Wallstadt. Die Sonne scheint - auf dem Orden und über dem Bühnenbild. „Wenn über Wallstadts Himmel die Sonne lacht, die Gowe wieder Fasnacht macht“ haben die Fasnachter des Orts ihre Kampagne betitelt. Denn sie haben gut Lachen. Ihre Prunksitzung im DJK-Zentrum ist restlos ausverkauft, es gibt sogar eine Warteliste. Denn tatsächlich gelingt ihnen, das Publikum „bestmöglich zu unterhalten und das Lachen der Sonne in die Welt zu tragen“, wie Vorsitzende Simone Breidenband zur Begrüßung als Anspruch formuliert.
Zum Auftakt werden die Gäste nass - einige zumindest. Alexander Fleck erscheint mit Talar und schwarzem Birett, verteilt im Saal sein „Weihwasser“ allerdings per Klobürste statt per Aspergill. Zwar geht der Stadtrat seit Jahren bei vielen Vereinen als Protokoller in die Bütt, bei der „Gowe“ aber ist es für ihn eine Premiere - und die gelingt. Eigens dazu hat er den Priester-Talar angelegt. Er kritisiert, dass es seit dem Ruhestand von Diakon Bernhard Kohl die Aufgabe des, wie er sagt, „Hirten“ im Ort vakant ist, weil sich der zuständige Pfarrer selten sehen lasse.
Fleck stellt auch, wie zuvor schon Sitzungspräsident Bernhard Kohl, erleichtert fest, dass der Gemeinderat endlich Mittel für den Bau des Kultur- und Sportzentrums bewilligt habe - und bekommt entsprechend viel Beifall. Dann liest er Kommunal- wie Bundespoltikern die Leviten, auch wenn sie (wie die Bundestagsabgeordneten Melis Sekmen und Konrad Stockmeier sowie Stadtrat Jürgen Dörr) im Publikum sitzen.
Junge Bütten-Neuentdeckung kommt gut an
Ganz hervorragend kommt eine Bütten-Neuentdeckung in Wallstadt an. Die erst 16-jährige Dorothea Grieser aus dem pfälzischen Mußbach beweist, dass sie im Finale des Bundeswettbewerbes „Jugend in der Bütt“ mit Recht den zweiten Platz bekommen hat. Komplett auswendig, mit toller Gestik, ja sogar schauspielerischem Talent schildert sie, warum bei ihr das Geld knapp ist.
Zudem sind bei der „Gowe“ weitere Bütttenasse aus der Region zu Gast. Markus Weber alias „Fräulein Baumann“, der sich sonst in der Mannheimer Fasnacht inzwischen rar macht, kommt mit einem pointenreichen „Best of“-Programm aber gerne nach Wallstadt - was ihm das Publikum mit kräftigem Jubel, begeisterten Pfiffen und „Zugabe“-Rufe dankt. Das gilt ebenso für Musikprofessor Werner Beidinger, der auf seiner Abschiedstournee nach Wallstadt kommt und dem die dankbaren Gäste stehend applaudieren.
Auch bei „De Härtschd“ Oliver Betzer aus Fischbach im Dahner Felsenland stehen die Gäste. Als „König von Mallorca“ erntet er erst viele Lacher, folgt mit einer per Verkehrszeichen erzählten Liebesgeschichte, dann viel wehmütige Zustimmung bei einer herrlichen Persiflage auf längst vergessene Eissorten („Nogger dir einen - das geht nicht mehr, da kommst Du heute ins Gefängnis“), um dann mit dem Publikum eine klasse Party zu feiern.
Viel Beifall für große Jugendarbeit der Garden
Als klasse Stimmungsmacher erweist sich erneut das Musikduo „NaSte“ aus Nadja Lesniewski und Stefan Röger, dem Ehrenpräsidenten der Brühler „Kollergrotten“. In ihr „Thank you for the Music“, das eine prima Revue aus mitreißenden Udo Jürgens-, Abba- und anderen Schlagertiteln krönt, stimmen die Leute im Saal sehr gerne mit ein, und Stefan Röger lobt: „Ihr seid klasse, so richtig schön ist es nur in Mannem!“ Wer von ihnen noch mehr hören will, ist am Samstag, 1. Februar, bei der „Prunk-Party“ der „Gowe“ richtig. Da wird noch mehr gefeiert als bei der fünfstündigen Prunksitzung.
Die leidet anfangs zwar unter Problemen mit der Tonanlage - aber Sitzungspräsident Manuel Kohl meistert die so gelassen und souverän wie die ganze Moderation des von Regieminister Matthias Göttlich sehr gut zusammengestlelten Programms. Und auch ein zweites Problem meistern die „Gowe“gut - dank guter Freunde. Weil das „Gowe“-Tanzmariechen Feline Bencik sich ausgerechnet beim ihrem Premierenauftritt beim Neujahrsempfang im Rosengarten verletzte, helfen die Freunde vom Feuerio und schicken Jugendtanzmariechen Miloslawa Wittmann, die mit rasanten und malerischen Figuren zugleich beeindruckt.
Aber natürlich wissen die Wallstadter auch, was sie an der „Gowe“-Garde und an der von Nina Lentz und Nadine Settele als Gardeministerinnen mit einem großen Trainer- und Betreuerinnenteam verantworteten Jugendarbeit haben. Ob die putzigen Minis, Jugend- und Juniorengarde oder die Offiziersgarde, alle bekommen riesigen Applaus. Feline Bencik wird auch ohne Auftritt von Manuel Kohl auf die Bühne geholt. „Sie gehört zu uns!“, betont der Sitzungspräsident. Viel Anerkennung für ihren Tanz und ihre selbstgemachten Kostüme heimst schließlich das „Gowe“-Tanzensemble „Jubilett“ ein. Und die höchste „Gowe“-Anerkennung wird vor dem großen Prunksitzungspublikum Elvira Jakobi und Johnanes Krassowka zuteil: Sie sind jetzt zu Ehrensenatoren ernannt worden.
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