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Vermüllung am Badesee in Mannheim-Vogelstang: Wie Anwohner sich gegen Abfälle am Badestrand wehren

Auf den ersten Blick ein Idyll, doch an manchen Tagen ist es heftig: Am Badesee zwischen den Mannheimer Stadtteilen Vogelstang und Wallstadt gibt es ein Grill- und Müllproblem.

Von 
Katja Geiler und Thorsten Langscheid
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Der Vogelstangsee am Donnerstagnachmittag: Zurzeit sieht es am Badestrand recht aufgeräumt aus, doch Anwohner klagen über starke Vermüllung an den Wochenenden, wenn viele Besucher da sind. © Thorsten Langscheid

Vogelstang. „Es ist heftig, was hier abgeht, auch unter der Woche. Wenn die Abfalleimer überfüllt sind, legen die Leute den Müll daneben“, sagt eine Anwohnerin, die an einem Sonntagvormittag am Vogelstangsee spazieren geht. Die Bewohner der Vogelstang sind sauer. In der Sommersaison werden die Wiesen rund um den See zum allgemeinen Grillplatz, an manchen Tagen werden laut Anwohner große Holzkohlegrills, Zelte und Bierbänke mit dem Auto an den See gekarrt.

„Die Leute kommen von außerhalb, sie bringen ihren ganzen Hausstand mit. Nach dem Grillen ist die Wiese voller Müll, überall liegen Hähnchenknochen verstreut“, sagt Sandy Stollhof, die auf der Vogelstang wohnt und sich inzwischen mit weiteren Leuten zu einer zunächst noch informellen Bürgerinitiative zusammengeschlossen hat.

Es wurden Tonnen aufgestellt, Grillkohle wurde drumherum drapiert. An einer anderen Stelle stehen sogar Tonnen auf der Grillkohle. © Gesine Schäfer

Auch der Gesamtzustand des Sees beunruhigt die Bürger. „Der obere See, dessen Wasserstand mit einer Pumpe reguliert wird, bekommt nur eine Stunde am Tag Wasser, am unteren wurde der Sand nicht gereinigt, normalerweise erfolgt das einmal im Jahr. Wir haben schon an die Stadt geschrieben, doch es passiert nichts.“

Was die Grillsituation betrifft, ging es an den jetzt zurückliegenden Wochenenden ruhiger zu, am Samstagnachmittag saßen nur Leute in kleineren Gruppen am See, sonntags gab es keine Müllberge um die Tonnen herum. Dies könnte daran liegen, dass zurzeit laut Stadt Mannheim „Waldbrandstufe vier von fünf“ erreicht ist. Außerdem sind Sommerferien und ein Großteil der notorischen Griller scheint im Urlaub zu sein.

Der Bereich des Vogelstangsees wird regelmäßig durch den städtischen Ordnungsdienst kontrolliert – auch an Wochenenden und Feiertagen.
Alexandre Hofen-Stein Stadtverwaltung Mannheim

Doch manche Spuren sind auch jetzt noch zu erkennen, zum Beispiel befinden sich auf der Wiese Brandstellen von der Grillkohle. „Die Stadt hat große Tonnen aus Metall aufgestellt – und zwar auf die Holzkohle und Asche, ohne diese zu entfernen.“ Was unglaublich klingt, hat Sandy Stollhof auf einem Foto dokumentiert. Auf einem anderen Bild sieht man Glasscherben auf der Wiese.

Häufig werden auch Fäkalien hinterlassen, wie Stollhof berichtet. Anfang des Sommers waren zeitweise auch noch die öffentlichen Toiletten abgeschlossen, was die Problematik zusätzlich verschärfte. Das bestätigten diese Woche auch Anwohner wie Ewa und Peter Wölkner. „Wir sind jeden Tag hier“, sagten sie am Donnerstag. Heute ist es ruhig, aber an manchen Tagen sind die Zustände wirklich unhaltbar.

Brandflecken auf der Wiese. © Gesine Schäfer

Auf Anregung der Bürger hat die SPD bereits einen Antrag im Gemeinderat eingbracht: Die Sozialdemokraten forden eine konsequente Durchsetzung der Nutzungsregeln am Badesee. Grillen ist allerdings grundsätzlich erlaubt. Darauf weist Alexandre Hofen-Stein vom zuständigen städtischen Umweltdezernat auf Nachfrage dieser Redaktion hin.

Die Problematik sei der Stadtverwaltung bekannt: „Der Bereich des Vogelstangsees wird aufgrund des großen Freizeitinteresses gerade in der wärmeren Jahreszeit witterungsabhängig regelmäßig sowie darüber hinaus bei akuten Störungsmeldungen durch den städtischen Ordnungsdienst kontrolliert – auch an Wochenenden und Feiertagen. In diesem Jahr gingen in der Leitstelle des Fachbereichs Sicherheit und Ordnung fünf Beschwerden zum Grillen am Vogelstangsee ein, denen der Fachbereich Sicherheit und Ordnung nachgegangen ist. Es liegt damit keine signifikante Beschwerdelage zu groben Belästigungen der Allgemeinheit vor“, so Hofen-Stein.

Vermüllung am Vogelstangsee: Stadt nennt Personalmangel als Grund

Auf eine Mail der Anwohner an den Stadtraumservice hatte eine Mitarbeiterin geantwortet, dass wegen Personalmangels eine „stete Kontrolle der Flächen leider nicht möglich ist.“ Damit wollen sich die Bewohner nicht abfinden. „Wir haben eine Bürgerversammlung ins Leben gerufen, sogar die Kinder wünschten sich, dass es aufhört“, sagt Gesine Schäfer, ebenfalls Anwohnerin der Vogelstang. „Wir haben das Glück, dass Biotopia sich bereiterklärt hat, den Müll wegzuräumen.“ Der Beschäftigungsförderungsbetrieb bringt Arbeitslose wieder in Arbeit und verknüpft damit soziales Engagement.

Der Vogelstangsee an einem Sonntagmorgen. Zurzeit sieht es aufgeräumt aus, doch das ist nicht von Dauer. Der Sandstrand müsste gereinigt werden. © Katja Geiler

Auch auf der Facebook-Seite des Vogelstang-Echos äußern sich viele Leute zu einem Post von Mitte Juni, der ersten sonnigen Phase, bevor das Wetter wieder für Wochen regnerisch wurde. In dem Beitrag, verfasst von CDU-Bezirksbeirätin Catherina Field, ist die Parksituation dokumentiert. Wiesen und Radwege in der Nähe des Sees sind zugeparkt mit Autos. „Wir bitten alle Besucher des Vogelstangsees den ausgeschilderten öffentlichen Parkplatz zu benutzen“, steht über dem Post.

Die Kommentatoren meinen, dass die Vogelstang-Bewohner selbst nicht die Adressaten für den Aufruf sind, denn die Griller kommen höchstwahrscheinlich von außerhalb. Die „Vogelstängler“ würden laufen oder mit dem Fahrrad fahren. Der Wunsch nach Kontrollen des Ordnungsamtes wird mehrmals genannt: Abschleppen oder Knöllchen, die „wirklich wehtun“. Auf einen Kommentar antwortet Field, dass sie mit Vertretern der Stadt gesprochen habe, und dass es am Personalmangel liege.

Die Probleme sind auch dem Vorsitzenden des Bürgervereins Vogelstang, Gunter Heinrich jr., bekannt. Er plant mit anderen gemeinsam eine Clean Up Challenge nach den Sommerferien. Zudem will er versuchen, zusammen mit dem Quartiersmanagement des Stadtteils und Ehrenamtlichen aus Wallstadt – auf deren Seite des Sees der Badestrand liegt – für mehr und stetige Sauberkeit rund um die beiden Seen zu sorgen.

Vermüllung am Vogelstangsee: Bürgermeister Thorsten Riehle will Verwaltung, Anwohner und Besucher des Badesees zusammenbringen

Auch die Bürgerinitiative hat sich bereits mehrere Mal an die Stadt gewandt. „Wir haben sogar mit Bürgermeister Thorsten Riehle gesprochen, der meinte, er kenne das Problem vom Rheinauer See“, fügt Gesine Schäfer hinzu. Auch dort habe es vor Jahren eine ähnliche Situation gegeben.

Auf die Anfrage dieser Redaktion an Bürgermeister Thorsten Riehle (SPD) kam zeitnah eine Antwort. „Ich kenne diese Zustände, so war das auch am Rheinauer See. In meiner Zeit als Stadtrat habe ich dafür gesorgt, dass es zu einem Austausch zwischen der Verwaltung, Nutzenden und der Nachbarschaft gekommen ist. Es ist jetzt nicht alles gut, aber deutlich besser als am Vogelstangsee“, so Riehle.

„Ich habe der zuständigen Fachverwaltung dazu geraten, diese Vorgehensweise auch am Vogelstangsee anzuwenden, außerdem hat die SPD-Fraktion einen Antrag geschrieben.“ Bürgermeister Thorsten Riehle geht davon aus, dass es zu diesem Thema nach der Sommerpause einen Austausch geben wird. Nachbarschaft und Verwaltung sind gesprächsbereit, doch mit den Nutzenden, sprich mit den Grillern, ins Gespräch zu kommen – das könnte eine Herausforderung werden.

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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