Mannheim. Ob frisches Müsli, ein belegtes Brot oder Obst: Mit einem guten Frühstück startet man besser in den Tag. Nachgewiesen ist, dass Schülerinnen und Schüler, die satt in den Unterricht kommen, sich besser konzentrieren können. Doch viele Kinder kommen mit leerem Magen in die Schule. Sei es, weil die finanziellen Mittel der Familie knapp bemessen sind. Oder auch, weil sie morgens auf sich allein gestellt sind.
Als Uschi Glas 2009 von der Situation erfuhr, fackelte die Schauspielerin nicht lange. In Kooperation mit Lidl, das die Schulen seit Beginn kostenlos mit Lebensmitteln versorgt, gründete sie den BrotZeit e. V. und startete das Frühstück in Büffetform an vier Schulen in München. Doch bei dem Angebot geht es nicht nur um das leibliche Wohl. Die 2400 Seniorinnen und Senioren, die als Ehrenamtliche vor Ort Brote schmieren und das Essen vorbereiteten, schenken den Grundschülern auch Zeit, indem sie ein offenes Ohr für sie haben. Inzwischen ist das Projekt von Bayern an 400 Schulen in ganz Deutschland angekommen.
Allein in Mannheim gibt es derzeit 13 BrotZeit-Schulen. Nach den Sommerferien sollen zwei neue Schulen dazukommen: die Jungbuschschule und die Waldhofschule. „Für sie suche ich jeweils sechs bis sieben Helfer“, sagt Heike Schmoll-Lorenz, der die Projektleitung der Förderregion Nordbaden seit Februar obliegt. Manche Helfer fielen irgendwann weg, da sie aus zeitlichen oder auch anderen Gründen nicht mehr im Einsatz sein können.
„An den Bestandsschulen suchen wir immer einzelne Helfer, weil durch das Ehrenamt die Helfer auch schnell mal wechseln“, sagt Schmoll-Lorenz. Dazu zählen etwa die Astrid-Lindgren-Schule in der Rohrlachstraße, die Erich Kästner Schule, die Wilhelm-Busch-Schule, die Maria Montessori Schule sowie die Uhlandgrundschule. Damit sei man auf der Suche von insgesamt mindestens 20 Menschen, die mitanpacken, um den Mädchen und Jungen ein nahrhaftes Frühstück mit Zeit zum Zuhören zu schenken.
Besonders in der Jungbuschschule wird Unterstützung gebraucht
Für die Jungbuschschule helfende Personen zu finden liegt Schmoll-Lorenz besonders am Herzen. „Denn bis jetzt habe ich dafür seit April noch niemanden finden können“, gesteht sie. „Dabei ist es eine ganz tolle Schule.“ Das Lehrerkollegium sei sehr engagiert, und auch die Schulleitung setze sich ein, um das Projekt BrotZeit für diese Kinder dort zu ermöglichen. Der Verein bestellt auch die Lebensmittel, die Lidl liefert, so dass jede Schule für zwei bis drei Wochen mit jeder Lieferung versorgt ist.
Die Ehrenamtlichen sollten mindestens 55 Jahre alt sein und etwa ein- bis dreimal pro Woche Zeit mitbringen. „Es ist ein generationsübergreifendes Projekt“, erklärt sie, warum es ein Mindestalter gibt. Wer helfen will, sollte Frühaufsteher sein, denn das Frühstück findet vor der ersten Stunde statt. Die Helfenden seien zwischen 7 und 9.30 Uhr an den Schulen und richteten dort das Frühstück. „Eine gewisse Teamfähigkeit wäre ebenfalls von Vorteil“, sagt Schmoll-Lorenz.
Denn beim Vorbereiten arbeitet man in Gruppen. „Dort bilden sich wirklich schöne Teams, und ein schöner Austausch findet zwischen den Schulen, den Teams und natürlich den Kindern statt“, sagt sie. „Ansonsten gibt es außer der Freude am Tun und dem Wunsch, helfen zu wollen, keine weitere Voraussetzung.“ Auch Vorkenntnisse im Bereich Lebensmittel seien nicht nötig. „Jeder, der das Ehrenamt unterstützen möchte und Freude an der Arbeit mit den Kindern hat, ist sehr herzlich willkommen.“ Helfer erhalten eine Aufwandsentschädigung.
Am Buffet im Frühstücksraum selbst bedienen
Die Mädchen und Jungen können sich am Buffet im Frühstücksraum selbst bedienen und entscheiden, ob sie lieber ein süßes oder herzhaftes Frühstück genießen wollen. Bei dem reichhaltigen Angebot gibt es verschiedene Sorten Brot mit Belag wie Wurst, Käse und Marmelade, aber auch Joghurt, Cornflakes, Obst, Gemüse sowie verschiedene Säfte. Schulen, die Interesse an dem Projekt haben, bewerben sich. Die Teilnahme ist kostenlos. Denn der Verein trägt sich durch Spenden, weshalb Spender stets willkommen seien.
Lediglich in der Corona-Zeit wurden Frühstückstüten für die Kinder hergerichtet. Dabei sei allerdings die soziale Komponente, der Austausch zwischen Ehrenamtlichen und Kindern, weggefallen. Inzwischen findet er aber wieder statt. Denn es gehe den Organisatoren nicht nur darum, dass die Kleinen satt werden, sondern auch darum, dass sie die Möglichkeit haben, den Helfenden ihr Herz auszuschütten.
Auch die Helferinnen und Helfer profitieren von dem Projekt. Zum einen kommen sie mit den Kindern in Austausch, gleichzeitig aber auch mit anderen Ehrenamtlichen. „Dabei sind auch schon tolle Freundschaften entstanden’“, sagt Heike Schmoll-Lorenz. Zudem sorgt die Teilnahme dafür, dass sie mehr Kontakt zu anderen Menschen haben. „Das sind große Schulgemeinschaften, die ja auch Feste organisieren, zu denen die Ehrenamtlichen häufig eingeladen werden.“
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