtmeister Henrik Schmitt ins Ziel. Das Viernheimer Podium komplettieren Maik Heinrich und Jan Werner. Und auf Platz vier läuft Peter Brandmüller ins Ziel, begleitet vom großen Applaus der Viernheimer Triathlon-Fans. Nach zehn Jahren Pause ist der Rekordstadtmeister wieder angetreten und ist hochzufrieden: „Ich habe viele Junge hinter mir gelassen.“ Der mittlerweile 60-Jährige kündigt deswegen an: „Ich will auch nächstes Jahr nochmal mitmachen.“
Genauso eine Legende wie Brandmüller ist der Starter mit der Nummer 41. Die hat eine besondere Bedeutung: Zum 41. Mal ist Pedro Leischwitz beim Viernheimer Triathlon dabei. Der Hockenheimer kommt auch zum 41. Mal ins Ziel und kann sich feiern lassen. Im Ziel gratuliert Herbert Friedel, der beim ersten Viernheimer Triathlon die Zeiten noch mit der Stoppuhr genommen und die Siegerlisten per Hand geschrieben hat: „Damals gab es keine Transponder, und Livetiming erst recht nicht“. Für den Athleten Pedro Leischwitz hat sich nicht viel geändert: „Es ist noch genauso anstrengend wie 1984.“
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