Sprache - Lernmobil und Deutsch-Türkisches Institut für Arbeit und Bildung unterzeichnen Kooperationsvereinbarung

Damit ukrainische Kinder mit Freude Deutsch lernen

Von 
Martin Schulte
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Die beteiligten Akteure besiegeln die Kooperation. Mustafa Baklan und Brigitta Eckert machen den Anfang. © Martin Schulte

Viernheim. Aus der Ukraine geflüchtete Kinder und Jugendliche sollen so schnell wie möglich Deutsch lernen – und zwar mit Freude. Mit diesem gemeinsamen Ziel haben das Lernmobil, der Viernheimer Verein für Integration durch Bildung, und das Mannheimer Deutsch-Türkische Institut für Arbeit und Bildung (DTI) am Mittwoch im Beisein zahlreicher beteiligter Akteure eine Kooperation besiegelt. Im Kern geht es um eine digitale Lernplattform, die nun zunächst in der Intensivklasse der Alexander-von-Humboldt-Schule (AvH) zum Einsatz kommt.

Wie Franz Egle, Geschäftsführer des gemeinnützigen Mannheimer Instituts, erklärte, lernten Kinder und Jugendliche Fremdsprachen in der Schule auf dem klassischen Weg über mehrere Jahre hinweg. Dazu hätten die hier im Fokus stehenden jungen Menschen aber nicht die Zeit. Sie müssten sehr rasch Deutsch lernen, um in dem für sie fremden Land zurechtkommen zu können.

Die Bildungsplattform MintiCity ermögliche im Vergleich zum stringent strukturierten Schulunterricht eine mehrdimensionale Beschäftigung mit der deutschen Sprache, so Egle. An dem italienischen Verb balare – tanzen – verdeutlichte er: „Wer das klassisch als Vokabel paukt mit vielen anderen zusammen, der hat es oft schnell wieder vergessen. Wer es aber tut, also mit anderen tanzt, merkt sich nicht nur das Wort, sondern der spricht bald ganze Sätze im Zusammenhang mit der Vokabel.“ MintCity spreche alle Sinne an, auch die haptischen.

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Junge Menschen lernten nicht immer alle mit großer Begeisterung. Aber alle spielten gern. Und die Lernplattform funktioniere spielerisch. „Das macht Spaß und es macht Lust, Deutsch zu lernen.“ Das DTI habe an der Mannheimer Justus -von-Liebig-Schule diese Erfahrung gemacht, so Egle. Und die Lehrenden seien angetan von Minticity. Aus zunächst einer seien inzwischen fünf Intensivklassen geworden, die die Plattform nutzten.

Cathrin Brinzing von der Leseförderung des Lernmobils stimmte dem zu. Sie und die Honorarkräfte, die die Intensivklasse der AvH ab kommender Woche unterrichten, haben bereits eine Einführung in die Plattform erhalten. Sie seien ebenfalls von der Herangehensweise überzeugt, so Brinzing. Die rund 20 Schüler der AvH-Intensivklasse würden zwei Stunden pro Woche mittels der Plattform unterrichtet. Etwa 100 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine leben derzeit in Viernheim, wie viele schulpflichtig sind, blieb offen.

MintiCity wurde in der Türkei entwickelt und ging dort vor 13 Jahren an den Start. Inzwischen haben über 300 000 junge Menschen in der Türkei damit Deutsch gelernt, hieß es.

Das Deutsch-Türkische Institut widmet sich nicht allein den türkischen Landsleuten, wie der Name nahelegen mag. Es engagiert sich für den Sprach- und Bildungserwerb aller Menschen fremder Herkunft. Seine Arbeit basiere auf drei Säulen, so Egle: Sprachbildung, Berufsbildung, Demokratiebildung.

Finanziell ermöglicht haben die Bürgerstiftung und der Lions Club den Einsatz von MintiCity mit jeweils 2500 Euro. Mit dieser Summe werden die Honorarkräfte der Leseförderung für das kommende Schuljahr bezahlt. Das DTI übernimmt zudem die Lizenzgebühr von 1500 Euro für das Jahr.

Brigitta Eckert, Mitgeschäftsführerin des Lernmobils zeigte sich begeistert von der neuen Kooperation. „MintiCity hat uns wirklich noch gefehlt.“ Sie danke den Spendern Bürgerstiftung und Lions Club nicht zuletzt auch für deren schnelle Entscheidung zur Beteiligung. „Wir haben uns schnell entschieden, weil wir die Sinnhaftigkeit erkannt haben“, sagte Harald Hofmann für beide Einrichtungen.

Großes soziales Engagement

Der gastgebende Bürgermeister Matthias Baaß hatte zur Begrüßung der Runde die gesellschaftliche Bedeutung der Sprachfähigkeit betont. „Wenn man sich versteht, geht vieles besser“, sagte er. Der Mannheimer Unternehmer Mustafa Baklan bedankte sich in Namen des DTI für die Unterstützung und „das große soziale Engagement der Viernheimer“.

Redaktion Reporter.

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