Mannheim. Über den aktuellen Stand beim Campus Neckarstadt-West/ Kinder- und Jugendbildungshaus Kaisergarten berichtete vor kurzem Klemens Hotz, Leiter des Fachbereichs Jugendförderung, bei der von Bürgermeister Dirk Grunert geleiteten Bezirksbeiratssitzung Neckarstadt-West. „Vier von zehn Kindern aus dem Stadtteil sind durch Armut gekennzeichnet, das ist dramatisch“, erklärte Hotz. Es gebe einen hohen Unterstützungsbedarf für Kinder, zumal das Vertrauen in staatliche Institutionen gering sei und circa 34 Prozent der Bürger wegziehen.
„Das ist eine Herausforderung für die Entwicklung des Stadtteils, in dem es keinen Sportverein und keine Ganztagsschule gibt“, sagte Hotz. Der Campus Neckarstadt-West bietet seit 2020 Grundschülern aus der Humboldt- und Neckarschule ein verlässliches Nachmittagsangebot mit einem gesunden Mittagessen, Hausaufgabenhilfe und Freizeitangeboten. „Wichtig ist auch die muttersprachliche Elternbegleitung“, betonte Hotz.
Hotz berichtete dem Gremium: Beide Grundschulen bieten regelmäßig Sprechstunden an. Es gibt ein Elterncafé, Rotarier-Stipendien von 50 Euro pro Kind im Monat, Aktionen auf den Schulhöfen sowie ein großes Netzwerk mit verschiedenen Angebots- und Förder-Partner. Zur Personalstruktur (hauptamtlich) erklärte Hotz, neben der Campusleitung gibt es eine Sozialpädagogin, zwei Elternbegleiter und zwei Erzieherinnen. Ziel sei es, 150 Kindern im Stadtteil ein Unterstützungsangebot zu machen. Durch den 2019 eröffneten Kinderweg werden die Campusorte in der Gartenfeldstraße, im Bürgerhaus und im Kaisergarten vernetzt. „Doch wir brauchen noch mehr Orte, wo Kinder sich bewegen können“, erklärte Hotz.
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Das Interesse der Bezirksbeiräte war groß. Anna Timme (Die Partei) fand: „Kinder sollten schon im Vorschulalter angesprochen werden.“ Roland Schuster (Die Linke) kritisierte, „dass das Projekt Campus nur Grundschüler unterstützt und den Bedarf der Jugendlichen nicht abdeckt“. Hotz erwiderte, sein Fachbereich habe zusammen mit dem Quartiermanagement eine mobile Jugendarbeit gestartet. Sie suchten die Jugendlichen verstärkt auf Plätzen auf.
Ein weiterer Kritikpunkt von Schuster war, dass die Humboldtschule als Ganztagsschule ab 2026 zwar für Entlastung sorgen kann. Doch das werde nicht ausreichen. „Kann für die Neckarschule und die Marie-Curie-Schule in der Lutherkirche eine Mensa eingerichtet werden?“, fragte er.
Bürger vermissen Mittagessen
Christiane Sobel (SPD) bemängelte zudem, „dass die Bürger durch das Mittagessenangebot für die Campus-Kinder im Bürgerhaus schon seit Jahren dort auf ein Mittagessen verzichten müssen, obwohl das nur als Übergangslösung gedacht war“. Nach ihrer Ansicht hätte in den Räumen von „Aufwind“ oder im Gemeindehaus der Lutherkirche neben einer Mensa auch ein Kindergarten Platz. Ob die Stadt diesbezüglich schon Gespräche mit der Kirche geführt habe, wollte sie wissen. Hotz antwortete: „Das Bürgerhaus wird entlastet, wenn im Kaisergarten Essen warm gemacht werden kann und Wasserversorgung gegeben ist.“ Wenn die Humboldtschule Ganztagsschule ist, werde sich auch der Campus verändern, glaubte Hotz.
Bürgermeister Grunert ergänzte: „2025/26 wird die Humboldtschule eine vierzügige Ganztagsschule sein mit bis zu 450 Kindern.“ Auf die Fragen nach einer Mensa in der Lutherkirche, beziehungsweise einem Kindergarten im Aufwindgebäude oder Gemeindehaus erklärte er: „Die Lutherkirche eignet sich weder als Kita noch als Mensa.“ Das Aufwindgebäude käme schon eher als Mensa in Frage. Eine Kita im Gemeindehaus hingegen sei nicht möglich, da dafür ein gewisses Außengelände erforderlich sei.
„Wenn wir das Aufwindgebäude erwerben können, gäbe es dort durchaus die Möglichkeit einer Mensa“, sagte Grunert. Die Kirchen wollten einen Großteil ihrer Gebäude abgeben. „Wir werden als Kommune nicht alle kaufen können, wegen der Herausforderungen der letzten Jahre“, sagte der Bürgermeister. Aber sie hörten sich an, was monetär und an Nutzung möglich ist. „Wir sind im Gespräch mit den Kirchen“, so Grunert.
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