Seckenheim. Auch die Kerweborscht, angeführt von Brauchtumsvorstand Matthias Müller und dem reaktivierten Kerweparrer h.c., Wilhelm Erny, hatten sich zum Start der Seggema Kerwe fein gemacht. Wie es der Brauch gebietet, findet sich die Kerweschlumbl samt großer Entourage bei einem Seckenheimer Gewerbetreibenden, diesmal beim hundertjährigen Traditions-Schuhhaus Theurer, ein. Hier, unweit des 120 Jahre alten Schulhauses, hatte es sich das Kerwesymbol, die Schlumbl, gemütlich gemacht. Nachdem klar war, dass die neuen, schwarzen Schuhe passen, gab es einen herzlichen Dank an die Eheleute Abach, ein herzhaftes Prosit auf die Kerwe und den Startschuss in Richtung Seckenheimer Planken.
Die Feuerwehr, das Rote Kreuz und die Polizei warfen einen Blick auf die Verkehrssituation, die „Zahlenkracher“ einen aufs Notenblatt und los ging es. Der Kerweumzug, angeführt von Schlumbl, Kerweborscht, Guggemusik mit Straßenkonzert und der Jugendfeuerwehr samt obligatorischem Riwwälesskuchä setzte sich in Bewegung. Zahlreiche Schaulustige jeden Alters begleiteten den Kerweumzug durch die Weigass (Freiburger Straße). Auf den Planken warteten schon etliche Kerweenthusiasten, denn am Rathaus innegehalten, wurde das Brimborium fortgesetzt.
Schaulustige jeden Alters begleiteten den Kerweumzug in Mannheim-Seckenheim
Zunächst begrüßte der Kerweparrer seine ökumenisch, atheistischen Kerwegläubigen und beklagte ortskundig, dass Rath, eines der Seckenheimer Traditionsgeschäfte, zum Jahresende schließt. Außerdem sah er die neuen Einbahnstraßenregelungen kritisch und regte sich darüber auf, dass auf dem Friedhof Deko und sogar Sitzbänke „geklaut“ werden. Dann machte er zwei Witze und wies seine Kerweborscht an, nun die Schlumbl am Büchereifenster über den Arkaden zu platzieren. Der Tradition entsprechend kann die Kerweschlumbl von hier ihre Aufgabe erfüllen, das Kerwetreiben zu beobachten.
Mit einem kleinen Fest bei „Weck, Worscht und Bier“ freuten sich die Kerweanhänger über den gelungenen Auftakt und das trockene Wetter. Die Zahlenkracher ließen mit ihrer Guggemusik, keineswegs „schräg“ oder „falsch“ gespielt, samt dominanter Rhythmusgruppe auch lautstark erkennen, jetzt hat die Kerwe begonnen.
Nach durchzechter Nacht fanden sich die Kerweborscht am historischen Kirchplatz ein. Hier, zwischen St.-Aegidiuskirche und Pfarrzentrum St. Clara, zeigte sich Matthias Müller, Chef der Brauchtumspfleger, erfreut und dankbar, dass sich auf dem einstigen Bazarplatz ein so buntes Kerweleben entfalten kann. Er selbst hatte als Organisator dafür gesorgt, dass die Seggema Kerwe, obwohl sich der Bund der Selbstständigen (BDS) aufgelöst hat, am traditionell dritten Sonntag im Oktober weiter bestehen und blühen kann. Das hob IG-Vizevorstand Michael Sauer besonders hervor.
Müller dankte, im Beisein von MdL Dr. Boris Weirauch, Bürgermeister Thorsten Riehle und etlichen Mitgliedern des Gemeinderats, besonders Christine Igel, der Hauptgeschäftsführerin der „GmbH Veranstaltungen–Tourismus–Marketing: Mannheim erleben“. Die Diplom-Volkswirtin ermöglichte nämlich die Belebung des Platzes vor dem Rathaus.
Der Dank für die kostenfreie Nutzung des Kirchplatzes galt indes der St. Aegidiuspfarrei und ging stellvertretend an Diakon Winfried Trinkaus. Tatsächlich war an der Zufahrt zum und auf dem Kirchplatz viel geboten. Das Heimatmuseum mit Flohmarkt, das Schifferkinderheim mit Spielangeboten, der TC Kurpfalz, die Handarbeitsgruppe der DRK-Sozialarbeit, der Kinderladen und weitere Akteure boten hier nicht nur Spaß, Speisen und Getränke an, die TSG sorgte auch mit ihren Tanzgruppen für beste Showunterhaltung.
Auf dem Weg zu den Planken grüßte der SV 98/07, ehe die Seebärchen ihre Gäste ebenso herzlich willkommen hießen, wie die AWO und die SPD mit Kaffee, Kuchen oder Zwiebelkuchen. Entlang der Hauptstraße gab es neben den Büchereifreunden und der Erlöserkirche etliche weitere Besuchermagnete. Hier drängten Menschen auf die Straße, sodass eine Hauptstraßensperrung wünschenswert gewesen wäre. Als es den BDS noch gab, übernahm dieser die hohe vierstellige Rechnung. Da die Kerwe ehrenamtlich organisiert wird, bleibt die Wunscherfüllung offen.
Seit Jahren gehört zum Kerwemontag das Schlachtfest
Aus familiären Gründen ließ dieses Jahr der Sängerbund Eders Kerwescheuer geschlossen. Die Freunde deftiger Kost kamen in der Einfahrt trotzdem zu ihrem beliebten Schweinepeffer. Das Heimatmuseum nutzte in alter Verbundenheit mit der Familie die Traditionsschreinerei Senn als uriges Kerwecafé. Musik gab es hier und an weiteren Stellen im Ort. Die katholische Kirche steuerte Orgelführungen bei und ein Konzert für Panflöte und Orgel. Auch der gut bestückte Jahrmarkt mit allerlei Fahrgeschäften auf dem Schlossplatz wurde an allen Kerwetagen angenommen.
Seit Jahren gehört zum Kerwemontag auch das traditionelle Schlachtfest der TSG im Schloss. Der Saal war voll besetzt, die deftigen Speisen kamen an und dass es Brauch ist, dann noch Kaffee und Kuchen anzuschließen, muss nur der Vollständigkeit halber erwähnt werden. Mit dem tränenreichen Finale der „Seggema Kerwe“ am Wasserturm war dann mit Kerwe erst einmal Schluss.
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