Viernheim. Nach etwas mehr als zwölf Jahren verlässt Cornelia Kohl die Alexander-von-Humboldt-Schule. Die langjährige Schulleiterin tritt mit Ende des Halbjahres ihren Ruhestand an. Bei einer kleinen Feierstunde in der Schule wird die Leiterin offiziell verabschiedet. Andrea Johannsen vom staatlichen Schulamt des Kreises Bergstraße überreicht die entsprechende Urkunde.
Wer die Nachfolge auf dem Posten der Schulleitung antritt, ist noch offen. „Die Stelle war ausgeschrieben, aber das Besetzungsverfahren läuft noch“, teilt Lutz Ackermann auf Anfrage mit. Der stellvertretende Schulleiter wird die AvH kommissarisch führen und die Aufgaben gemeinsam mit den Mitgliedern der erweiterten Schulleitung wahrnehmen, bis das Verfahren abgeschlossen und eine neue Schulleitung eingesetzt ist.
Englisch und Französisch studiert
Bei der Verabschiedung in der Mensa der Europaschule lässt Andrea Johannsen den beruflichen Werdegang der nun ehemaligen Schulleiterin Revue passieren. In Oldenburg geboren, machte Cornelia Kohl 1976 ihr Abitur und studierte Englisch und Französisch. Die angehende Lehrerin absolvierte ihr Referendariat an der Bergstraße, an der Liebfrauenschule in Bensheim, und kam an das Überwald-Gymnasium nach Wald-Michelbach.
Als Oberstudienrätin wechselte sie 1991 an die Geschwister-Scholl-Schule in Bensheim. „Sie kam dort in ein Schulleitungsteam mit langjährigen, männlichen Mitgliedern“, weiß Johannsen von den „alten Krusten“, die dort aufzubrechen waren.
Nach drei Jahren als Leiterin der Georg-Christoph-Lichtenberg-Schule in Ober-Ramstadt bewarb sich die vierfache Mutter auf die freie Stelle an der AvH in Viernheim. „Eine Schule mit bunt gemixter Schülerschaft, Lehrern und Eltern, die hohe Erwartungen die Schulleitung haben und die sich im architektonischen Umbruch befindet“, beschreibt Johannsen die Situation der Schule, die damals wie heute gilt. „Schule ist herausfordernd“, fasst die Schulamtsvertreterin zusammen.
Die Herausforderungen einer Schulleiterin habe Kohl mit Ruhe und Besonnenheit gemeistert – das unterstreichen alle Gäste in ihren Grußworten. Johannes Kühn, Technischer Betriebsleiter des Eigenbetrieb Schule und Gebäudewirtschaft im Kreis Bergstraße, vergleicht Schulleitung mit der Hohen See: „Die AvH ist eines der größten Schiffe im Kreis. Da müssen immer wieder die Segel neu gesetzt werden.“ Als Kapitänin habe Kohl auch bei stürmischer See mit ruhiger Hand geführt – selbst herabfallende Deckenkonstruktionen im Lehrerzimmer hätten sie nicht vom Kurs abgebracht. Dieser Kurs, mit der anstehenden Erweiterung des Gebäudes, müsse nun unter anderem Kommando fortgesetzt werden.
Der Kreisbeigeordnete Heinz Klee in Vertretung des Landrats kennt die Mammutaufgabe einer Gesamtschulleitung: „Unterschiedliche Schulformen, unterschiedliche Lehrpläne, unterschiedliche Lehrer und Schüler. Das erfordert Eigenschaften, die Sie mitgebracht haben“, bedankt er sich bei der scheidenden Direktorin.
„Eigentlich geht uns als Stadt die Schule ja gar nichts an“, meint Bürgermeister Matthias Baaß mit einem Augenzwinkern. Aber die Tatsache, dass die städtische Jugendförderung ein Stadtteilbüro in der Schule habe, zeige den hohen Stellenwert der Zusammenarbeit von Kommune und Stadt. „Es war und ist immer ein gutes Miteinander“, bekräftigt das Stadtoberhaupt. Markus Taube bedankt sich für die wertschätzende Zusammenarbeit im Viernheimer Schulverbund. „Von Ihrer ruhigen Art konnte ich mir oft eine Scheibe abschneiden“, räumt der Schulleiter der Fröbelschule ein.
Gute Wünsche
Silke Weimar-Ekdur spricht für die Schulleitungen im Kreis Bergstraße und schlägt den Bogen zu den Musikstücken, die sich Cornelia Kohl ausgesucht hat – wie das französischen Chanson „Ma Liberté“ (Meine Freiheit) von Georges Moustaki. „Während der Dienstjahre war die seltene Perle der persönlichen Freiheit schwierig zu bewahren“, wünscht sie ihrer Kollegin, dass sie sich im Ruhestand alle persönlichen Wünsche erfüllen möge.
Dankesworte gibt es von Dr. Erik Schatz für das Personal der AvH, von den Schulsprechern Mara Dieter und Luca Biereth, von der Elternbeiratsvorsitzenden Heike Grübel und der Fördervereinsvorsitzenden Frauke Schupp. Und so, wie Kohl zuvor von den Rednern beschrieben wird, fallen ihre Abschiedsworte aus – kurz, ruhig, prägnant, schnörkellos: „Mein Berufsleben endet. Und ich bin dankbar, dass ich einen Teil an der AvH erleben konnte.“
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