Waldhof

Bürgerinitiative setzt sich für Seppl Herberger Platz ein

Bei der jährlichen Reinigungsaktion wird nicht nur eifrig gearbeitet, sondern auch über die Situation des Stadtteils diskutiert

Von 
Astrid Schwörer
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Mitglieder der Bürgerinitiative Waldhof-West und Anwohner bringen den Seppl Herberger Platz auf Vordermann. In der Mitte Jürgen Kurtz und Thomas Steitz. © Astrid Schwörer

Wenn es um das Andenken des berühmten, ehemaligen Bundestrainers Sepp Herberger geht, rühren sich auf dem Waldhof viele Hände. „Putz den Seppl“ hatte die Bürgerinitiative (BI) Waldhof-West zur Reinigungsaktion des Seppl Herberger Platzes aufgerufen und zahlreiche Anwohnerinnen und Anwohner sind mit Lappen, Besen und Schrubbern angerückt.

„Wir machen die jährliche Putzaktion normalerweise an Herbergers Geburtstag, dem 28. März“, erzählt Jürgen Kurtz, der Sprecher der Bürgerinitiative. Wegen der Osterfeiertage habe es sich dieses Jahr aber verschoben. „Endlich ist das Denkmal wiederhergestellt“, freut er sich. Die Stele aus Verbundglas, die Herberger, seine Frau Ev und den 1954 gewonnenen Weltmeisterschafts-Pokal zeigt, war im Sommer 2022 zerstört worden.

Herberger-Stiftung unterstützt Bürgerinitiative

Etwas blasser als das Original sei die Neuanfertigung, sind sich die Anwesenden alle einig. „Die Stehle sieht in Nuancen anders aus, ist aber trotzdem gelungen“, meint Tobias Wrzesinski, der Geschäftsführer der „Sepp Herberger Stiftung“, während er den Dreck von einer der weißen Bänke schrubbt. Die Stiftung habe die Bürgerinitiative von Anfang an unterstützt, das Denkmal damals finanziert und der Stadt Mannheim geschenkt. „Herberger sollte nicht überhöht dargestellt werden, sondern als Bürger des Stadtteils“, berichtet er von den damaligen Überlegungen, eine Glaswand zum Andenken an das Ehepaar zu gestalten.

Obwohl das gesamte Areal regelmäßig von der Stadt gereinigt wird, sieht es stellenweise doch ungepflegt aus. Der einst grüne Bodenbelag wirkt stumpf, die Bänke sind fleckig. Nach wie vor gäbe es auf dem Platz einige Mängel, beanstandet Kurtz. Um die Situation zu besprechen, hätte sich die Bürgerinitiative vor einigen Wochen mit Bürgermeister Ralf Eisenhauer und Mitarbeitern des Stadtraumservices getroffen.

Einer der Steinbälle an der Außengrenze war im vergangenen Jahr von einem Fahrzeug angefahren und beschädigt worden. Inzwischen ist die Kugel ersetzt. „Es hat aber sehr lange gedauert und sie steht leider nicht an der ursprünglichen Stelle“, sagt Kurtz und fügt hinzu: „Die kaputte Laterne wartet immer noch auf Reparatur.“

„Sperrmüllberge und Dreck ohne Ende“, beschwert sich Anwohner Klaus Gelbert über die zunehmende Verschmutzung des gesamten Stadtteils. Bezirksbeirat Thomas Steitz (ML) bearbeitet den Boden mit einem Hochdruckstrahler und pflichtet dem Anwohner bei: „Wir müssen das Thema mehr in das Bewusstsein der Öffentlichkeit bringen und handeln, bevor es zu spät ist.“ Noch würden sich die Menschen engagieren und es gäbe eine Art sozialer Kontrolle. „Aber wie lange noch?“, fragt er im Hinblick auf den Wegzug alteingesessener Bürgerinnen und Bürger.

„Der Platz ist ein Spiegelbild des Stadtteils“, erklärt Martin Willig. Der SV-Waldhof-Experte war jahrelang im Fanprojekt beim Sportkreis Mannheim tätig und ist für die Texte und Bilder der Infotafeln auf dem Platz verantwortlich. Peter Kurtz hat mittlerweile das Laub und die herumliegenden Äste zusammengefegt. Er hilft jedes Jahr bei der Reinigungsaktion mit, fordert aber auch: „Zusätzlich muss die Stadt ihren Beitrag leisten.“

Ilhan Öner vom angrenzenden Supermarkt versorgt den Trupp derweil mit warmem Kaffee. Die Vermüllung habe in den letzten drei bis vier Jahren stark zugenommen, hat er beobachtet und erzählt weiter: „Die Leute schmeißen nach dem Einkaufen ihren Abfall einfach auf die Straße.“

Besonders Ältere schauen sich die Infotafeln an

Der ehemalige Hausmeister der Waldhofschule, Ronny Geppert, hat eine besondere Verbindung zu dem Areal an der Oppauer Straße. Insgesamt 28 Jahre hat er in der Dienstwohnung direkt daneben gewohnt. Zeitweise werde die öffentliche Fläche zum Treffpunkt der Trinkerszene, berichtet er. In der Regel verlaufe aber alles friedlich. „Der Platz wird gut angenommen, vor allem Ältere schauen sich die Infotafeln an und machen Fotos.“

Dafür ist der Seppl Herberger Platz nach der Säuberungsaktion auch wieder gut gerüstet und gesäubert. Insbesondere für den großen Tag, wenn sich am 4. Juli das „Wunder von Bern“, der Weltmeisterschaft-Sieg der deutschen Fußballer gegen Ungarn unter Trainer Sepp Herberger, zum mittlerweile 70. Mal jährt.

Freie Autorin

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