Premierenveranstaltung

Fest auf dem Bürgermeister-Rufer-Platz: Schriesheim feiert die Demokratie

Ein breites Bündnis hat in Schriesheim erstmals ein Fest der Demokratie organisiert. Gutes Wetter und ein vielfältiges Programm lockten am Samstag zahlreiche Besucher. Die Botschaft war klar

Von 
Tanja-Capuana-Parisi
Lesedauer: 
Wollen in Schriesheim ein Zeichen für die Demokratie setzen: Die 2015 aus Afghanistan geflohene Familie Mohammadi mit (v.l.) Saeeda, Faize, Zuhal, Serajuddin, Moqama und Mohammad. © Tanja Capuana

Auf dem Bürgermeister-Rufer-Platz herrscht munteres Treiben. Die Gruppe Sound Pilots sorgt mit Hits von Pink über Tina Turner bis Foreigner für Stimmung. Manche Besucher tanzen vor der Bühne zu den fetzigen Stücken. Freie Plätze sind auf den 30 Festbankgarnituren immer wieder Mangelware. Doch nicht nur die sonnigen Temperaturen haben die Besucher in den Ortskern gelockt, die gut gelaunt selbstgebackene Kuchen und kühle Getränke von der Winzergenossenschaft genießen. Die Feierlichkeiten am Samstag finden im Rahmen des ersten Demokratiefestes statt. Dafür haben die Organisatoren ein vielseitiges, aber auch informatives Programm auf die Beine gestellt.

Veranstaltet wird das Fest von der Initiative „Gemeinsam für Demokratie“ (GfD). Dafür haben sich zahlreiche lokale Organisationen, Vereine, Parteien, Kirchengemeinden aber auch der Jugendgemeinderat sowie engagierte Einzelpersonen bereits Ende vergangenen Jahres zusammengeschlossen, erzählt Patrick Schmidt-Kühnle, der zum Kern an Hauptorganisatoren gehört. Auch wenn es sich bei dem Demokratiefest um eine Premiere handelt: Die Initiative hat bereits zwei Veranstaltungen in Form von einer Demo und einer Kundgebung gestemmt. „Doch die GfD möchte nicht einfach nur demonstrieren“, betont Schmidt-Kühnle. „Wir möchten die Demokratie auch feiern.“

Dazu gehören Infostände, unter anderem von Amnesty International. „Wir möchten informieren, aber auf eine positive Art und Weise“, sagt Schmidt-Kühnle. Auch wenn das Thema Demokratie prinzipiell mit Politik Hand in Hand gehe, haben sich die Parteien zurückgehalten, damit es keine Wahlveranstaltung wird, so Schmidt-Kühnle.

Mehr zum Thema

Kommunalpolitik

Was die Initiative „Gemeinsam für Demokratie“ in Schriesheim erreichen will

Veröffentlicht
Von
Martin Tangl
Mehr erfahren
Schriesheim

Wie die Demo gegen Rechts in Schriesheim ablief

Veröffentlicht
Von
Konstantin Groß
Mehr erfahren
Schriesheim

Schriesheim ehrt den Nazi-Gegner Georg Rufer

Veröffentlicht
Von
Konstantin Groß
Mehr erfahren

Schulen leisten interaktiven Beitrag zum Fest

Der Elternbeirat und Eltern der Strahlenberger Grundschule haben ein Demokratie-Planspiel auf die Beine gestellt und der Leistungskurs Gemeinschaftskunde des Kurpfalz-Gymnasiums (KGS) einen Demokratieweg vorgestellt, der an mehreren Plätzen in Schriesheim unter anderem in Form von QR-Codes informiert. Die Schriesheimer Jugendgruppe bereitete ein Quiz vor. Außerdem gab es einen Stand, an dem Kinder basteln und malen können.

Nach der Begrüßung auf dem Bürgermeister-Rufer-Platz eröffneten die Schülerbands des KGS Sidekick sowie The Challengers die Veranstaltung musikalisch. Auf dem Programm standen unter anderem Kulturbeiträge in Form von Texten, Gedichten und Liedern. Zudem sorgten der Musiker Matz Scheid, die Band Rabbit Eye Movement sowie ein Luftballon-Show-Act für Unterhaltung. Zusammen mit „ChorAlle“, der Werkstatt-Chor der Schriesheimer Pfarrgemeinde Mariä Himmelfahrt, sangen die Besucher die Europahymne. Orgateam-Mitglied Christiane Haase kümmerte sich um den Kontakt zu den Musikacts. Alle spielten ohne Gage, erzählt sie.

Ein weiterer Höhepunkt war die Podiumsdiskussion zum Thema „Demokratie ganz nah“, die von Sandra Hölzel moderiert wurde. Margit Liedloff ist eine der Koordinatoren der Diskussionsrunde - für die Schriesheimerin ein Herzensprojekt, wie sie berichtet. Auf der Bühne präsentierten verschiedene Vertreter der Gesellschaft ihren Standpunkt. Hermann Morast spricht als erster Vorsitzender des SV Schriesheim für die Vereine, Franziska Mersi als Vorsitzende des Kirchengemeinderats für die Kirchen, während Mouna Hassan, die 2015 als Geflüchtete aus Syrien nach Deutschland kam, ihren Blickpunkt darstellen konnte. Außerdem nahmen die Schüler Wideline und Angelo teil.

Gut angenommen wurde auch die Internationale Suppenküche im katholischen Gemeindezentrum, die unter anderem von Karin Rheinschmidt organisiert wurde. Insgesamt 20 Suppen aus verschiedenen Nationen wurden gespendet, häufig von ehemals Geflüchteten. Beim Essen sind viele Gespräche zwischen den Besuchern entstanden, so Schmidt-Kühnle. Faize Mohammadi hat eine persische Gemüsesuppe gekocht. Die gebürtige Afghanin ist mit ihrem Sohn Martin auf dem Fest. Am Tisch sitzt sie mit Moqama und deren Mann Serajuddin Mohammadi sowie den Kindern Maryam, Zuhal, Saeeda und Mohammad. „Das Fest ist eine gute Idee“, findet sie. Demokratie sei ihnen wichtig, sagt auch Moqama.

„Man muss die Demokratie verteidigen und bewahren“

Sybille, ihr Mann und ihre achtjährige Tochter Carina genießen das Fest. Sie finden es unerlässlich, sich für Demokratie einzusetzen. „Damit unser Rechtsstaat für unsere Kinder erhalten bleibt“. Auch Familie Dubebberke hat eine gute Zeit. Felix und Corinna aus Ladenburg sowie sein Bruder Oliver und dessen Frau Nicole genießen mit ihren Kindern nicht nur das schöne Wetter. „Das Fest ist eine gute Idee“, sagt Oliver, dem der Demokratiegedanke am Herzen liegt. Seine Frau betont: „Man muss die Demokratie verteidigen und bewahren, damit auch nachfolgende Generationen so aufwachsen können wie wir.“

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen