Jubiläum

Zehn Jahre Seppl-Herberger-Platz in Mannheim-Waldhof

Auch Urgroßneffe Michael Herberger war da: Ein Pop-up-Nachbarschaftstreffen feiert das zehnjährige Bestehen des Seppl-Herberger-Platzes im Mannheimer Stadtteil Waldhof.

Von 
Katja Geiler
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Vorne die Glas-Stele mit Sepp Herberger und seiner Frau Eva, im Hintergrund (von links) Moderator Gerhard Mertin und Jürgen Kurtz. © Katja Geiler

Waldhof-West. Der Seppl-Herberger-Platz ist zehn Jahre alt. Die Bürgerinitiative Waldhof-West, die die Umgestaltung des Platzes in Gang gebracht hatte, hatte aus diesem Anlass zu einem Pop-up-Nachbarschaftstreffen eingeladen, zu dem rund 50 Leute kamen, darunter Michael Herberger, Urgroßneffe des Trainers, und Tobias Wrzesinski vom Vorstand der DFB-Stiftung Sepp Herberger.

Der Platz befindet sich auf dem „alten Waldhof“, an der Ecke Oppauer und Jakob-Faulhaber-Straße, vor der Waldhofschule, die Herberger von 1903 bis 1907 besuchte. Sein ehemaliges Klassenzimmer ist sogar mit einer Gedenktafel gekennzeichnet. Der Platz ist sehr auffällig, es gibt eine große Zeittafel, die das gesamte Leben des Weltmeistertrainers von 1954 abbildet und die Zeit als „Reichstrainer“ nicht auslässt. Auf einer Stele aus Glas ist Herberger mit seiner Frau Eva abgebildet, im Hintergrund ist ein Mural zu sehen, darauf zu sehen sind der Trainer und vier bekannte Waldhof-Spieler. Der Platz lädt Vorbeigehende ein, sich dort aufzuhalten.

Von links: Gerhard Mertin und Jürgen Kurtz, daneben das Mural mit Sepp Herberger und vier anderen Spielern, davor Michael Herberger, Tobias Wrzesinski. © Katja Geiler

Es wurde an diesem Tag nicht nur gefeiert mit Getränken, Snacks und Musik, sondern die Besucher wurden ausführlich informiert über die Vorgeschichte des Platzes. Moderiert wurde die Veranstaltung von Gerhard Mertin, der Jürgen Kurtz, dem Sprecher der Bürgerinitiative, und dem Historiker Martin Willig Fragen stellte. „Was war dein Antrieb, dich für die Errichtung eines Seppl-Herberger-Platzes einzusetzen, und welche Reaktionen gab es im Stadtteil Waldhof?“, lautete die erste Frage an Kurtz. „Es haben sich Nachbarn zusammengefunden, die den Waldhof nicht der Verwahrlosung preisgeben wollten“, antwortete dieser, im Hinblick auf das Müllproblem im Stadtteil. Außerdem gab es in Mannheim noch keinen Gedenkort für Herberger.

Zehn Jahre Seppl-Herberger-Platz: Vom „Hundeklo“ zum Treffpunkt

Warum also nicht hier, wo er zur Schule gegangen ist? Der Platz sei bis dahin „ein Hundeklo“ gewesen. Mit der Umgestaltung wollte die Initiative „Arbeiter- und Fußballhistorie zusammenbringen“. Martin Willig, der Führungen an Orte anbietet, die mit dem SV Waldhof und Sepp Herberger in Verbindung stehen, wurde gefragt, was sein erstes Gefühl war, als er vom Plan der Initiative erfuhr. „Ich war gleich involviert, als die Idee 2012 geboren wurde. Ich empfinde Stolz und Dankbarkeit. Doch es ist schade, dass noch keine Straße in Mannheim nach Herberger benannt wurde“, so Willig. In anderen Städten gibt es eine solche. „Der Gemeinderat hat dem Projekt 2013 zugestimmt. Es war etwas Neues, dass Bürger einen Platz planen“, sagte Kurtz.

Die Sepp-Herberger-Stiftung war schnell als Unterstützer mit an Bord, der Spatenstich fand statt am 28. März 2015, Herbergers Geburtstag. Der Ort: der „Sandacker“ hinter der Waldhofschule, die zweite Spielstätte des SV Waldhof, nachdem der Verein das nah gelegene „Schlammloch“ verlassen hatte. Schon im Juli 2015 war der Platz fertig, und es fand eine große Einweihungsfeier mit prominenten Gästen statt, darunter Horst Eckel (Weltmeister 1954), Sportmoderator Dieter Kürten, Vertreter des DFB und Michael Herberger, Urgroßneffe von Sepp Herberger. Letzterer war auch bei der Zehn-Jahres-Feier wieder mit dabei.

Von links: Jürgen Kurtz, Gerhard Mertin, Tobias Wrzesinski, Michael Herberger, Martin Willig. © Katja Geiler

„Die Begegnung mit Horst Eckel war damals ein beeindruckendes Erlebnis. Der Bus der Nationalmannschaft wurde auf den Schulhof gelotst“, erinnerte sich Kurtz. „Die damalige Rektorin der Schule, Monika Walz-Kurz, unterstützte uns, die Kinder der Schule wurden mit einbezogen.“ Sepp Herberger sei inzwischen im Stadtteil auch bei den Jüngeren bekannt, Kinder schauen sich die Bande an, auf der seine Lebensgeschichte abgebildet ist. Der Platz wurde laut Kurtz den Bewohnern nicht übergestülpt, die Initiative kam von ihnen. Deshalb sei der Ort nach zehn Jahren so gut erhalten. Die Glas-Stele musste allerdings nach sieben Jahren wegen Vandalismus erneuert werden.

Historiker Willig: „Überall steckt Herberger drin“

Historiker Martin Willig kennt jeden Ort in Mannheim, der mit Herberger zusammenhängt. „Er kam vom Luzenberg, dort steckt überall Sepp Herberger drin. Sein Geburtshaus in der Spiegelkolonie steht nicht mehr, doch es gibt noch viele Orte, an denen er sich aufhielt. Dort ist er noch präsent. Er ist der Held von 1954, aber vorher war er Spieler beim SV Waldhof, ab 1921 beim VfR und später beim TeBe Berlin. Auf dem Waldhof wurde er deswegen Verräter genannt, vom SVW gab es 1954 keine Glückwünsche zur Weltmeisterschaft.“

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Für die Zukunft des Platzes wünschte sich Kurtz mehr Feiern zu Gedenktagen, wie zum Beispiel den des „Wunders von Bern“. Falls die Stadtteile Waldhof-West und Luzenberg zusammenwachsen sollten, könnte sich der Vorsitzende der Initiative vorstellen, den Sandacker als Fußballplatz wiederzubeleben. „Man merkt, dass die jüngeren Leute vom Waldhof offener sind für Herberger. Die älteren waren sauer auf den Sepp, weil er zum VfR gewechselt ist“, fügte Kurtz hinzu. Das war 1921, so langsam dürfte Gras darüber gewachsen sein.

Wer nun Interesse bekommen hat, an einer „Waldhof-Tour“ mit Martin Willig unter dem Motto „Vom Spiegelschlössl bis zum Schlammloch“ teilzunehmen, kann sich melden unter der Nummer 0176-43381143 oder eine Mail schreiben (willig.martin@web.de).

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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