Feudenheim. Kaum stehen die in Mannheim geplanten Einsparungen fest, formiert sich erster Widerstand. Der Vorstand des Feudenheimer Jugendtreffs protestiert heftig gegen die zum Jahresende vorgesehene Schließung. Seit mehr als zwei Jahrzehnten sei die Einrichtung in der Neckarstraße ein sicherer Ort und Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche auch aus anderen Stadtteilen, schreiben die Vorsitzenden Lena Kamrad, Malin Melbeck und Sina Koch in einer Mail an den Bezirksbeirat, den sie um Unterstützung bitten. „Eine Schließung, ohne einen Fahrplan für die Errichtung eines Neubaus zu haben, lehnen wir entschieden ab.“ Koch hat zudem eine Online-Petition gestartet, in den ersten beiden Tagen bereits mit rund 1.000 Unterschriften.
Das geplante Aus komme wie aus heiterem Himmel, sagt Kamrad dem „MM“. Seit Jahren stehe man mit der Verwaltung im Austausch darüber, wie sich der Container – in dem der Treff als Übergangslösung untergebracht ist – perspektivisch weiterentwickeln lasse. Das beinhalte auch die vor etwa einem Jahr vorgelegte neue Jugendhilfeplanung der Stadt. Von einer Schließung sei bislang nie die Rede gewesen.
Kalkuliert wird 2026 eine Ersparnis von rund 65.000 Euro
In der Beschlussvorlage für den Gemeinderat, der am 30. September final über alle Sparvorhaben entscheiden soll, wird das Aus mit einer starken Sanierungsbedürftigkeit des Containers begründet. Weil dafür auf absehbare Zeit kein Geld da sei, solle der Standort geschlossen und stattdessen ein mobiles Angebot in Feudenheim eingerichtet werden. Aus den derzeitigen 1,5 Vollzeitstellen, die sich eine Frau und ein Mann teilen, würden dann 0,75. Die Verwaltung hat daraus eine Einsparung von 63.583 im nächsten Jahr errechnet, für 2027 und 2028 sind es jeweils nochmal rund 2.000 Euro mehr.
Am Ende heißt es, unter Beteiligung von Kindern und Jugendlichen solle in dem Stadtteil ein neuer Jugendtreff geplant werden. Doch da ist Kamrad skeptisch. Sie erinnert an Neuhermsheim, wo die Wiedereinrichtung nach der Schließung etwa zehn Jahre gedauert habe. Der Container in Feudenheim sei zwar sanierungsbedürftig, könne aber bis auf Weiteres noch genutzt werden. Zudem verursache auch ein Abbau Kosten, die in der städtischen Kalkulation nicht enthalten seien.
Kürzungen in der Jugendarbeit wären ein fatales Signal, gerade in der aktuellen gesellschaftlichen Lage.
Auch Landtagsabgeordneter Weirauch schaltet sich ein
Als Büroleiterin von Thorsten Riehle, dem Wirtschaftsbürgermeister und ihrem SPD-Genossen, ist Kamrad mit den Haushaltsnöten indes bestens vertraut. Dazu sagt sie: „In meiner beruflichen Position kann ich die Sparvorhaben in anderen Dezernaten nicht kommentieren. Aber als Vorsitzende des Fördervereins finde ich, dass da am falschen Ende gespart wird.“
Ihr Mann Boris Weirauch, SPD-Landtagsabgeordneter und ebenfalls im Förderverein, kritisiert in einer Mitteilung: „Kürzungen in der Jugendarbeit wären ein fatales Signal, gerade in der aktuellen gesellschaftlichen Lage.“ Zumal es sich hier nur um geringe Einsparung handele.
Laut Kamrad sind weitere Proteste unter anderem im Stadthaus geplant. Auch in sozialen Medien werde getrommelt. Nach ersten Rückmeldungen aus dem Bezirksbeirat – aus CDU, Grünen sowie ihrer SPD – wisse sie, dass auch dort „eher Entsetzen“ vorherrsche.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-stadtteile-protest-gegen-schliessung-des-feudenheimer-jugendtreffs-_arid,2329303.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-mannheimer-sparliste-das-sagt-die-stadtspitze-_arid,2328604.html
[3] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim/feudenheim.html