Schriesheim

Wie das geplante Neubaugebiet in Schriesheim aussehen soll

Seit zehn Jahren diskutiert Schriesheim über ein Neubaugebiet im Süden seiner Gemarkung. Der Nachbarschaftsverband Heidelberg-Mannheim machte eine wichtige Vorgabe

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Konstantin Groß
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Schriesheim hat theoretisch die Möglichkeit zu einem Neubaugebiet auf einem 18 Hektar großen Gelände im Süden der Gemarkung (rechts im Bild). © Bernhard Zinke

Schriesheim. Seit rund zehn Jahren wabert in Schriesheim die Diskussion um ein „Neubaugebiet Süd“. Eine wichtige Vorgabe kommt jetzt vom Nachbarschaftsverband Heidelberg-Mannheim, Träger der Flächennutzungsplanung in der Region: „Wohngebiete müssen flächensparender gestaltet werden als früher“, macht Verbandsreferentin Anna George nun im Schriesheimer Gemeinderat klar.

Der Verband, dem die Großstädte Mannheim und Heidelberg sowie 16 umliegende Kommunen angehören (darunter Schriesheim), hat eine Studie zur „Siedlungsentwicklung 2005 bis 2021“ erarbeitet. Ihr wenig überraschendes Fazit: „Es gibt einen steigenden Bedarf an Wohnraum, der auf immer weniger Flächen befriedigt werden muss.“ Vorgabe des Verbands daher: Neubaugebiete ja, aber flächensparender als früher.

Und regional abgestimmt. Dies ist geschehen: Schriesheim ist im Flächennutzungsplan mit 18 Hektar am südlichen Ortsrand berücksichtigt. Konkrete Schritte stehen noch aus, das Thema ist politisch umstritten. In diese Diskussion platzt nun die Stellungnahme des Verbands.

„Baugebiete werden heute nicht mehr so gestaltet wie früher“, sagt Anna George. Und noch deutlicher: „Bebauung mit frei stehenden Einfamilienhäusern ist nicht mehr zeitgemäß.“ Als erster Ansatz zu einem Baugebiet „neuen Typs“ in unserer Gegend gilt der Mahrgrund in Ilvesheim, noch besser gelang dies bei „Mitten im Feld“ in Heddesheim: „Hier konnten 33 Wohneinheiten pro Hektar untergebracht werden.“ Und hier zeigt sich auch, dass Verdichtung kein „Zubauen“ bedeutet.

Wofür der Verband noch plädiert 

Neben Neubaugebieten plädiert der Verband jedoch verstärkt für Innenverdichtung. Als gelungenes Beispiel nennt George die in der Amtszeit von Bürgermeister Hansjörg Höfer umgesetzte Bebauung des früheren OEG-Geländes: „Sie fügt sich gut ein.“ Und sie bringt 80 Wohneinheiten pro Hektar. Eine noch günstigere Umweltbilanz liefern die Martinshöfe in Ladenburg: 117 Wohneinheiten pro Hektar.

Aber der Verband ist natürlich nicht weltfremd: „Wir sind uns bewusst, dass es oft wenig Gegenliebe in der Nachbarschaft von Geschossbauten gibt“, weiß George. Den Interessenkonflikt auflösen, das könne der Verband nicht: „Das bleibt bei Ihnen in der örtlichen Gemeinde.“

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Die Studie und ihre Schlussfolgerungen stoßen im Gemeinderat auf Zustimmung. „Sie kommt zur richtigen Zeit“, meint Bernd Molitor. Der Grüne lässt jedoch nichts raus, wie seine Fraktion zum Neubaugebiet steht, sondern sagt nur: „Innenverdichtung oder Neubaubaugebiet - das ist hier die zentrale Frage.“ Auch Michael Mittelstädt lobt die Studie als „wichtigen Fingerzeig“. Dem CDU-Fraktionschef ist jedoch vor allem daran gelegen, dass derartige Beratung durch den Verband für Schriesheim kostenlos erfolgt - eine Zusage, die George geben kann.

Anders als die zwei größten Fraktionen lassen die Freien Wähler eine Meinungstendenz erkennen. Nach Aussage von Stadträtin Jutta Becker ist es „nicht zielführend, in der Fläche Neubaugebiete auszuweisen“.

„Wir wären da gerne schon sehr viel weiter“, meint im Gegensatz dazu Sebastian Cuny zum Neubaugebiet: „Denn nach dem Klimawandel ist Schaffung von Wohnraum eine der wichtigsten politischen Aufgaben“, so der SPD-Fraktionschef. Aufgefallen ist ihm in der Studie der Hinweis, wonach ein Neubaugebiet an einen attraktiven Nahverkehr angebunden sein sollte. „Eine der drei bestehenden Haltestellen der RNV liegt gegenüber einer der Potenzialflächen“, verweist Cuny auf jene gegenüber von „Schriesheim-Süd“.

Bauen: In die Höhe, nicht in die Breite

Auch die FDP plädiert grundsätzlich für stärkere Verdichtung, ihre Ortsvorsitzende Ulrike von Eike fragt sich auch aber: „Wie fühlt man sich dann in solch größeren Gebieten wie etwa der Bahnstadt?“ Politisch stellen sich für die Liberale gleich mehrere Grundsatzfragen: „Wollen wir weniger bauen mit weniger Flächen oder uns mehr Freiflächen gönnen und dafür kleinere Wohnflächen, oder wollen wir einfach mehr bauen mit mehr Fläche?“

In die Höhe und nicht in die Breite zu bauen, damit kann auch Einzelstadträtin Liselore Breitenreicher leben. Allerdings mahnt sie, dass sich solche Neubauten in die bestehende Umgebung einpassen müssen, „kein Hochhaus inmitten von Einfamilienhausern entstehen darf“. AfD-Stadtrat Thomas Kröber hat zu dem Thema „keine Anmerkungen“.

In der zweiten Runde entsteht eine Diskussion über die Ausgestaltung solcher Neubaugebiete. Gerlinde Edelmann (Grüne) beklagt, dass die ökologischen Ausgleichsflächen - da diese ja von den Baugrundstücken abgehen würden - selten in den Neubaugebieten selbst ausgewiesen werden, sondern an anderen Stellen der Gemarkung: „Dies geht dann von der Landwirtschaft ab, sprich von unserer Nahrungsmittelversorgung.“ „Das ist kommunale Planungshoheit“, kann Anna George dazu wenig sagen. Und Bürgermeister Christoph Oeldorf bestätigt: „Das wird in diesem Raum entschieden.“

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