Ermittlungen

Nach Messerattacke in Altenbach: Ist der Verdächtige schuldunfähig?

Mit Messerstichen soll ein 58-Jähriger in Schriesheim-Altenbach einen Mann lebensbedrohlich verletzt haben. Ob er für die Attacke später ins Gefängnis muss, hängt maßgeblich von einem Gutachten ab

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Julian Eistetter
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Kriminaltechniker sichern nach dem Messerangriff im Altenbacher Birkenweg im April Spuren am Tatort. © René Priebe

Schriesheim. Nach dem Messerangriff im Schriesheimer Stadtteil Altenbach am 18. April werden sich die Ermittlungen noch einige Wochen hinziehen. Das geht aus einer Anfrage dieser Redaktion bei der Mannheimer Staatsanwaltschaft hervor. Eine Anklage gegen den 58 Jahre alten Tatverdächtigen, der auf offener Straße mit mehreren Messern auf einen 56-Jährigen eingestochen und diesen lebensbedrohlich verletzt haben soll, zeichnet sich derzeit noch nicht ab. Zunächst müsse nach Angaben einer Behördensprecherin geprüft werden, ob der ortsbekannte Mann überhaupt schuldfähig sei.

Hinsichtlich dieser Frage sei ein psychiatrisches Gutachten in Auftrag gegeben worden, teilt die Sprecherin der Staatsanwaltschaft mit. Dieses liege jedoch genauso wenig vor wie das rechtsmedizinische Gutachten, mit dem ebenfalls ein Sachverständiger betraut worden war. „Weitergehende Angaben kann ich aufgrund der noch laufenden Ermittlungen zum jetzigen Zeitpunkt nicht machen“, so die Sprecherin.

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Dass der Tatverdächtige möglicherweise an einer psychischen Störung oder Erkrankung leiden könne, glaubt auch Herbert Kraus, seit 2014 Ortsvorsteher des Örtchens mit rund 1900 Einwohnerin im Odenwald. „Die Person, die das gemacht haben soll, ist aus ärztlicher Sicht sicherlich interessant“, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Auch er habe nach der Bluttat direkt angeregt, ein Gutachten zum Geisteszustand des 58-Jährigen anfertigen zu lassen.

Das Motiv für die Tat ist weiterhin unklar

In einem früheren Gespräch hatte Kraus den mutmaßlichen Angreifer als einen „intelligenten Sonderling“ bezeichnet. Im Alltag sei er durch auffällige Kleidungsstücke wie dicke Bommelmützen aufgefallen, auch „Tiraden“ habe der Mann hin und wieder abgelassen, wenn man ihm auf der Straße begegnet sei. Gewalttätig sei er jedoch bis zum 18. April nie gewesen.

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An diesem Tag war der 58-Jährige nach den bisherigen Erkenntnissen der Ermittlungsbehörden gegen 6.25 Uhr mit mehreren Messern auf das 56 Jahre alte Opfer losgegangen. Beide hatten sich zu diesem Zeitpunkt im Birkenweg auf der Fahrbahn aufgehalten - offenbar in der Nähe des Wohnanwesens des Verdächtigen, das später auch von Beamten durchsucht wurde. Das Motiv für den Angriff ist bis heute unklar, nach ersten Angaben der Behörden kannten sich der mutmaßliche Täter und das Opfer. Über das Verhältnis der beiden wurden bislang jedoch noch keine weiteren Angaben gemacht.

Hauptverhandlung oder Unterbringungsverfahren?

Die genauen Hintergründe der Tat werden wohl erst bei einer möglichen Hauptverhandlung bekannt werden. Ob es sich dann um einen „gewöhnlichen“ Strafprozess oder ein Unterbringungsverfahren wegen des Verdachts einer psychischen Erkrankung handeln wird, entscheidet sich nach Vorliegen des Gutachtens. In letzterem Fall würde am Ende des Verfahrens eine Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik im Raum stehen und keine Gefängnisstrafe.

Im Ort selbst ist der blutige Vorfall aus dem April kaum noch Thema, wie Ortsvorsteher Kraus berichtet. „In den ersten drei Wochen haben die Menschen noch darüber gesprochen, jetzt ist das aber nicht mehr so“, sagt er. Nachhaltige Spuren hat der Messerangriff in dem Odenwald-Örtchen also nicht hinterlassen.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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