Fußball

„Spiel des Jahrzehnts“ für Mannheim-Wallstadt: Kreisligist im Pokal gegen Sandhausen

110 Kästen Bier und 1000 Bratwürste bestellt - für den Mannheimer Kreisligisten Wallstadt ist das bfv-Pokalheimspiel gegen Sandhausen am Dienstag ein große Nummer.  Aber auch viele Polizisten kommen

Von 
Steffen Mack
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Die Ruhe vor dem Sturm? Wenn am Dienstagabend Achtligist Wallstadt hier im Horst-Krischa-Stadion auf den sehr ambitionierten Drittligisten Sandhausen trifft, dürfte es in beiden Strafräumen – zumindest je eine Halbzeit – sehr stürmisch zugehen. Viel wichtiger als das Ergebnis ist den Gastgebern aber ein großes Fußballfest. © Steffen Mack

Mannheim. Alle paar Monate warnt die Stadt Mannheim vor Verkehrsproblemen bei besonderen Großereignissen. Etwa, wenn die Toten Hosen auf dem Maimarktgelände spielen oder der SV Waldhof einen attraktiven Gegner wie Eintracht Frankfurt hat.

Um ein Fußballspiel geht es auch in einer aktuellen Pressemitteilung. Aber es dürfte die erste sein, die einem Kreisligisten gilt. Die SpVgg Wallstadt empfängt am Dienstag im bfv-Pokal um 19 Uhr den fünf Klassen höher spielenden SV Sandhausen.

Parken am Vogelstangsee oder an Kleingärten

Weil es vor der Sportanlage in der Römerstraße kaum Abstellmöglichkeiten gibt, sollen Autofahrer die ausgeschilderten Parkplätze am Vogelstangsee oder an Kleingärten nutzen. Doch die sind stark begrenzt. Um Behinderungen zu vermeiden, empfiehlt die Stadt daher öffentliche Verkehrsmittel.

Für uns ist es natürlich das Spiel des Jahres, eigentlich das Spiel des Jahrzehnts
Michael Dörr Vorsitzender SpVgg Wallstadt

Haltestellen der Bahnlinien 5a (Wallstadt West) und 7 (Kiesäcker) sind nur wenige Gehminuten entfernt. Einheimische Zuschauer bittet der Verein, mit dem Rad oder zu Fuß zu kommen.

„Für uns ist es natürlich das Spiel des Jahres, eigentlich das Spiel des Jahrzehnts“, sagt Michael Dörr. Genau genommen könnte man sogar vom - bisherigen - Spiel des Jahrtausends sprechen. Denn der letzte derart hochkarätige Gegner der SpVgg, an den sich der Erste Vorsitzende erinnert, war 1999 der SV Waldhof. „Der kam zur Einweihung unseres neuen Platzes“, erzählt Dörr. Da habe er selbst noch mitgespielt. In der ersten Halbzeit hätten sie gut mitgehalten. „Bis zur 40. Minute stand es 1:1.“ Am Ende hätten die Waldhöfer aber 10:1 gewonnen. „Die waren gerade in die 2. Liga aufgestiegen, das hat man schon gemerkt.“

"Das Ergebnis ist nicht so wichtig"

Sandhausen nahm im Sommer zwar den umgekehrten Weg, zählt mit Spielern wie Kapitän Dennis Diekmeier, früher beim HSV, und dem von Düsseldorf gekommenen Torjäger Rouwen Hennings aber zu den großen Favoriten in der 3. Liga.

Sind die Wallstadter am Dienstag ergo schon froh, wenn sie nicht zweistellig verlieren?. „Ach“, sagt Dörr, „das Ergebnis ist gar nicht so wichtig. Wir wollen ein großes Fest mit unseren Zuschauern feiern.“ Und gegen den prominenten Gegner kämen ja auch einige neue, die dann vielleicht den familiären Charme der SpVgg-Heimspiele für sich entdeckten.

Gegen Sandhausen wird mit rund 1000 Zuschauern gerechnet. Karten kosten für Erwachsene acht Euro, ermäßigt sechs. Es gibt sie im Vorverkauf bei „Diego“, dem Vereinslokal, sowie zum gleichen Preis an der Abendkasse. 100 Tickets sind bereits an die Gäste gegangen, es soll ein großer Fanbus kommen. Sitzen darin auch Ultras, könnte das wiederum die des SVW anlocken.

Eine gegnerische Szene lässt man in der eigenen Stadt nicht gern allein. Zudem treffen die Waldhöfer im Pokalviertelfinale auf den Sieger dieser Partie.

Viele Polizisten vor Ort

„Ich hoffe, es kommen keine Chaoten“, sagt Dörr. „Aber wenn, sind wir vorbereitet.“ Die Polizei schicke zwei Einsatzzüge mit je 30 Mann. Sein Bruder, früher selbst Polizeidirektor, organisiere mit Spielern der 2. Mannschaft den Ordnerdienst. Zudem kämen vier Profis von einer Security-Firma für Leibesvisitationen. „Wenn wir jemanden kennen, kann der natürlich auch so rein.“

Jene vier Ordner stelle ein Sponsor gratis zur Verfügung, berichtet Dörr. „Zum Glück haben wir jetzt einige neue Sponsoren gewonnen. Sonst könnten wir das gar alles nicht stemmen.“ Erst recht nicht ohne die rund 50 ehrenamtlichen Helfer.

Konnte ja keiner wissen, dass wir die ersten drei Pokalrunden überstehen und dann ausgerechnet auf Sandhausen treffen
Michael Dörr SpVgg Wallstadt

Der Vorsitzende kam am Samstag erst aus der Lüneburger Heide zurück, letzte Etappe seiner Deutschlandreise. „Konnte ja keiner wissen, dass wir die ersten drei Pokalrunden überstehen und dann ausgerechnet auf Sandhausen treffen.“ Nun habe er eben im Urlaub sehr viel telefonieren müssen. Seine Frau sei davon nicht immer begeistert gewesen.

Aber 1000 Zuschauer sind schon eine Herausforderung. Laut Dörr wurden 100 Kästen Bier bestellt, zehn weitere steuere ein Sponsor bei. Auch Alkoholfreies und Wein („ich meine, 30 Kisten“) für Schorle gebe es genug. Dazu 1000 Bratwürste, eine koste 3,50 Euro. Fair sei auch der Bierpreis, drei Euro für 0,3 Liter.

Sogar der FCK war schon da

Im Jugendbereich hat Wallstadt schon Erfahrung mit großem Andrang und prominenten Gegnern. Zu den jährlichen Turnieren kamen früher sogar mal Kaiserslautern, Ulm oder Wolfsburg. „Die wollten aber immer Antrittsgeld, einigen sollten wir auch eine Übernachtung zahlen“, berichtet Dörr. Daher verzichteten sie darauf mittlerweile.

Sandhausen indes zeigt sich großzügig. Der Drittligist schickt am Dienstag schon um 16.30 Uhr seine C-Jugend gratis zum Vorspiel - und überlässt die ihm zustehende Hälfte der Pokaleinnahmen Wallstadt.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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