Gesang

So läuft eine offene Chorprobe in Mannheim ab

Mannheimer Chöre laden im Rahmen der „Woche der offenen Chöre“ zum Mitsingen ein. Wie der Einstieg gelingt – ganz ohne Notenkenntnisse.

Von 
Bernhard Haas
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Das erste Seckenheimer Pop Ensemble aus Mannheim singt vor allem Pop-Songs, Oldies und Musicalmelodien. © Bernhard Haas

Mannheim. Singen liegt längst wieder im Trend, das Interesse an Gemeinschaft und Gesang ist groß und zugleich suchen viele Chöre weiter nach Nachwuchs. Davon ist zumindest der deutsche Chorverband überzeugt. Dazu hat er eine „Woche der offenen Chöre“ initiiert. Es soll die Ensembles und Chorvereine in ihren Aktivitäten stärken und für eine größere öffentliche Sichtbarkeit sorgen.

Rund eintausend Chöre und Vokalensembles haben in Deutschland ihre Türen für Sing-Interessierte geöffnet. Nach dem großen Erfolg in den vergangenen beiden Jahren hat der Deutsche Chorverband erneut bundesweit dazu aufgerufen, um neue Mitglieder für Chöre zu gewinnen und Menschen für das Singen zu begeistern.

An dieser Aktion haben sich in Mannheim acht Chöre beteiligt, darunter der Mannheimer Leibniz-Chor, der Kammerchor Mannheim und drei Chöre der Teutonia Feudenheim. Aber auch „ESPE – MGV Liedertafel 1861/07 Seckenheim“ und „Spirit of Music – GV Liederkranz 1877 Friedrichsfeld“ hatten ihre Tore für jedermann oder -frau geöffnet.

Diese beiden Chöre haben wir besucht und einmal einer Probe beigewohnt. Um es gleich vorweg zu sagen: Da ging es nicht immer nur ernsthaft zu. Es wurden auch Scherze gemacht und bei beiden Chören hatten sich Interessierte eingefunden, die einmal miterleben wollten, wie eine solche Probe abläuft und wer da mitsingt.

Der Seckenheimer Chor singt Lieder aus „Phantom der Oper“ und „West Side Story“

Nehmen wir zunächst einmal das Erste Seckenheimer Pop Ensemble (ESPE) des Männergesangvereins (MGV) Liedertafel 1861/07 Seckenheim. Der etwas verwirrende Name, der auch vielleicht etwas angestaubt daher kommt, entstand aus der Fusion des Männergesangvereins 1861 und der 1907 gegründeten Liedertafel. Der ESPE Chor entstand 1999. Etwas mehr als 30 Sängerinnen und Sänger aus den bestehenden Chören, singen in den Proben Pop-Songs, Oldies und Musicalmelodien, überwiegend in englischer Sprache.

Zurzeit trainieren die Sängerinnen und Sänger für ein Konzert am Samstag, 22. November, vor allem Operetten-Melodien unter dem Titel „Melodien zum Träumen und Verlieben“. Simone Hornberg begrüßte vier neue Gesichter in der munteren Runde. „Wir hoffen, dass der Funke und die Freude am Gesang auf sie überspringt“, so die Vorsitzende des ESPE-Chores.

„So, und jetzt singen wir ein Lied zusammen“, forderte Chorleiter Peter Imhof schließlich. „Komm und sing mit uns“ lautete der Einstieg in die anspruchsvolle Singstunde. Dem folgte ein altes Wanderlied. „Wem Gott will rechte Gunst erweisen“, hallte es durch den Lore-Marzenell-Saal des Vereinshauses. Sofort wurde auch zweistimmig gesungen.

Den Popchor Spirit of Music in Mannheim-Friedrichsfeld leitet Tobias Freidhof. © Bernhard Haas

Notenblätter wurden verteilt und es erklangen Melodien aus dem Musical „Phantom der Oper“ – und „West Side Story“ wurde angestimmt. „Ich wollte das unbedingt einmal ausprobieren“, sagte Sängerin Elke Schewe. Bisher habe sie nur im Bad gesungen. Vorkenntnisse brachte keine der neun Sängerinnen mit.

Eine, die seit der Gründung des Frauenchores im Jahre 1987 mitsingt, war Hannelore Volz, die auch berichtete, dass es anfangs gar nicht so einfach gewesen sei. Überzeugt ist sie, dass Gesang viel Spaß macht. Außerdem sei es gut für die Gesundheit. Man sei einfach viel weniger krank, ist sie überzeugt. Vorsitzender Walter Veith freute sich darüber, dass es doch immer wieder Interessenten gebe, die Freude am Gesang verspürten. Dass fast ausschließlich in englischer Sprache gesungen wurde, fanden die Frauen gut, weil es sich doch etwas moderner anhört als bisher gewohnte Lieder.

Erst Lockerungsübungen zum Einstieg in Mannheim-Friedrichsfeld

„Wir wollen anbieten, in eine reale Probe hineinzuschauen“, sagte auch Sabine Daners, die für die Öffentlichkeitsarbeit beim Popchor Spirit of Music in Friedrichsfeld zuständig ist. Auch in diesem Chor gab es Menschen, die erstmals mitsangen, wie Petra Mika, die allerdings erzählte, sie habe früher schon einmal in einem Chor gesungen.

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„Wir sind keine gewöhnliche Chortruppe. Wir sind der Spirit of Music – rund 25 Stimmen, ein Herzschlag und jede Menge Leidenschaft. Seit 1998 mischen wir die Bühne auf: mit Songs aus Musicals, Rock, Pop, Gospels, Oldies – und allem, was uns unter die Haut geht“, erklärte Daners das Anliegen des Chores. Auch sie bereiten sich auf ein großes Herbstkonzert vor, das am Samstag, 29. November, in der Kirche St. Bonifatius in Friedrichsfeld um 19 Uhr startet. Zur intensiven Vorbereitung verbrachte der Chor ein Wochenende in Speyer, mit viel Gesang, wie Vorstand Thomas Kirchner berichtete.

Auch in dieser Probe standen einige Lockerungsübungen zum Einstieg auf dem Programm. Chorleiter Tobias Freidhof animierte mit lockeren Sprüchen zu Höchstleistungen. Freidhof erklärte auch, dass es beim Singen auf das Hören der anderen Stimmen ankomme. Daher erklangen einmal Sopran und Alt gemeinsam. Später gesellte sich der Bass mit einer anderen Melodie zu dem Lied hinzu.

Erst am Ende erklangen wieder alle Stimmen zusammen. Da merkte man deutlich, dass die Sänger erst kürzlich intensiv miteinander geübt hatten. Dass auch hier Spaß im Vordergrund stand, war aber ebenfalls deutlich zu verspüren. Und so hatte auch diese Probe den zwei „Neuen“ viel Freude bereitet.

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