Serie „Fasnacht fällt aus“ (7 und Schluss) - Ob „Fröhlich Pfalz“, „Gowe“ oder Ranzengarde –

Abgesagte Fasnacht in Mannheim: Vereinsmitglieder bleiben treu

Von 
Peter W. Ragge
Lesedauer: 
„Italienischer Abend“ im Vereinshaus statt Prunksitzung – laut „Fröhlich Pfalz“ haben sich solche Alternativangebote während der Pandemie bewährt. © Fröhlich Pfalz/Karlheinz Topp

Selbst wenn er nach den jüngsten Lockerungen ein bisschen feiern dürfte – Dietmar Beck macht es nicht. „Das Risiko ist doch noch viel zu groß“, verweist der Präsident der „Fröhlich Pfalz“ auf nach wie vor hohe Corona-Ansteckungsraten. Allenfalls ein internes Heringsessen mit Musik und viel Abstand plant er für Mitglieder, aber ohne die sonst übliche rituelle „Beerdigung“ der Fasnacht, „denn es gab ja keine Fasnacht“, so Dietmar Beck.

„Aber wir lassen uns nicht entmutigen“, betont er. Daher produzierte der Verein einen Orden, mit Vereinsemblem und Stadtwappen. Aktive und Gönner erhielten ihn per Post. „Wir tun alles, damit wir mit unseren Mitgliedern in Verbindung bleiben“, so Beck. „Im Sommer werden wir wieder ein Alternativprogramm bieten“, kündigt er an: Sommerfest, Italienischer Abend, Schlachtfest – alles im Vereinsheim in Käfertal. Das sei schon im vergangenen Jahr gut angenommen worden.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt.

Die Garde trainiere unter Corona-Bedingungen weiter, die Motivation sei „kein Problem, die wollen alle“, auch wenn man sich gegen Online-Sitzungen entschieden habe: „Hier würden die Kosten des Streamings in keinerlei Relation zum Nutzen stehen“, so der Präsident.

Mehr zum Thema

Gutachten

Was wirklich vor Corona schützt

Veröffentlicht
Von
Julia Emmrich
Mehr erfahren

Wirtschaftlich gesehen sei der Kampagnenausfall für die „Fröhlich Pfalz“ derzeit „relativ neutral“, so der Präsident. Durch den Wegfall der Prunksitzung im Rosengarten mit einem jährlichen Defizit von 7000 Euro, welche sonst durch Einnahmen vom Stadtfest ausgeglichen würden, sowie Mitgliedsbeiträge und treue Sponsoren „stehen wir gut da“. Die Fix-Kosten für das Vereinsheim konnten durch die Coronahilfe ausgeglichen werden. Die Mitgliederentwicklung sei „neutral“. „Alles in allem ist alles Gut“, meint Dietmar Beck zufrieden.

„Wir hatten Glück“, meldet auch Dirk Neumann, der Kommandant des Mannheimer Traditionscorps. Das dürfe in die Mannheimer Fasnachtsgeschichte eingehen, weil es mit seinem Ehrenoffiziersabend im November im Saal vom „Bootshaus“ eine der ganz wenigen richtigen Fasnachtsveranstaltungen der ausgefallenen Kampagne veranstaltet hat – gerade noch kurz vor der Absage. Ob die „Lästerschwestern“ der „Löwenjäger“, Oliver Betzer als Opa Härdscht, der aus Schwetzingen mit Hofdame angereiste Kurfürst Carl-Theodor Stefan Rinklef oder die Guggemusiker der „Grawama Schbarglbadscha“, sie boten ein richtig großes Programm und konnten auch Beförderungen vornehmen. Aber dann war die Kampagne auch für die marschierende, eskortierende und persiflierende Truppe, welche die historischen Uniformen der Mannheimer Ranzengarde aus dem 18. Jahrhundert trägt, vorbei.

Orden in der Tüte

Statt dem üblichen Orden in Form eines Schnapskrügchens hat der Verein für seine Mitglieder einen schwarzen Geisterkrug gemacht. Er trägt die Aufschrift „2021/2022 MTC hoch 2G plus“, verpackt in einem kleinen Päckchen mit der Füllung für den Krug, sprich Schnaps, einem Fasnachts-Muffin, einigen Luftschlangen für das private Ordensfest und einem gereimten Gruß des Kommandanten.

Veranstaltungen plane man erst wieder für Sommer und Herbst, „das alles im Angesicht der Gefahr, kurzfristig absagen zu müssen“, so Neumann. „Das Vereinsleben beschränkt sich derzeit auf unsere monatlichen Corpssitzungen, die aber gut besucht sind“, so der Kommandant. Der Verein verzeichne zwar einige Austritte, „jedoch keine Steigerung während der Zeit der Pandemie“, erklärt Neumann.

„Die Mitglieder halten uns die Treue – und wenn es mal Austritte gibt, sind diese nicht auf den Kampagnenausfall zurückzuführen“, sagt Manuel Kohl, der Präsident der „Gowe“ in Wallstadt. Der Verein hatte eigentlich eine komplette Kampagne geplant – mit 2G-Regel, als diese noch gar nicht verordnet war. Aber dann zeigte sich schnell, dass die Resonanz beim Publikum nicht ausreicht, ehe sich ohnehin die Infektionszahlen so rasant entwickelten, dass alle Vereine sich zur Absage der Kampagne entschlossen. „Leider alternativlos“, ist Kohl auch rückblickend überzeugt.

Motivation schwierig

Das Vereinsleben gehe aber weiter, die Garde trainiere fleißig unter der Berücksichtigung des Hygienekonzeptes. „Die Motivation aufrecht zu erhalten, gestaltet sich natürlich nach der Absage der Veranstaltungen schwierig, da wieder ein Ziel genommen wurde“, räumt Kohl ein. Dennoch sei „die Trainingsbeteiligung top“, dankt der Präsident dem Trainer- und Betreuerteam, „die einen klasse Job machen und die Kids und bereits erwachsenen Damen super motivieren“.

Da sich die Fixkosten im Rahmen halten, hätte der Verein „wirtschaftlich weniger Probleme“. Einen „Gowe“-Orden gibt es zwar, aber er bleibt in den Kartons. „Wir haben ihn bereits letztes Jahr bestellt, aufgrund der nicht eindeutigen Lage aber ohne Jahreszahlen, damit wir die Orden nun in der kommenden Kampagne nutzen können“, so Manuel Kohl. Daher bleibe der „Gowe“-Orden geheim, „da wir den Spannungsbogen aufrecht erhalten wollen“, so Manuel Kohl. Denn dass es eine Kampagne 2022/23 gibt, da ist er sich mit allen Fasnachtern sicher.

Redaktion Chefreporter

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen