Lager-Gebäude

Wird das 24-Stunden-Lager in Mannheim-Hochstätt jetzt doch weiter gebaut?

Im Mannheimer Stadtteil Hochstätt begannen im Mai plötzlich Bauarbeiten, nach Protesten gab es einen Baustopp. Was auf dem ehemaligen Bahn-Areal gerade passiert.

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Thorsten Langscheid
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Auf dem ehemaligen Spiel- und Bolzplatz im Stadtteil Hochstätt finden derzeit Erdbewegungen statt. © Thorsten Langscheid

Hochstätt. Am Riestenweg finden nach monatelangem Baustopp jetzt wieder Arbeiten statt. Auf einem ehemaligen Spiel- und Bolzplatz-Gelände zwischen Wohnbebauung und Rangierbahnhof, das früher der Deutschen Bahn gehörte, plant der Betreiber storage 24 ein rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche zugängliches Miet-Lager (wir berichteten). Anwohner-Proteste und die Intervention der Fraktionen die Grünen und LTK im Gemeinderat hatten die im Mai angelaufenen Arbeiten vorerst gestoppt. Jetzt wurden auf dem Areal ohne Vorankündigung größere Mengen Erdreichs bewegt. „Wir wurden über den erneuten Beginn der Arbeiten nicht informiert“, klagt Anwohner Samed Akyüz, der selbst mehrfach schriftlich im Rathaus gegen das Bauvorhaben vor seiner Haustür protestierte.

Wir wurden über den erneuten Beginn der Arbeiten nicht informiert.
Samed Akyüz Anwohner

Zuletzt war die Vorsitzende der Grünen-Gemeinderatsfraktion, Gabriele Baier, im Juli vor Ort und äußerte „erhebliche Zweifel“, ob Planung und Genehmigung des Storage-24-Lagers wirklich rechtskonform zustande gekommen sind. „Im Flächennutzungsplan ist an dieser Stelle Wohnbebauung vorgesehen“, hatte sie bei dem Treffen mit Anwohnern mitgeteilt und zwischenzeitlich gemeinsam mit der Fraktion LTK zwei gleichlautende Anträge in den Gemeinderat eingebracht, die eine „anwohnerverträgliche Entwicklung“ am Riestenweg zum Ziel haben.

Lager-Gebäude in Mannheim-Hochstätt: Grüne und LTK fordern Baustopp, bis alle offenen Fragen geklärt sind

Zuallererst sollten aber die Baumaßnahmen der Firma storage24 auf dem betroffenen Flurstück 52200/35 solange gestoppt werden, bis alle offenen Fragen bezüglich der genehmigungsrechtlichen Situation und der verkehrlichen Belange geklärt sind.

Der ehemalige Bolz- und Spielplatz am Rioestenweg wird bebaut. dagegen wehren sich Anwohner. © MM

Die Ratsfraktionen fordern zudem: Es soll geprüft werden, unter welchen Voraussetzungen die ehemalige Nutzung als Bolzplatz wieder möglich ist. Zudem solle gecheckt werden ob und wie dort Wohnbebauung möglich ist. Es müsse außerdem dargelegt werden, unter welchen Lärmschutz- und verkehrlichen Voraussetzungen eine gewerbliche Nutzung in unmittelbarer Nachbarschaft der Wohnbebauung verträglich ist und welche planungsrechtlichen Änderungen dafür nötig sind – insbesondere mit Blick auf den Flächennutzungsplan. Dabei handelt es sich um eine Art regionales Grundlagenwerk, aus dem hervorgeht, was an welcher Stelle in Stadt und Umland gebaut und was nicht gebaut werden darf.

Lager-Gebäude in Mannheim-Hochstätt: Neue Nutzungen des Areals sollen mit den Anwohnern abgestimmt werden

Mögliche neue bauliche Nutzungen am Riestenweg sollen nach dem Willen von Grünen und LTK mit den angrenzend betroffenen Wohnungseigentümern im Konsens abgestimmt werden. Bislang fand allerdings noch nicht einmal eine von storage 24 zugesagte Informationsveranstaltung vor Ort statt. Bei der Gelegenheit wollen Grüne und LTK auch den zunehmenden Auto-Schleichverkehr über den Bösfeldweg V unterbinden, der das Verkehrsaufkommen am Riestenweg zusätzlich erhöht.

Da das Baugrundstück im aktuellen Flächennutzungsplan (FNP) als allgemeines Wohngebiet und im amtlichen Stadtplan der Stadt Mannheim als Grünfläche ausgewiesen ist, sei eine gewerbliche Nutzung nicht möglich. Der Riestenweg als Zufahrtsstraße sei obendrein zu schmal und nicht für gewerblichen Verkehr ausgerichtet. Die geplante Nutzung der Hallen rund um die Uhr inklusive Wochenende sei zudem mit der benachbarten Wohnbebauung aus Lärmschutzgründen nicht vereinbar.

Samed Akyüz, Fatih Alkan und Saban Kaya (v.l.) im Mai vor der Baustelle am Riesenweg in MA-Hochstätt. Anwohner protestieren gegen den Wegfall einer Grünfläche, auf der ein 24/7-Selfstorage gebaut werden soll. © Thorsten Langscheid

Für die Anwohner am Riestenweg kam der Baubeginn Mitte Mai ohne Vorankündigung. Als auf dem Areal zwischen Wohnbebauung und Rangierbahnhof mit Rodungsarbeiten begonnen wurde, dachten einige noch, der an dieser Stelle während der Corona-Pandemie geschlossene Bolzplatz werde nun wieder geöffnet. Doch wenig später rollten Bagger und Planierraupen an, um das Areal einzuebnen.

Lagergebäude in Mannheim-Hochstätt: Geplant sind 193 Self-Storage-Einheiten

Geplant sind auf dem Areal 193 Lagereinheiten, die in zweigeschossigen Baukörpern errichtet werden sollen. Storage-24-Vertreter Niclas Spieß hatte dieser Redaktion angekündigt, dass sein Unternehmen zu einer Info-Veranstaltung einladen wolle.

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Das Unternehmen hatte das zwischenzeitlich von der Bahn an einen privaten Käufer veräußerte Grundstück erworben und nach positiver Bauanfrage auch eine Teilgenehmigung zum Bau des an sieben Tagen die Woche rund um die Uhr zugänglichen Lagerhauses erhalten. Dies bestätigte auch Adnan Werning, Büroleiter des Mannheimer Baubürgermeisters Ralf Eisenhauer (SPD). Werning hatte damals mitgeteilt, dass das Bauvorhaben auf einem Privatgelände erfolge, rechtlich grundsätzlich genehmigungsfähig sei und die Baufreigabe für die Erdarbeiten bereits erfolgt sei. Aktuell gebe es aber keinen neuen Stand: „Es gibt weiterhin noch keine Baufreigabe für das Gesamtprojekt, lediglich für den Erdaushub.“

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