Teure Reparaturen

Nach Brand in Schriesheimer Kirche: Schaden inzwischen bei 200.000 Euro

Es war ein kleines Feuer, doch die Auswirkungen sind enorm: Auch nach bald drei Monaten sind die Beeinträchtigungen in der katholischen Kirche Schriesheim noch groß. Doch es gibt auch gute Nachrichten

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Julian Eistetter
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Dichter Rauch steht kurz nach dem Feuer in den Räumen der katholischen Kirche – mit erheblichen Folgen. © Freiwillige Feuerwehr

Schriesheim. Die oberflächliche Reinigung in den Räumen der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Schriesheim ist längst abgeschlossen. Die Kontamination der Luft in der großen Halle ist beseitigt. Und obwohl auch bereits zwei Wochen nach Ostern wieder erste Veranstaltungen stattfinden konnten, ist in dem Gotteshaus noch längst keine Normalität eingekehrt, wie Detlev Aurand, Vorsitzender des Pfarrgemeinderats der Seelsorgeeinheit Schriesheim-Altenbach-Dossenheim, am Montag im Gespräch mit dieser Redaktion berichtet. Bald drei Monate sind seit dem Feuer vergangen, das ungeahnt große Auswirkungen nach sich ziehen sollte. Bis heute ist die Kirche eine ziemliche Baustelle.

Mehrere Fachfirmen müssen die Folgen des Brandes in der Kirche beseitigen

„Das ist kein schöner Zustand aktuell“, betont Aurand. Insbesondere einige Spezialarbeiten von Fachfirmen seien noch nicht in Angriff genommen worden. So müssten etwa noch die große Altarwand, die Kunstfiguren und die besondere Glasfront von den Rußpartikeln gereinigt werden, die sich damals durch den Brand im gesamten Kirchensaal verteilt und auf Oberflächen gelegt hatten. „Für die Altarwand und die Figuren muss ein Restaurator kommen, die Glasfront reinigt die Herstellerfirma“, erklärt Aurand. Wann das passieren werde, sei aber noch nicht absehbar.

Selbes treffe auf die Kirchenorgel zu, die ebenfalls wegen der Rußablagerungen aufwendig gesäubert werden muss. Dazu muss eine Spezialfirma anrücken und das Instrument auseinanderbauen. „Das sind allein etwa 1700 Pfeifen, die aus- und wieder eingebaut werden müssen.“ Auch diese Arbeiten seien bereits beauftragt, jedoch noch nicht terminiert. Die Beteiligung vieler Stellen mache die gesamte Abwicklung kompliziert, deutet der Vorsitzende des Pfarrgemeinderats an.

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Einen Termin, wann tatsächlich alles fertig ist, kann Aurand nicht nennen. Für die Seelsorgeeinheit sei das ein unbefriedigender „Schwebezustand“. Einige Gegenstände seien demontiert worden und sollen erst nach den notwendigen Malerarbeiten wieder angebracht werden, was ebenfalls für einen Baustellen-Charakter in der Kirche sorge. „Da greift eins ins andere.“

Bestandsschutz fällt durch Arbeiten weg - weitere Schutzmaßnahmen erforderlich

Wie so häufig sei es auch in diesem Fall so, dass im Verlauf der Arbeiten weitere Schäden sichtbar werden, die jahrelang verborgen geblieben seien oder über die hinweggesehen wurde. Auch was den Brandschutz und die Sicherheitsbestimmungen angehe, müsse nun nachgebessert werden. „So lange am Gebäude nichts gemacht wird, hat man Bestandsschutz. Jetzt, wo wir etwas machen müssen, gilt der nicht mehr“, erklärt Aurand. So müssten nun etwa selbstleuchtende Schilder angebracht werden, die auf Notausgänge hinweisen - für Aurand eigentlich über Jahre ein absolutes No-Go für eine Kirche.

Die Schadenssumme beziffert der Pfarrgemeinderatsvorsitzende inzwischen auf rund 200 0000 Euro, den Großteil werde aber immerhin die Versicherung übernehmen. Auch wenn es sich bei dem Feuer um Brandstiftung gehandelt habe und der Täter ermittelt worden sei, sei von dieser Seite nichts zu holen. Denn es war ein strafunmündiges Kind, das eine Kunstinstallation im Altarbereich in Brand gesetzt hatte, wie die Polizei bestätigt hatte. Kontakt zu der Familie habe es in der Folge nicht gegeben, sagt Aurand. Auch keine Entschuldigung. Ob die Versicherung versuchen werde, sich das Geld über die Familie des Kindes zurückzuholen, könne er nicht sagen.

Gibt es künftig schärfere Sicherheitsvorkehrungen in der Kirche? Das sagt der Vorsitzende des Pfarrgemeinderats

Wie berichtet, war das Feuer in der Kirche am Montag, 12. März, im Bereich des Altars ausgerbrochen. Eine Kerze einer Kunstinstallation war von unten mit einer Flamme abgeschmolzen und entzündet worden. Tücher der Installation kokelten dadurch an, der Qualm und die Partikel verteilten sich im gesamten Raum. Auch der Marmor am Alter wurde in Mitleidenschaft gezogen. Nach Angaben Aurands muss auch dieser noch ausgetauscht werden.

Für die Prozessionen an Ostern musste die Kirchengemeinde nach Dossenheim ausweichen, andere Veranstaltungen wurden in den Gemeindesaal in Nachbarschaft der Kirche verlegt. Dass nun wieder Gottesdienste in Mariä Himmelfahrt gefeiert werden können, ist für die rund 3800 Gemeindemitglieder zumindest ein Schritt zurück zur Normalität.

Konsequenzen für die Sicherung der Kirche wird der kostspielige Vorfall indes nicht haben, wie Aurand ankündigt. „Die Kirche wird weiter ein offenes Gebäude bleiben“, betont er. Auch eine Videoüberwachung sei keine Option, da man Menschen weiter ermöglichen wolle, die Kirche anonym aufzusuchen. Elektrische Kerzen statt echter kommen seinen Angaben zufolge auch nicht in Frage. „Das entzünden von Kerzen gehört zum Wesen der katholischen Religionsausübung.“ Mit dem Risiko müsse man also einfach leben.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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