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SpVgg Wallstadt - SV Sandhausen: Fußballromantik und ein klares Ergebnis

Das Verbandspokalspiel zwischen dem Kreisligisten Sportvereinigung Wallstadt und dem Drittligisten SV Sandhausen brachte Fußballromantik und einen Zuschauerrekord für die Gastgeber

Von 
Christian Gerards
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Zum Verbandspokalspiel kamen rund 1200 Zuschauer, die teilweise in vier oder fünf Reihen am Spielfeldrand standen. © Christian Gerards

Mannheim. Ein friedliches Fußballfest und so etwas wie Fußballromantik haben die rund 1200 Zuschauer des Verbandspokalspiels zwischen dem Kreisligisten Sportvereinigung Wallstadt und dem Drittligisten SV Sandhausen (0:6) erlebt. Sie sorgten dafür, dass die Gastgeber am Dienstagabend einen neuen Zuschauerrekord bei Pflichtspielen verkünden konnten.

In Zeiten, in denen sich der Profifußball mit seinen irrwitzigen Ablösesummen und der zunehmenden Abkopplung von der Fanszene in eine Art Parallelwelt verabschiedet hat, war das Spiel zwischen den Amateuren und den Drittliga-Profis aus Sandhausen ein echter Fingerzeig, dass es den Fußball für die Fans doch noch gibt.

Das Flutlichtspiel wurde zu einer schönen Werbung für den Fußball jenseits des großen Geldes, der erst die Basis für die Messis, Neymars und Mbappes dieser Welt darstellt, und in denen ehrenamtliche Helfer dafür tagtäglich Sorge tragen, dass der Betrieb am Laufen gehalten wird.

Wenn Profi-Spieler durch die Zuschauerränge gehen müssen

So mussten die Spieler des SVS, für die ist ein Pflichtspiel ungewohnt, durch die Zuschauer gehen, um in die Kabine oder zum Spielfeld zu kommen. Vielfach gaben sie dabei gerade den jüngeren Zuschauern ein „High Five“ und nach dem Spiel etliche Autogramme - genauso wie die Wallstädter Spieler, die sich über die 90 Minuten aufopferungsvoll gegen eine noch höhere Niederlage gegen den fünf Klassen höher spielenden Gegner gewehrt hatten.

Mit 3,50 Euro für ein Bier oder eine Bratwurst blieben die Preise an diesem Abend trotz des großen Aufwands, den die Sportvereinigung für die Austragung dieser Partie auf sich nehmen musste, ebenfalls geerdet und deutlich jenseits der Marke, die etwa bei den Fans des SV Waldhof Mannheim mit Beginn der neuen Saison für reichlich Diskussion sorgt.

Polizei bereitete sich auf Ultras des SV Waldhof vor

Eine Stunde vor Spielbeginn war das Horst-Krischa-Stadion schon gut besucht. Zu diesem Zeitpunkt kickten die C-Junioren beider Vereine auf dem Kunstrasenplatz in einem Freundschaftsspiel gegeneinander. Vor dem Stadion hatte sich derweil die Polizei positioniert, weil nicht klar war, ob sich Ultras des SV Waldhof Mannheim gegen die Fans des Ligakonkurrenten aus dem Rhein-Neckar-Kreis in Stellung bringen würde.

Einsatzleiter Dirk Herzbach berichtete dann auch, dass sich kleinere Gruppen der organisierten Waldhof-Szene eingefunden und im Stadion verteilt hatten. Dass es nicht mehr waren, lag wohl an der Benefizspiel-Teilnahme des SVW bei der TSG Pfeddersheim in Ludwigshafen zur gleichen Zeit. „Die rund 300 Fans aus Sandhausen wurden von befreundeten Anhängern des VfR Aalen unterstützt“, berichte der Einsatzleiter weiter. Der ASB, der mit einem halben Dutzend Helfern vor Ort war, erlebte ebenfalls einen ruhigen Abend.

Jugendliche Störenfriede hinter Torhüter Daniel Klein

Die Anhänger der Sportvereinigung beklatschten unaufhörlich alle gelungenen Aktionen ihrer Spieler sowie vergebene Chancen der favorisierten Gäste. Durchaus einen schweren Stand hatte in der ersten Hälfte Sandhausens Torhüter Daniel Klein - nicht etwa, weil er von den Wallstädter Stürmern der Reihe nach zu Glanztaten gezwungen wurde, sondern weil sich hinter seinem Tor etliche Wallstädter Juniorenspieler aufgestellt hatten und ihn unentwegt verbal traktierten. Ein Ordner sah sich zwischenzeitlich gezwungen, die Kinder zur Räson zu rufen. Indes: Aus der Ruhe bringen ließ sich der Keeper zumindest äußerlich nicht.

Die Profifußballer des SV Sandhausen mussten an den Zuschauern vorbei. © Christian Gerards

Auf der anderen Seite des Platzes erklangen mit Beginn der Partie nicht nur die Sprechchöre der Gästefans. Auch vor dem Sportheim auf der anderen Seite der Grundlinie waren deutlich Anfeuerungsrufe für die Kreisliga-Kicker zu vernehmen. Vielfach standen die Zuschauer dort in vier oder fünf Reihen, um sich das Verbandspokalspiel anzuschauen. Überhaupt hatten sie sich um das gesamte Spielfeld mit Ausnahme des abgesperrten Bereichs vor dem Vereinsheim verteilt. „Das war ein Erlebnis. Dafür trainiert man. Von daher war es uns wichtig, dass wir uns gut präsentieren“, betonte nach dem Spiel Wallstadts Trainer Michael Wagner. Vor dem besonderen Duell gegen den Drittligisten war er noch bis zum frühen Nachmittag seinem Beruf im Jobcenter nachgegangen.

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30 Ordner und 50 Helfer hatten die Gastgeber laut ihres Vorsitzenden Michael Dörr für das Spiel aus den eigenen Reihen rekrutiert, um die Partie überhaupt logistisch stemmen zu können - und das bei einem Verein mit rund 630 Mitgliedern. Schon seit Tagen waren Vereinsvertreter auf den Beinen, um das Stadion für die Zuschauer vorzubereiten und die Logistik für die Verpflegung, aber auch für die Trennung der Fans aufzubauen. „Ich bin froh, wenn jetzt zwei Tage um sind, denn am Mittwoch geht es zunächst weiter mit dem Abbau. Das Wichtigste war aber für mich, dass alles ordentlich abgelaufen ist“, sagte Dörr.

Es gab aber auch diejenigen im Stadion, denen das Spiel herzlich egal war. Denn sie wollten lieber dem Ball selber nachjagen. So spielten zu Beginn der zweiten Hälfte des Pokalspiels rund zwei Dutzend Kinder auf dem Kunstrasenplatz und feilten an ihrer Technik, damit sie vielleicht auch irgendwann einmal so gut sind wie die Messis, Neymars und Mbappes dieser Welt. Mit fortschreitender Zeit musste sich der eine oder andere von ihnen aber dann doch auf den Weg nach Hause machen - schließlich war am anderen Tag Schule und damit frühes Aufstehen angesagt. Für die Helfer der Sportvereinigung war da der Abend noch längst nicht zu Ende, denn nach dem Spiel war vor dem Aufräumen.

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