Mannheim. Früher hätte man gesagt: Alles ist voller Unkraut und zugewuchert. Heute sollte einem bewusst sein, dass es sich so auch um wertvolles Biotop handelt, besonders für Insekten. Völlig unstrittig wäre das 1000-Quadratmeter-Areal hier neben den Feldern am Feudenheimer Friedhof indes vor allem eines: hochwertiges Bauland. Seit mehr als sechs Jahren plant die Stadt am Ende der Eichbaumstraße zwei freistehende eingeschossige Einfamilienhäuser, jeweils mit 120 Quadratmetern Wohnfläche, Garten und Garage. Doch nun wird es wohl mindestens bis nach der Bundesgartenschau im nächsten Jahr dauern, bis damit begonnen werden kann.
Nach Gründen für die Verzögerung gefragt, verwies die Stadt schon Anfang 2020 auf rasant steigende Baukosten. Viele Projekte müssten auf den Prüfstand gestellt und einige - so auch dieses - zur Erschließung neu ausgeschrieben werden. Das ist nun laut Baudezernatssprecherin Corinna Hiss zwar im September geschehen. Aber: „Eine Vermarktung und Bebauung der Grundstücke kann erst erfolgen, wenn die Eichbaumstraße im Abschnitt zwischen Schillerstraße und Theodor-Storm-Straße ausgebaut ist.“ Dazu müssten auch noch Ver- und Entsorgungsleitungen verlegt werden. Die grundlegenden Kanalarbeiten erfolgten bereits im Sommer 2017.
Die Erschließungsarbeiten solle der Eigenbetrieb Stadtraumservice übernehmen, so Hiss. Da sich dessen personelle Ressourcen aktuell voll auf die Bundesgartenschau konzentrierten, erfolge die Beauftragung voraussichtlich im Laufe des nächsten Jahres. Bis dann tatsächlich an dieser Stelle - etwa 500 Meter entfernt vom Buga-Gelände auf Spinelli - die Bagger rollen, dürfte also noch einige Zeit verstreichen.
Interessenten sind ausschließlich Privatpersonen
Für die beiden Einfamilienhäuser-Grundstücke gibt es nach Angaben der Stadtsprecherin bereits mehrere vorgemerkte Interessenten. In Feudenheim noch ab und an kursierende Gerüchte, jemand Prominentes aus der Lokalpolitik wolle sich hier niederlassen, seien falsch. „Es handelt sich ausschließlich um Privatpersonen, die auf der Bauland-Bewerberliste der Stadt für Ein- und Zweifamilienhäuser stehen.“ Den Betreffenden würden die Grundstücke dann entsprechend dem Antragseingang angeboten.
Auch wegen jener Gerüchte geriet in Feudenheim wegen des zugewucherten Areals schon manches Blut in Wallung. Denn - ebenfalls unbestreitbar - bis vor der zwangsweisen Räumung Ende 2016 befanden sich darauf zwei schöne Gärten, die für die Natur und insbesondere Insekten vermutlich auch nicht schlecht waren. Die Pächter hätten sie gern behalten. Auch Kaufinteresse wurde wiederholt bekundet. Doch die Stadt lehnte stets mit Hinweis auf das angrenzende Landschaftsschutzgebiet ab. Wie es dann zum Sinneswandel für eine „aufgelockerte Wohnbebauung“ (so die Umschreibung) kam, war und ist im Nachhinein leider nicht mehr nachvollziehbar. Nach Angaben von Hiss wurde das brachliegende Gelände zwischenzeitlich auch für eine Kita geprüft. Dies habe man aber nicht weiterverfolgt, weil es geeignetere Standorte gebe.
So werden auf dem Areal weiter nur einmal pro Jahr auf Bitten der Anwohner Sträucher zurückgeschnitten. Das immerhin klappt dem Vernehmen nach reibungslos.
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