Bildung

Zwölf Schulleiterstellen in Mannheim müssen neu besetzt werden

Es ist ein Umbruch in der Bildungslandschaft: An jeder siebten Mannheimer Schule steht ein Leitungswechsel an. Aber es fehlt Nachwuchs. Warum findet sich für manche Schulen, etwa IGMH und Moll-Gymnasium, niemand?

Von 
Bertram Bähr
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An der IGMH, der größten allgemeinbildenden Schule in Mannheim, ist noch offen, wer als Leiterin oder Leiter auf Rainer Bade folgt. © Achim Keiper

Mannheim. In aller Regel lassen sich am Ende eines Schuljahres die Rektorinnen und Direktoren, die in den Ruhestand gehen, an den Fingern einer Hand abzählen. Diesmal dagegen kann man von einem regelrechten Umbruch in der Bildungslandschaft Mannheims sprechen: Insgesamt zwölf Leiterinnen und Leiter müssen ersetzt werden. Aber das gelingt längst nicht überall auf Anhieb. Herausragende Beispiele: die Integrierte Gesamtschule (IGMH), wo die Nachfolge von Rainer Bade ebenso offen ist wie die von Gerhard Weber am Neckarauer Moll-Gymnasium.

„Ich hoffe, dass die Besetzung sehr bald erfolgen kann“, sagt Bade im Gespräch mit dem „Mannheimer Morgen“. „Die Belastung wird wachsen“, vermutet er. Ihn habe die Verantwortung nie abgeschreckt, im Gegenteil, „aber es erfordert ganz viel Mut und die Bereitschaft, sich mit Positionen auseinanderzusetzen, die sich widerstreben“.

Diese Schulleitungen müssen ersetzt werden

Zwölf Schulleiterinnen und Leiter müssen ersetzt werden, nicht überall gelingt das nahtlos. Ein Überblick:

  • Eberhard-Gothein-Schule: An der beruflichen Schule in U 2 geht Peter Sauter (64) nach sieben Jahren als Leiter in Pension. Nachfolge geregelt, aber nicht offiziell.
  • Feudenheim-Realschule: Stefan Köhler (64) ist der Dienstälteste der ausscheidenden Leiter und seit 1999 im Amt – wobei er die Schule zuvor bereits 18 Monate kommissarisch führte. Nachfolge geregelt, aber noch nicht offiziell.
  • Friedrich-List-Schule: Peter Bischof (65) verlässt die berufliche Schule in C 6 nach 17 Jahren als Chef. Nachfolge geregelt, aber noch nicht offiziell.
  • Hermann-Gutzmann-Schule: Am Sonderpädagogischen Zentrum in der Gartenstadt geht Gerhard Heuschmid (63) in den Ruhestand. Er ist seit 2011 Schulleiter und hatte hier einst auch sein Referendariat absolviert. Nachfolge geregelt, aber noch nicht offiziell.
  • Humboldt-Werkrealschule: Harald Leber (65) verlässt seine Wirkungsstätte in der Neckarstadt-West nach 20 Jahren als Rektor. Insgesamt war er hier 39 Jahre. Nachfolge geregelt, aber noch nicht offiziell.
  • IGMH: Nach sieben Jahren als Leiter verlässt Rainer Bade (67) die Gesamtschule im Herzogenried. Zuvor hatte er nach und nach Führungsaufgaben übernommen, zuletzt als stellvertretender Oberstufenleiter. Nachfolge offen.
  • Lessing-Gymnasium: Jürgen Layer (64) geht nach sechs Jahren als Direktor in der Oststadt in Pension. Zuvor hatte er unter anderem das Heidelberger Bunsen-Gymnasium geleitet. Nachfolge geregelt, aber nicht offiziell.
  • Moll-Gymnasium: In Neckarau tritt Gerhard Weber (67) nach 20 Jahren als Direktor seinen Ruhestand an. Zuvor hatte er am Carl-Benz-Gymnasium Ladenburg unterrichtet. Nachfolge offen.
  • Schule für Kranke I: Der Sonderpädagoge Thomas Spiegel (65) hatte seine Rektorentätigkeit am Klinikum im Jahr 2008 aufgenommen. Nachfolge geregelt, aber noch nicht offiziell.
  • Schule im Quadrat J 5: Vor wenigen Wochen ist die Sonderschulrektorin Petra Rexroth 61-jährig verstorben. Sie hatte die Leitungstätigkeit 2010 übernommen. Nachfolge offen.
  • Seckenheim-Grundschule: Seit 2008 leitet Michaela Schott die Grundschule im Südwesten der Stadt. Die 62-Jährige war zuvor sieben Jahre lang Rektorin der Mozartschule. Nachfolge offen.
  • Werner-von-Siemens-Schule: Nach zehn Jahren als Leiter verlässt Albert Weiß (63) die Neckarpromenade. Nachfolge geregelt, aber noch nicht offiziell. 

Früher mehrere Konkurrenten

Gerhard Weber bestätigt, dass Schulleiter zunehmend Mangelware sind. Das hänge nicht zuletzt „mit der Pandemie zusammen“. Man sei deshalb „permanent im Einsatz“ und müsse „viele fachfremde Sachen“ angehen: „Die Arbeitsfülle hat massiv zugenommen.“ Aber auch unabhängig von Corona oder aktuell den Folgen des Ukraine-Kriegs gebe es seit jeher störende Rahmenbedingungen. Etwa die Tendenz „von oben“, immer wieder neue Dinge zu verordnen: „Wir müssen nicht ständig das Rad neu erfinden und jetzt erst einmal Ruhe in die Schulen reinkommen lassen“, fordert Weber. Die „Dichte und Schnelligkeit, das umzusetzen, was von oben kommt, hat massiv zugenommen.“ So könne und dürfe es nicht weitergehen.

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Als sich Peter Bischof vor gut 17 Jahren um die Leitungsstelle der Friedrich-List-Schule (FLS) bewarb, hatte er vier Mitbewerber. Und Albert Weiß von der Werner-von-Siemens-Schule ging vor gut zehn Jahren mit drei Konkurrenten ins Rennen. Heute sind die Leiter der beruflichen Schulen – das gilt auch für Peter Sauter von der Eberhard-Gothein-Schule – froh, dass sich jeweils ein Bewerber gefunden hat, „trotz massiven Nachfragens“, so Albert Weiß. Wobei an der FLS schon klar ist, dass die Stelle wegen einer zwischenzeitlichen Neuausschreibung nicht nahtlos besetzt werden kann.

Die Tendenz sei klar, betont auch Sabine Hamann, Direktorin am Staatlichen Schulamt Mannheim. Bei der Besetzung von Leiterstellen „gibt es schon Schwierigkeiten“. Wenn überhaupt, finde sich meist nur eine Person, die die Stelle übernehmen wolle. Dabei sei es mitunter schon sehr mühsam, sie dafür zu gewinnen.

Albert Weiß, Peter Sauter und Peter Bischof dagegen würden ihre berufliche Entscheidung „sofort“ wieder so treffen. Bereut hat es keiner von ihnen, lange an vorderster Stelle gestanden zu haben. Auch Harald Leber von der Humboldt-Werkrealschule bekräftigt: „Ich würde es jederzeit wieder machen.“ Mögliche Nachfolger dagegen müssten oft lange überlegen. Was Leber nicht wundert: „Das ist keine einfache Aufgabe. Und eine Arbeit, die an manchen Tagen schon sehr ermüdend ist.“ Gerade in der Corona-Krise seien die Schulleiter „oft auf sich alleingestellt“ gewesen, „die Interpretation der Regeln war belastend“. Er könne gut nachvollziehen, dass sich potenzielle Nachfolger „überlegen, will ich diese Verantwortung übernehmen“.

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Drei Geschäftsführer gehen

Auf der anderen Seite gebe es gerade seitens der Schülerinnen und Schüler „viele positive Rückmeldungen“. Auch nach Jahren kämen einige wieder an die Schule und zeigten sich dankbar für die Zeit in der Neckarstadt-West. Genau deshalb hat Leber es auch nie bereut, Rektor geworden zu sein.

Auch die beruflichen Leiter möchten möglichen Nachfolgern Mut machen. „Das ist eine tolle Position, weil man zusammen mit dem Kollegium etwas gestalten kann. Das ist das Schöne daran“, sagt Bischof. Sauter empfiehlt, sich nicht in erster Linie den Kopf darüber zu zerbrechen, was alles schief laufen könne. „Man ist für jede Kleinigkeit verantwortlich. Wenn man zu sehr darüber nachdenkt, hat man keine Freude. Aber wenn man positive Dinge in den Vordergrund stellt, ist es sehr gut.“ So sieht es auch Weiß: „Mit Motivation, Freude und positivem Denken reingehen, nicht als Bedenkenträger.“ Mit dem richtigen Team an der Seite lasse sich viel bewegen.

Unter den künftigen Ruheständlern sind auch drei geschäftsführende Leiter: Gerhard Weber für die Gymnasien, Peter Bischof für die beruflichen und Harald Leber für die Werkreal- und Realschulen. Sie sind Ansprechpartner der Stadt, Mitglieder im Schulbeirat des Bildungsausschusses und müssen für ihre jeweiligen Schularten unter anderem regelmäßige Gesprächsrunden mit den Kolleginnen und Kollegen organisieren und die Schülerverteilung koordinieren. „Spannend und vielseitig“ sei das, sagt Weber, aber auch eine zusätzliche Belastung. Dennoch: Zumindest für diese drei Positionen stehen Nachfolger bereit.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim. Schwerpunkte: Schulen und Kitas

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