Mannheim. „Ehrenamtliche Arbeit verlängert das Leben um sieben Jahre“, erzählt Iris Drobel. Die Rheinauerin ist mit dafür verantwortlich, dass die Zweigstelle der Stadtbibliothek Rheinau noch in der Konrad-Duden-Schule ansässig ist. 2003 bestand die Überlegung, die Stadtteilbibliothek aus Kostengründen in der Rheinauer Realschule aufzugeben. Christine Seifert war damals in der Zweigstelle tätig und erinnert sich.
Förderverein für Bibliothek gegründet
„Die Idee, für die Bibliothek einen Förderverein zu gründen, gab es schon lange. Als sich die Anzeichen verfestigten, dass man die Bibliothek würde aufgeben müssen, entschlossen wir uns zur Gründung.“ Getreu dem Motto „Elf Freunde müsst ihr sein“ fanden sich am 17. Juni 2003 über ein Dutzend Engagierte - genug, um einen Verein zu gründen. Bereits ein halbes Jahr später wuchs die Mitgliedschaft auf über 50 Ehrenamtliche. „Eine Schließung der Bibliothek war schnell vom Tisch“, so Seifert, die früher Vorsitzende des Fördervereins war.
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20 Jahre später gab es nun nicht nur das Jubiläum des Fördervereins zu feiern, sondern auch das 40-jährige Bestehen der Zweigstelle. Bei strahlendem Sonnenschein konnte zum einen die Geschichte des Fördervereins nachvollzogen werden, darüber hinaus sorgte der Schulchor der Rheinau-Grundschule für musikalische Begleitung, außerdem konnte der Zauberer Dominik Remy bestaunt werden.
Angestellte strickten Bücherwurm
Harald Grünhag, der vor 40 Jahren die Einrichtung der Zweigstelle mit begleitet hatte, war auch vor Ort: „Wir bezogen damals den Rohbau, der der Bibliothek gewidmet war und konnten die Gestaltung der Räumlichkeiten ein wenig mitbestimmen.“ Gerne erinnert er sich an die Zeit, als er für die Computer verantwortlich war. „Als in der Bibliothek für längere Zeit nichts los war, strickten einige Angestellte einen zehn Meter langen Bücherwurm, mit dem wir durch die Schulen tourten.“ Der Marketing-Gag zeigte Wirkung. „Früher öffneten wir die Bibliothek immer schon um 8 Uhr morgens, um dem Andrang der Kinder gerecht zu werden.“ Mittlerweile öffnet die Bibliothek um 13 oder 10 Uhr.
Für Véronique Bolleyer, Leiterin der Zweigstelle, hat die Bibliothek einen großen Stellenwert, vor allem für Familien. „Durch den Förderverein können wir Spielnachmittage oder Bastelkurse anbieten. Hier treffen verschiedene Kulturen aufeinander.“ Die ausleihstärksten Medien seien Bilder- und Leseanfängerbücher. Etwa 18 000 Medien hat die Zweigstelle zu bieten. Dabei können unter anderem auch die Computer der Zweigstelle benutzt werden, auch zum Erledigen von Hausaufgaben stehen die Örtlichkeiten zur Verfügung. Regelmäßig finden Lesungen statt, und auch mit einer „Gaming-Station“ kann die Zweigstelle aufwarten. Besonders beliebt beim erwachsenen Publikum sind Themenabende, die sich schon um Lateinamerika oder Italien drehten.
Von Corona gebeutelt
Der Förderverein musste jedoch auch Herausforderungen wie die Corona-Pandemie bewältigen. „Corona hat uns vollkommen gebeutelt, zwischenzeitlich hatten wir einen Lieferservice für Medien. Nach Corona war der Andrang der Kinder spürbar kleiner“, erklärt Christine Seifert. Sie führt diesen Umstand auf das Homeschooling zurück, viele Kinder seien dadurch im Besitz von eigenen Computern und nicht mehr so stark auf die Bibliothek angewiesen. Dennoch: „Vor allem die Kinderveranstaltungen sind übervoll.“
Dieter Eckert, Vorsitzender des Fördervereins, hat sich unterdessen ein klares Ziel gesetzt. „Unsere künftige Aufgabe wird sein, unsere Bekanntheit zu steigern.“ Auch Véronique Bolleyer meint, es gebe noch Rheinauer, die keine Kenntnis von der Zweigstelle haben. „Wir versuchen, Corona etwas aufzuholen.“
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