Soziales - Integrationslotsen des Vereins Lernmobil unterstützen Geflüchtete – Dolmetscher und Vertrauensperson

Hilfe beim Behördengang

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Beáta Gergely (v.l.), Antoaneta Peeva, Ina Jerenashvili, Ameen Hamdoon, Emilia Sihman und Oksana Bardus helfen bei der Integration Geflüchteter. © Othmar Pietsch

Viernheim. Beim Besuch einer Behörde oder der Beantwortung amtlicher Schreiben stoßen viele Menschen in Deutschland an ihre Grenzen. Da muss man sich nicht wundern, wenn Geflüchtete mit solchen Angelegenheiten komplett überfordert sind. Hier leistet der Verein Lernmobil mit seinen Integrationslotsen Hilfe. Sie sind Vermittler, Dolmetscher und auch Vertrauenspersonen. Auf was es dabei ankommt, wurde in einem Pressegespräch erläutert.

In erster Linie seien es bürokratische Hürden, die es zu bewältigen gilt. „Die Bearbeitungszeit von Anträgen ist oft extrem lang, während die Leute auf heißen Kohlen sitzen, denn nur mit einem entsprechenden Bescheid oder einem Aufenthaltstitel können weitere Maßnahmen ergriffen werden“, berichtet Ameen Hamdoon, der aus dem Irak nach Deutschland geflüchtet ist und als hauptamtlicher Migrationsberater für Zuwanderer des Lernmobils in Viernheim und Bürstadt tätig ist.

Der Krieg in der Ukraine hat die Flüchtlingsproblematik natürlich verschärft. „Viele Menschen von dort suchen Schutz in Deutschland. Vor allem Mütter mit Kindern und Schwangere erreichen derzeit unser Land“, sagt Oksana Bardus. Für Integration gebe es noch kein Drehbuch, aber Angebote des Lernmobils, die sich seit der Gründung vor 35 Jahren bewährt hätten.

2015 hat der Verein gemäß seines Leitmotivs „Integration durch Bildung“ zahlreiche Angebote für Menschen mit Flucht- oder Migrationshintergrund ausgearbeitet. „Von denen profitieren nun auch ukrainische Geflüchtete“, freuen sich Bardus und ihre Mitstreiterinnen. Sie können auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen.

Sprachkurse gefragt

Die Herausforderungen seien ähnlich wie bei der Flüchtlingswelle vor einigen Jahren. „Die Ukrainer brauchen Wohnungen, viele können nicht und wollen nicht auf Dauer in ihren Gastfamilien bleiben. Dann geht es um staatliche Unterstützung, die Suche nach Plätzen in Kindertagesstätten, Schulen und Ausbildungsberufen. Auch die Sprachkurse sind stark nachgefragt“, sagt Abteilungsleiterin Beáta Gergely.

Emilia Sihman sieht ihr Aufgabe als Lotsin aber weiter gefasst. „Man muss sich in die Situation der Menschen hineinversetzen, die von Zukunftsängsten geplagt werden. Da gilt es beruhigend einzuwirken, optimistisch aufzutreten und sich den Sorgen und Nöten anzunehmen. Etwas schauspielerisches Talent kann da nicht schaden.“

Oberstes Ziel des Lernmobils ist es, den Geflüchteten einen gleichberechtigten Zugang zum wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Leben in Viernheim zu ermöglichen. Besonders neu eingereisten Migranten wird dabei geholfen, sich möglichst schnell in der neuen Heimat zurechtzufinden.

Ursprüngliche Idee war, dass Menschen, die selbst nach Viernheim zugewandert waren, Neuzugewanderten bei deren Integrationsprozess behilflich sein können. Das war die Geburtsstunde der heutigen Integrationslotsen, die der Verein Lernmobil übernommen hat.

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