Mannheim. Im Vorfeld des zweiten Bürgerworkshops zur Entwicklung des Areals der ehemaligen Spiegelfabrik lud die Stadt Mannheim interessierte Bürgerinnen und Bürger zu einer Bustour über das ehemalige Werksgelände der Luzenberger Spiegelfabrik ein. Drei Fahrzeuge eines Heidelberger Reisebusunternehmers standen zur Verfügung.
Eine große Anzahl der Interessierten startete vom KulturHaus Waldhof aus, weitere Teilnehmende stiegen am Werkstor der Firma Saint Gobain in der Spiegelstraße hinzu.
Besucher verwundert über bepackte Paletten
Der ehemalige Luzenberger Werksdirektor Ralf Kramer ließ es sich nicht nehmen, als Tour-Guide auf einem Werksfahrrad vorauszufahren und so der Karawane den Weg durch die Fabrik zu zeigen. Verwundert waren die Besucherinnen und Besucher über die vielen bepackten Paletten, die überall im Werk zu sehen waren.
Der Aufdruck G+H lässt vermuten, dass die im gleichen Konzern angesiedelte Ludwigshafener Firma Grünzweig und Hartmann das Gelände zumindest übergangsweise als Lagerfläche nutzt.
Ein Glücksgriff war für die Fahrgäste im zweiten Bus, dass mit Roland Weber ein ehemaliger Spiegelarbeiter anwesend war, der mittels Mikrofon viel Wissenswertes über die Glasfabrik weitergab. Die Interessierten erfuhren beispielsweise, dass zu Zeiten der Vollbeschäftigung die Lagerhallen rund drei Millionen Quadratmeter Lagerkapazität aufwiesen und dementsprechend mit Glas gefüllt waren.
Tagtäglich wurden 400 bis 500 Tonnen Glas verladen und versandt. Vorbei ging es an der Gussglas-Wanne, einst die größte in Europa. Diese Wanne musste alle zehn Jahre erneuert werden, da die feuerfesten Steine durch die tägliche Nutzung an Durchmesser verloren.
Der Blick aus dem Bus ging anschließend, wenn auch aus der Ferne, zum Altrhein, wo in der Vergangenheit Sand und Schweröl angeliefert und mittels Kran vom Frachtschiff geleichtert wurden. Weiter ging es an den umfangreichen Scherbenbunkern vorbei. Die Scherben wurden nach Farben beziehungsweise Material getrennt gelagert und immer wieder dem sogenannten Gemenge zugeführt. Drahtglas wurde separat gemahlen und das Metall mittels Magneten entfernt.
Ausblick auf Urwald
Die Route führte anschließend an der erst 2007 errichteten Halle „Building Glass Europe“ für Solarglas vorbei. Einen kleinen Ausblick hatten die Fahrgäste bei der Tour auch auf den „Urwald“ neben der Glasfabrik. Seit 1885 liegen große Teile des Areals brach - und die Natur konnte sich relativ ungehindert ausbreiten.
Leider war es bei der 30-minütigen Rundfahrt nicht möglich, den Bus zu verlassen, was allgemein bedauert wurde. Nach Beendigung der Tour verließ ein kleiner Teil der Mitfahrer die Fahrzeuge. Danach ging es zum KulturHaus Waldhof zum zweiten Bürgerworkshop.
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