Einwanderung

In Mannheim-Neckarstadt werden Migrantinnen in einem Kunstprojekt sichtbar

Mit ihrem Bild und ihrer Biografie stehen acht Frauen - Einwanderinnen aus Bulgarien und Rumänien - beispielhaft für die Lebensläufe von Migrantinnen im Mannheimer Stadtteil Neckarstadt-West.

Von 
Katja Geiler
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Mannheim. Im Community Art Center im Stadtteil Neckarstadt West endete kürzlich eine Ausstellung mit acht großen Schwarzweiß-Porträts von Frauen. Sie scheinen die Betrachterinnen und Betrachter genau anzuschauen und geben ihnen sogar eine Lebensweisheit mit auf den Weg. „Wenn du an dich selbst glaubst, kann dich nichts umwerfen“, steht auf dem Bild von Tanya, und Anka meint: „Wer geduldig ist, wird am Ende das bekommen, was er braucht.“

Es handelt sich dabei um ein Foto-Biografie-Projekt mit Frauen aus Bulgarien und Rumänien, das von Biotopia in Kooperation mit der Stadt initiiert wurde. Fotografiert wurden die Frauen von Thomas Raffler, auch als Broschüre sind die Bilder erhältlich, die Begleittexte sind auf Deutsch, Bulgarisch und Rumänisch. Das städtische Projekt Quizma (Qualifizierung und Integration von Zugewanderten in Mannheim) richtet sich an neu Zugewanderte aus jenen beiden Ländern, die im Jungbusch und in der Neckarstadt West wohnhaft sind.

Das Projekt hat als Ziel, das die Menschen eine dauerhafte Beschäftigung finden und am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Quizma wird gefördert durch das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen und den Europäischen Sozialfonds. „Die Quizma-Projekte laufen seit fast acht Jahren, das sind zwei Förderperioden. Wir möchten, dass die Menschen aus Bulgarien und Rumänien sichtbar werden, für ihre Lebensgeschichte wurde im Foto-Projekt viel Raum eingeräumt“, sagte Sabine Neuber, Geschäftsführerin von Biotopia. „Oft handelt es sich um zerrissene Biografien.“

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Die Biotopia-Mitarbeiter treffen jeden Tag auf Menschen, die ihr bisheriges Leben hinter sich gelassen haben und oft bei Null anfangen. Viele haben prekäre Jobs und unzureichende Unterkünfte. Sie stehen am Rande der Gesellschaft, sind quasi unsichtbar und erfahren oft Geringschätzung. „Die Idee zu dem Projekt entstand im Deutschkurs, als wir uns mit den Modalverben befasst haben. Was durftest, wolltest, musstest du als Frau oder Mädchen?“, so Angelika Staudt, Integrationscoach bei Biotopia. „Ich finde es sehr mutig, die Heimat zu verlassen und einen neuen Sprachraum zu betreten. Es ist ein langer Weg, den man nicht genug wertschätzen kann. Erst, wenn man wertgeschätzt wird, ist man angekommen.“

Auch Zahra Deilami, Gleichstellungsbeauftrage der Stadt, zeigte sich beeindruckt von den Aufnahmen. „Die Fotos zeigen Frauen, die sich in vielen Dingen unterscheiden. Sie zeigen, dass hinter dem Begriff Migrantin viele unterschiedliche Charaktere stehen. Irgendwann waren sie Einheimische, jetzt sind sie Migrantinnen. Jede zeigt, dass es auch unsere Geschichte sein könnte, wenn zum Beispiel ein Krieg ausbricht“, sagte Deilami. Man könne auch „mehrheimisch“ sein, nicht nur einheimisch.

Im Zusammenhang mit der Ausstellung hatte sich ein Frauenchor unter der Leitung von Jonka Hristova zusammengefunden, der zwei bulgarische Lieder sang. „Wir hoffen, dass die Ausstellung auf Wanderschaft gehen kann, zum Beispiel ins Rathaus“, so Sabine Neuber.

Die Broschüre zur Ausstellung gibt’s unter cutt.ly/mLi4bGw

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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