Sauberkeit

Waldhof-West soll kein „Lost Place“ werden

Müll, Ratten, Lärm und schwierige Wohnverhältnisse – aus dem Mannheimer Stadtteil Waldhof-West hat es schon viele Hilferufe gegeben. Jetzt präsentiert die Stadt ein Maßnahmenpaket.

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Timo Schmidhuber
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Sperrmüll auf den Gehwegen ist ein Problem, das in Waldhof-West immer wieder beklagt wird. © Timo Schmidhuber

Waldhof-West. Auf Gehwegen abgestellter Sperrmüll sowie achtlos weggeworfener Abfall, der Ratten anzieht. Dazu immer wieder heruntergekommene Häuser mit Wohnungen, in denen Menschen aus Bulgarien und Rumänien unter teils schwierigen Bedingungen leben. Und das alles in einem Stadtteil, in dem es vergleichsweise wenige Läden und andere Begegnungsmöglichkeiten gibt. Schon lange gibt es Hilferufe aus dem Stadtteil Waldhof-West, die Lebens- und Wohnqualität dort zu verbessern. Zuletzt hatte sich der Bezirksbeirat erneut an die Verwaltung gewandt. Die plant jetzt eine Reihe von Maßnahmen, die Tobias Vahlpahl in der jüngsten Sitzung des Gremiums vorstellte. Er ist der Leiter der städtischen Koordinierungsstelle Quartiermanagement.

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Unter anderem ist vorgesehen, den seit Jahren geschlossenen Seniorentreff in der Oppauer Straße 40 „sehr zeitnah“ wieder zu öffnen, Vahlpahl rechnet mit einem Start „in den nächsten ein bis zwei Monaten“. Außerdem soll es speziell für Zuwanderer aus Südosteuropa zumindest zeitweise Beratungsangebote geben. Geplant ist, dass Mitarbeiter des Projekts „Move on“ an manchen Tagen auch auf dem westlichen Waldhof unterwegs sind.

Das von Caritas, Diakonie und Arbeiterwohlfahrt (Awo) getragene Projekt informiert Zugewanderte in deren Muttersprache über Hilfsangebote für die erste Zeit nach dem Ankommen in Mannheim. Auch die Integrationslotsen, die sich zum Beispiel in der Neckarstadt-West oder im Jungbusch besonders um die Eingliederung von südosteuropäischen Familien kümmern, werden laut Vahlpahl tageweise auf den westlichen Waldhof kommen.

Seit mehreren Jahren ist der geschlossen, jetzt soll er bald wieder öffnen: der städtische Seniorentreff in der Oppauer Straße 40. © Timo Schmidhuber

Ein weiterer Teil des Pakets ist nach Angaben des Quartiermanagers, Begegnungsmöglichkeiten im Stadtteil zu schaffen. Dazu ist zum Beispiel ein Stadtteilfest geplant. Der Kleintierzuchtverein Goggelrobber und die Bürgerinitiative Waldhof-West hätten bereits ihre Unterstützung zugesagt, freut sich Vahlpahl. Darüber hinaus sei es wichtig, Stellen im Stadtteil wie den Roggen-, Weizen- und Herbergerplatz so zu gestalten, „dass es zur Kommunikation anregt“. Er schlägt außerdem vor, auch im westlichen Waldhof ein Quartiermanagement einzurichten. Das allerdings kostet Geld, und es ist auch ein Beschluss des Gemeinderats dafür nötig.

Experte: „Sozialer Druck“ in Waldhof-West

Der Stadtteil habe verschiedene Schwierigkeiten, erläutert Vahlpahl. Es herrsche ein „sozialer Druck“ durch eine „breite Spreizung zwischen alteingesessener und zugezogener Bevölkerung“. Zur alteingesessenen Bevölkerung gehörten auch viel Deutsche mit Migrationshintergrund, die schon in der zweiten oder dritten Generation hier lebten. Bei den Zugezogenen handle es sich in erster Linie um „Armutszuwanderung aus Bulgarien und Rumänien“.

Im Stadtteil seien viele Gebäude sanierungsbedürftig, berichtet der Experte. Wenn die allerdings modernisiert würden, stiegen auch die Mieten. Viele der jetzigen Bewohner könnten sich das dann nicht mehr leisten.

Treffpunkte wie der Seppl-Herberger-Platz sind für den Stadtteil sehr wichtig, wie Experten betonen. © Timo Schmidhuber

Waldhof-West ist laut Statistik der Mannheimer Stadtteil mit dem zweithöchsten Ausländer-Anteil und dem höchsten Anteil von Menschen unter 21 mit Migrationshintergrund - er hat also auch eine sehr junge migrantische Bewohnerschaft. Außerdem gibt es hier die dritthöchste Arbeitslosenquote und die zweithöchste Wegzugsrate in einen anderen Mannheimer Stadtteil. Letzteres ist aus Sicht von Vahlpahl „alarmierend“ und deute darauf hin, „dass hier eine Art von Verdrängung passiert“.

Mülldetektive zeigen in Waldhof-West erste Wirkungen, reichen aber nicht aus

Der Bezirksbeirat hatte von der Verwaltung gefordert, ein Quartiermanagement für Waldhof-West aufzubauen. Außerdem wünscht sich das Stadtteilgremium „konzertierte Aktionen über die verschiedenen städtischen Fachbereiche hinweg, die gezielt soziale, ordnungspolitische und städtebauliche Aspekte verknüpfen und konsequent gegen die Müllablagerung vorgehen“. Gerade beim Dauerthema Müll zeigten Sanktionsmaßnahmen wie der Einsatz der sogenannten Mülldetektive zwar erste Wirkungen. Sie reichten aber nicht aus.

An vielen Stellen im westlichen Waldhof ist Sperrmüll zu sehen. © Timo Schmidhuber

Das Gremium pocht jetzt darauf, dass die guten Ideen auch umgesetzt werden. SPD-Bezirksbeiratssprecher Stefan Höß ist besonders die Einführung des Quartiermanagements wichtig, wie es in Waldhof-Ost von der Awo bereits betrieben werde. Das dürfe nicht an den derzeit leeren Kassen der Stadt Mannheim scheitern, betont er. „Sonst wird der westliche Waldhof zum Lost Place.“ Die Aufgabe eines solchen Quartiermanagements sieht der Sozialdemokrat unter anderem darin, die Bevölkerung für Themen wie Sauberkeit und die Vermeidung von Lärm zu sensibilisieren.

Der Roggenplatz ist an diesem Tag vergleichsweise sauber. Die Aufnahme stammt von Dienstag, 7. Oktober, um die Mittagszeit. © Timo Schmidhuber

CDU-Sprecherin Helga Schlichter freut sich, „dass die Stadtverwaltung viele der Anregungen des Bezirksbeirats aufgegriffen hat“. Jetzt sei es allerdings wichtig, „schnell ins Tun zu kommen“. Die Bevölkerung erwarte das - das habe auch die mit rund 50 Personen sehr großen Zahl an Bürgern gezeigt, die zur jüngsten Bezirksbeiratssitzung gekommen seien. Mit Blick auf die leeren Kassen der Stadt Mannheim treibt aber auch sie die Sorge um, dass gar nichts passieren könnte. Das, betont Schlichter, wäre schlimm für den Stadtteil.

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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