Feudenheim. Man spürt, wie sie auf den Moment hinfiebern, dann begeistert ihre Arme hochreißen. Denn endlich dürfen sie sich jetzt – nun ja, fast – wie richtige Feuerwehrleute fühlen. Die Mitglieder der Kindergruppe der Freiwilligen Feuerwehr Feudenheim, „Löschlöwen“ genannt, haben beim Tag der offenen Tür Helme und Handschuhe bekommen.
„Man glaubt ja nicht, wie wichtig dieser Moment ist: Der erste eigene Helm!“, so Thorsten Becker, der den Tag der offenen Tür moderiert. Möglich macht das der Lions Club Mannheim-Rosengarten. Präsident Rainer Neumann und Schatzmeister Thomas Steitz, früher selbst bei der Freiwilligen Feuerwehr Abteilung Nord aktiv, sind gekommen, um die Helme und Handschuhe als Spende zu überreichen. 2017 hatten die Lions den Aufbau einiger Kinderfeuerwehrgruppen in Mannheim initiiert und finanziert. Es gibt sie inzwischen bei den Abteilungen Innenstadt, Nord, Neckarau, Rheinau und Wallstadt der Freiwilligen Feuerwehr. „Wir wollten jetzt noch mal nachlegen“, begründet Präsident Neumann die erneute Spende: „Denn es ist eine großartige Sache, wenn Menschen ehrenamtlich kommen, um zu helfen“, lobt er den Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr.
In Feudenheim gibt es die seit über 150 Jahren. „Wir haben eine sehr lange Geschichte und Tradition“, so Kommandant Marco Lorig. 55 Aktive zählt die Abteilung, und neben der regulären Unterstützung der Berufsfeuerwehr abends und am Wochenende sowie bei größeren Einsätzen hat sie für die ganze Feuerwehr Mannheim auch gleich zwei Zusatzaufgaben übernommen. Die Feudenheimer stellen die Sondereinheit, die für Wald- und Vegetationsbrandbekämpfung speziell geschult und ausgerüstet ist, und die mit acht Hochwassereinsatzbooten ausgestattete Bootsgruppe.
Feudenheimer „Löschlöwen“: „Wir machen alles spielerisch und kindgerecht“
„Aber ob ein langer Waldbrand oder ein großer Lagerhallenbrand – 50 Mann sind auch schnell platt“, verdeutlicht Thorsten Becker die Herausforderung für die Truppe. Daher sei es „die größtmögliche Aufgabe“, rechtzeitig Nachwuchs zu gewinnen. „Eine Jugendfeuerwehr haben wir schon seit 20 Jahren“, so Kommandant Lorig. Das sind die Zehn- bis 17-Jährigen. Aber bewusst habe man auch jüngeren Kindern ein Angebot machen wollen.
Verantwortlich dafür ist Anja Süntzenich. Die Sozialpädagogin, haupt- und ehrenamtlich in der Jugendbildungsarbeit tätig sowie engagierte Feuerwehrfrau und Notfallseelsorgerin, ist die Leiterin der Feudenheimer „Löschlöwen“. Mit ihrem Stellvertreter Boris Fuhrmann sowie zwei weiteren Männern und zwei Frauen betreut sie die sechs- bis zehnjährigen „Löschlöwen“. Sie treffen sich immer freitags in den ungeraden Wochen von 16 bis 17.30 Uhr und führen die Mitglieder langsam an das Thema Feuerwehr und Erste Hilfe heran. Mit zehn Mitgliedern hat ihre Gruppe im Juli angefangen, jetzt sind es schon 15. „Noch zwei bis drei Plätze“ seien frei, sagt sie. „Wir machen das alles spielerisch und kindgerecht“, betont Süntzenich. Aber das Ziel sei, langfristig Nachwuchs für die Jugendfeuerwehr und dann auch die Einsatzmannschaft zu gewinnen.
Während bei den „Löschlöwen“ noch Spaß und Spiel im Mittelpunkt stehen, wagt sich die von Alexander Brosch und Lars Puschmann geführte Jugendfeuerwehr schon an echtes Feuer heran. Auch das erleben die zahlreichen Besucher beim Tag der offenen Tür. Plötzlich schlagen Flammen aus einem Müllcontainer, wabert dichter schwarzer Qualm über der Szenerie. Aber sofort rückt die Jugendfeuerwehr mit ihrem Löschkarren heran. Sie rollen Schläuche aus, setzen Verteiler und Strahlrohre, suchen nach einer Quelle für Wasser – einem Unterflurhydranten.
„Daher bitte die Stellen mit den ovalen Deckeln im Boden nicht zuparken“, mahnt Moderator Becker, hier müsse die Feuerwehr im Notfall Löschwasser abzapfen. Und schon fließt es: „Wasser marsch!“, heißt es, und erst mit einem, dann mit zwei und schließlich sogar einem dritten Strahlrohr erstickt die Jugendfeuerwehr schnell die Flammen. Nun quillt weißer Rauch aus dem Container – das Zeichen für verdampfendes Löschwasser. „Regelmäßiges Training ist wichtig, damit die Handgriffe routiniert werden“, erläutert derweil Thorsten Becker.
Die Jugend hat dafür eigens einen Karren mit teils kleinerem, leichterem Gerät als die Aktiven. Eines der drei Löschfahrzeuge der Einsatzkräfte, die dieses Jahr schon mehrfach bei Bränden, Unwettern, Unfällen oder zur Ersten Hilfe alarmiert wurden, stammt von 2002 – ist also älter als mancher Aktiver. Thorsten Becker, selbst Zugführer, nutzt den – sehr gut besuchten – Tag der offenen Tür daher auch zu einem Appell an die Stadträte. „Bei der Sicherheit zu sparen, das ist unverantwortlich“, warnt er angesichts der städtischen Haushaltsnöte vor Abstrichen bei Investitionen in die Feuerwehr.
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