Mannheim. Einst residierte hier die Kurpfälzische Akademie der Wissenschaften, heute die Universität – „wie passend“, findet Luisa Kösterke. Sie ist Volontärin bei den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg und hat sich mit der Nachhaltigkeit des Mannheimer Schlosses befasst. Die von ihr erarbeitete Texttafel ergänzt jetzt die Ausstellung „Kostbarkeiten am Mannheimer Hof“ im Erdgeschoss des Mittelbaus.
Staatliche Schlösser und Gärten: Volontäre beschäftigen sich mit Thema Nachhaltigkeit
„Residieren, Restaurieren, Recyceln“ – auf neun Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten erstreckt sich das gemeinsame Projekt der Volontäre der Schlösserverwaltung. Sonst sind sie mit den Themenjahren befasst, welche zu jährlich unterschiedlichen Schwerpunkten ausgerufen werden. Da dieses Konzept 2024 pausiert, suchten sie sich selbst eine Aufgabe und landeten schnell beim Thema Nachhaltigkeit – sprich wie man leben kann, ohne die Ressourcen künftiger Generationen zu erschöpfen. Gemeinsam entwickelten sie Ideen, recherchierten und gestalteten Ausstellungstafeln. Das sei „eine tolle Erfahrung“ gewesen, „zu sehen, wie viele Ansätze wir aus der Vergangenheit für nachhaltiges Handeln in der Gegenwart finden können“, so Annika Keybach, eine der Volontärinen.
Die jungen Wissenschaftler spürten nachhaltigen Ideen aus der Geschichte der Schlösser, Klöster und Gärten im Land nach, von Hohenlohe über die Kurpfalz bis zum Bodenseeraum. Im Kloster Bebenhausen untersuchten sie beispielsweise, wie die Mönche früher mit Abfall umgingen, in den Schlossgärten von Weikersheim und Bruchsal, wie man historische Gärten nachhaltig pflegt, und auf der Heuneburg, wie schon Kelten natürliche Materialien im Hausbau nutzten. In Schloss Favorite Rastatt und in Mannheim steht die Bildung als Grundlage für soziale Nachhaltigkeit im Fokus.
Für Patricia Alberth, Geschäftsführerin der Staatlichen Schlösser und Gärten, war es „beeindruckend zu sehen, wie kreativ und engagiert unsere jungen Kollegen die Herausforderung angenommen haben“. Anfangs wurden alle Themen zusammen in Schloss Bruchsal präsentiert. Nun sind die erarbeiteten Ergebnisse in die jeweiligen Schlösser oder Kloster weitergewandert.
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Das heutige Verständnis von Nachhaltigkeit und die Entscheidungen des 18. Jahrhunderts
Luisa Kösterke hat dazu analysiert, inwieweit Entscheidungen des 18. Jahrhunderts dem heutigen Nachhaltigkeitsverständnis entsprechen. Sie untersuchte, wie Kurfürst Carl Theodor die Aufgabe anging, Bildung für sein Volk zu organisieren. So habe es in fast allen Orten der Kurpfalz – wie damals üblich nach Konfessionen getrennte – Schulen gegeben. Noch wichtiger sei ihm die Förderung der Künste und Wissenschaften am eigenen Hof gewesen. 1763 gründete er die „Kurpfälzischen Akademie der Wissenschaften“, deren Mitglieder die fürstlichen Sammlungen betreuten und erforschten. Aber an drei Tagen in der Woche durfte die Bevölkerung die stetig wachsende Hofbibliothek nutzen. Kösterke sieht darin den „Anfang einer kontinuierlichen Entwicklung hin zu zugänglichen, lebenslangen Lernmöglichkeiten für die breite Bevölkerung“.
Kritischer beurteilt sie die berühmte Hofkapelle und das als „Mannheimer Schule“ bekannt gewordene fortschrittliche Musiker-Ausbildungssystem. Zwar habe der Mannheimer Hof unter Carl Theodor „den Ruf eines Musenhofs“ erlangt. Das sei aber Mäzenatentum zur Selbstdarstellung gewesen. Von sozialer Nachhaltigkeit im heutigen Sinn könne da nicht gesprochen werden.
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