Beteiligung

Im Mannheimer Stadtteil Hochstätt reden Kinder mit

Das Kinder- und Jugendbüro 68DEINS! gibt jungen Mannheimerinnen und Mannheimern eine Stimme. Was bewegt die Kinder im Stadtteil Hochstätt?

Von 
Astrid Schwörer
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Hochstätt. Fühlen sich die Kinder in Mannheim-Hochstätt wohl? Was ist cool am Stadtteil und was soll sich ändern? Gibt es Probleme? Diese und viele weitere Fragen diskutierten die Mitarbeiterinnen des 68DEINS!-Kinder- und Jugendbüros mit den jungen Bewohnerinnen und Bewohnern.

In Mannheim leben knapp 50.000 Kinder und Jugendliche. Das Kinder- und Jugendbüro 68DEINS! unter der Trägerschaft des Stadtjugendrings und der Stadt Mannheim unterstützt sie dabei, in ihrem Wohnort mitzureden und mitzuentscheiden. Bei zwei mobilen Aktionen hatten sie jetzt die Gelegenheit, ihre Interessen einzubringen, sich mit Spiel und Spaß über ihre Beteiligungsrechte und -möglichkeiten zu informieren.

„Wir wollen die Kinder im normalen Alltag antreffen“, erläuterte Keya Baier vom Stadtjugendring das neue Format. Um nicht institutionell gebundene Menschen zu erreichen, solle die Aktion möglichst niedrigschwellig gehalten werden. Im Gegensatz zu den bisherigen Stadtteilversammlungen seien Politikerinnen und Politiker daher zunächst bei den Gesprächen nicht eingebunden. Da die Kinder und Jugendlichen ihre Anliegen, Ideen und Wünsche direkt und spontan vortragen sollten, wurde auf eine längere Vorbereitung der Themen verzichtet.

Die Hochstätt ist eines der kinderreichsten Viertel von Mannheim

Im Vorfeld hatte sich das Team mit Quartiersmanagerin Yvonne Baumgartner darüber ausgetauscht, welche Plätze für die Aktion geeignet seien. Das erste Treffen fand auf dem Spielplatz am Karolingerweg statt und richtete sich an jüngere Kinder. „Leider war das Wetter nicht gut, die Teilnehmerzahl hätte etwas höher sein können“, zog Baier im Nachhinein Bilanz.

Zur zweiten Veranstaltung im Jugendhaus waren Schülerinnen und Schüler aller Altersklassen gekommen. Die Hochstätt sei eines der kinderreichsten Viertel von Mannheim, berichtete Nikolas Häfner, der Leiter der Einrichtung. Die Infrastruktur für Kinder sei allerdings ernüchternd. Neben zwei Spielplätzen gebe es nur das Jugendhaus mit seinem vielfältigen pädagogischen Angebot. Da manche Vorhaben nicht wie gewünscht umgesetzt werden konnten, sei in der Vergangenheit bei den Kindern etwas Unzufriedenheit aufgekommen, hatte Häfner beobachtet und bekräftigte: „Lieber weniger Projekte, dafür aber realisierbar.“ Den neuen Ansatz fand er spannend. „Damit begegnen wir den Kindern direkter“, meinte er und fügte hinzu: „Kinder müssen über ihre Rechte und Pflichten informiert sein.“

Die städtischen Mitarbeiterinnen hatten verschiedene Materialien mitgebracht. Mit einem Flipchart, Fragebögen und Spielen gingen sie gezielt auf Themen ein: „Das find ich gut“, „Das find ich nicht so gut“ oder „Das fehlt mir hier noch“. Zu diesen Punkten durften die Kinder aufschreiben, was ihnen am Herzen liegt. Mit bunten Aufklebern markierten sie, wie zufrieden sie mit dem Freizeitangebot, dem Zusammenleben in der Gemeinschaft und den Natur- und Grünflächen sind.

Das Thema Sicherheit sorgt für Kritik bei den Kindern

Viel Lob gab es für das Jugendhaus, da waren sich alle einig. Kritik äußerten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Thema Sicherheit. Im Stadtteil herrsche häufig ein rauer Umgangston, der sie verängstige. Einige berichteten von Drohungen und Handgreiflichkeiten. Eine bessere Beleuchtung insbesondere in den Seitenstraßen würde zu einem höheren Sicherheitsempfinden beitragen. Als weiteren Gefahrenfaktor nannten sie den Verkehr und forderten, Autos sollten langsamer fahren und es sollte nicht wild geparkt werden. Als wesentliches Problem sprachen die Kinder die fehlende Sauberkeit an. Sogar auf den Spielplätzen liege viel zu viel Müll. Bemängelt wurden zudem die schlechte Verkehrsanbindung und die Verspätung von Bussen und Bahnen.

„Ich fühle mich hier super wohl“, meinte die achtjährige Avsin. Ihr Lieblingsort sei das Jugendhaus, erzählte sie. Auch ihre Cousine Delang kommt gerne in die Einrichtung und nutzt vor allem den Mädchenraum. „Hier gibt es coole Spiele“, lobte sie. Noch lieber möge sie allerdings den Indianerspielplatz mit der großen Rutsche und der Schaukel.

Der 12-jährige Julius würde eine glatte Eins für seinen Stadtteil vergeben. Er besuche das Jugendhaus, weil er hier seine Freunde treffe. „Ich spiele oft Fußball auf dem Bolzplatz“, sagte er und hatte eine Idee: „Ein Dach wäre gut, damit der Ball nicht immer so weit rausfliegt und wir bei Regen kicken können.“

Ein Quizspiel am späteren Nachmittag sorgte für Bewegung und Spaß. Was sind die Aufgaben von 68DEINS!? Wer trifft in Mannheim die politischen Entscheidungen? Schnell mussten die Kinder zwischen drei Antworten wählen und auf das entsprechende Feld springen. Wer weiß schon, dass auf die Fläche von Hochstätt 330 Fußballfelder passen? Den Mitarbeiterinnen kam es aber nicht auf das Wissen an. „Wir nutzen die Fragen, um ins Gespräch zu kommen“, erklärte Marie Ostwald von 68DEINS!.

Alle Ergebnisse der Treffen werden dokumentiert und quantifiziert. Ziel sei es, im nachfolgenden Schritt die Politikerinnen und Politiker auf die Anliegen der jungen Menschen aufmerksam zu machen und weitere Prozesse anzustoßen, verdeutlichte Baier. Sie zeigte sich zufrieden mit der Veranstaltung: „Der Zulauf war gut, die Kinder waren motiviert und unsere Materialien wurden positiv angenommen.“ Für das laufende Jahr sei das mobile Beteiligungsformat noch in den Stadtteilen Sandhofen, Neckarau und Lindenhof geplant.

Freie Autorin

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