Soziales

Wie Bürger die Spielplätze im Mannheimer Jungbusch sauber halten wollen

Dreckig sowie für Rauchen, Trinken und Drogenkonsum missbraucht – die Spielplätze im Stadtteil Jungbusch sind echte Sorgenkinder. Engagierte Bürger und Stadt wollen das ändern.

Von 
Sylvia Osthues
Lesedauer: 
Der Spielplatz an der Ecke von Böck- und Beilstrasse wird regelmäßig als Partyzone zweckentfremdet. © Thomas Tröster

Jungbusch. „Die Aktionswoche unter dem Motto ,Vereint für gute Spielplätze‘ im Jungbusch war überaus erfolgreich“, sagte der scheidende Quartiermanager Michael Scheuermann. Zur Schlussveranstaltung auf dem Freizeitgelände Werftstraße waren auch Kommunalpolitiker sowie Vertreter der Polizei und der Verwaltung gekommen, um gemeinsam ein Resümee zu ziehen und über Schlussfolgerungen zu sprechen.

Scheuermann berichtete: „Die Aktion ging zurück auf eine Begehung Anfang des Jahres, bei der die zwei hochbelasteten Spielplätze im Jungbusch in der Beilstraße und Werfstraße angeguckt wurden.“ Die Aktionswoche sei auf dem Spielplatz Beilstraße und der Piazza am Sackträger gestartet worden. Dort sei trotzdem sei dort weiter getrunken und geraucht worden. Nach dem gelungenen Auftakt der Reinigungswoche schlossen sich täglich eine Vielzahl von Aktionen und Gespräche mit den Bürgerinnen und Bürgern an. Dabei wurde auf die Bedeutung der Spielplätze aufmerksam gemacht und an die dort geltenden Regeln erinnert.

Spielplätze im Jungbusch werden vor allem nachts verschmutzt

An der Aktion nahmen neben zahlreichen Akteurinnen und Akteuren aus dem Stadtteil auch die Polizei und der Fachbereich Sicherheit und Ordnung teil. „Doch einen goldenen Knoten haben wir nicht finden können“, bedauerte Scheuermann. Festgestellt worden sei: „Wir können das nicht allein bewältigen, sondern müssen uns zusammentun und verzahnen.“

Bei der Auftaktveranstaltung, bei der unter anderem der Internationale Frauentreff im Bewohnerverein Jungbusch die Spielplätze reinigte, sei deutlich geworden, welche Bedeutung der Spielplatz hat und welches Engagement verlangt wird, um die Sicherheit auf den Spielplätzen zu gewährleisten.

Abschluss der Aktionswoche Spielplätze im Jungbusch: Quartiermanager Michael Scheuermann (4. v. l.) im Gespräch mit Stadträten, Polizei und Verwaltung © Sylvia Osthues

Tagsüber seien die Spielplätze in Ordnung, doch in der Nacht verschiebe sich das. Dann werde dort von nächtlichen Besuchern Party gefeiert, mit unangenehmen und auch gefährlichen Hinterlassenschaften wie Müll, Urin oder Drogenutensilien und am nächsten Morgen fänden die Nutzer keinen sauberen Spielplatz vor, machte Scheuermann deutlich, was das für die Kinder bedeutet. Er hob das Engagement der Spielplatzpaten im Stadtteil hervor, die auf den Spielplätzen eine „ungeheure Arbeit“ leisteten. Diesen engagierten Bürgerinnen und Bürgern habe die Aktion auch zeigen wollen: „Wir stehen hinter euch.“

Strafe von 103, 50 Euro für Rauchen auf Spielplatz in Mannheim

Auch die Beamten des Polizeireviers Innenstadt unter Leitung von Timon Kuntz und der Fachbereich für Sicherheit und Ordnung waren beteiligt. Der BOD hat in der Aktionswoche eine Schwerpunktaktion durchgeführt und Ermahnungen, Sanktionen und empfindliche Strafen ausgesprochen, wie Markus Dietz (BOD) berichtete. Spielplatzpatin Stefanie Berragrag erzählte, die Strafe von 103, 50 Euro für Rauchen auf Spielplätzen sei anschließend ein „Riesengesprächsthema“ gewesen.

Auf die Frage, wie schwierig ihr Einsatz ist und ob sie dabei auch von missbräuchlichen Nutzern attackiert wird, erwiderte Berragrag, sie habe keine Angst. Sie wohne hier und habe einen starken Rücken. „Es fliegen schon mal die Fetzen“, sagte sie. Doch ihre Anrufe bei der Polizei funktionierten. „Außerdem sind immer Leute aus dem Stadtteil da, die mir Rückendeckung geben.“ Auch das Ordnungsamt komme regelmäßig vorbei. „Aber wir lieben auch unseren Stadtteil, lieben unser Dorf“, betonte die engagierte Spielplatzpatin, die zusammen mit Esen Acar den Spielplatz Beilstraße betreut.

Der Spielplatz ist Lebensmittelpunkt für die Kinder.
Lea Reichert Leiterin von MARA Raum für Mädchen

Stadtrat Karim Baghlani (SPD) ist erschrocken über den Dreck und die Drogenutensilien auf den Spielplätzen. „Man muss durch mehr Reinigung versuchen, ein Bewusstsein für die Bedeutung der Spielplätze zu entwickeln“, meinte er. Stadträtin Regina Jutz (Grüne) dankte den Spielplatzpatinnen für ihr Engagement. „Hut ab“, meinte sie.

Sie nehme mit, dass man auch eine Anleitung zur Nutzung von Spielplätzen braucht. Schon beim „Janes Walk“, über den auch die Geschäftsführerin des Stadtjugendrings, Karin Heinelt, berichtete, hätten Mädchen gesagt, dass sie allein nicht auf Spielplätze gehen. „Das bedeutet eine eingeschränkte Bewegungsfreiheit“, bedauerte Jutz.

Mehr zum Thema

Gegen Langeweile in den Ferien

Tipps für die Ferien: Diese Ausflüge lohnen sich von Mannheim aus

Veröffentlicht
Von
Corinna Busalt , Esther Lehnardt und Hans-Jürgen Emmerich
Mehr erfahren
Bauvorhaben

Auf der Hochstätt regt sich Widerstand gegen 24-Stunden-Lagerhaus

Veröffentlicht
Von
Thorsten Langscheid
Mehr erfahren
Freizeit

Der neue Spielplatz am Mannheimer Herschelplatz wird noch im Juli fertig

Veröffentlicht
Von
Sylvia Osthues
Mehr erfahren

Beim Spielplatz Beilstraße sei das noch mal anders als auf dem Freizeitgelände Werftstraße. „Ich weiß nicht, ob das mit oberflächlichen Mitteln wie einer Reinigung getan ist“, sagte Jutz. Lea Reichert, Leiterin von MARA Raum für Mädchen, berichtete, wie sich durch eine Schatzsuche auf dem Spielplatz Beilstraße eine „tolle Gruppe“ ergeben hat. „Der Spielplatz ist Lebensmittelpunkt für die Kinder und auch abends noch mit der Familie, um hier Verwandte und Freunde zu treffen, deshalb kann man hier auch keinen Standard anwenden“, sagte sie.

Wie geht es weiter? Scheuermann benannte ein paar Punkte und Wünsche: Zum einen sollte das Gebüsch auf dem Freizeitgelände Werftstraße zur Erhöhung der Sicherheit durch eine bessere Sichtachse zurückgeschnitten werden. Außerdem müsste das Dach der Turnhalle Plus X repariert werden. Der Notlage geschuldet wurde für den Spielplatz Beilstraße ein Bewegungsmelder vorgeschlagen, was es sonst nirgends auf Spielplätzen in Mannheim gib. Gefragt wurde auch, ob hier ein Zaun gebraucht wird. „Ja, aber ein Zaun, der schützend über dem Platz liegt, das sind die Regeln, Normen und Werte, die wichtig sind“, betonte Scheuermann.

Freie Autorin

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke