Soziales - Frühstückshelfer versorgen im Rahmen von brotZeit an der Montessori-Schule 50 Schüler

Aktion brotZeit an der Mannheimer Maria-Montessori-Schule hilft hungrigen Schülern

Von 
Tanja Capuana
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In der Schulküche der Maria-Montessori-Schule wird bereits um 7 Uhr fleißig gearbeitet. Sabine Zuch schneidet eine Gurke in feine Scheiben, während Annette Koch einen Apfel in mundgerechte Schnitzel teilt. Dann bestreichen sie Brote mit Butter und belegen die Stulle mit Geflügelsalami, Käse, Putenwurst und Gurkenscheiben. Die beiden Frauen sind zwei von fünf Frühstückshelfern, die im Rahmen von brotZeit anpacken.

Aktuell erhalten rund 50 Schüler der Klassen 1 bis 5 ihr Frühstück. Koch engagiert sich bereits bei der Kirche auf dem Almenhof. Sie hat gehört, dass selbst dort manche Kinder hungrig ins Bett gehen und morgens mit Hunger zur Schule gehen. Das hat die Lindenhöferin dazu bewegt, bei brotZeit zu helfen. Einmal pro Woche schmiert die Bauingenieurin vor der Arbeit Brote. „Mein Arbeitgeber hat nichts dagegen, dass ich dann etwas später erscheine.“ Sie freut sich schon darauf, wenn das Frühstück irgendwann wieder als Büffet stattfindet, mehr Kontakt zu den Jungen und Mädchen zu haben. „Ich bin schon gespannt, denn ich mag Kinder“, sagt sie.

Vier Schulen in Mannheim …

Auch Zuch hat in der Zeitung gelesen, dass Helfer gesucht werden. „Ich finde es gut, dass die Kinder vor der Schule Frühstück bekommen“, sagt sie. Künftig wird sie zweimal pro Woche helfen, denn neben ihrem Minijob hatte sie noch Zeit für die Tätigkeit. „Mein Mann hat ein Ehrenamt am Technoseum, da dachte ich, ich gehe in die Schule und mache Frühstück“, sagt sie lachend und legt Putenaufschnitt auf ein Brot.

Die Maria-Montessori-Schule ist neben der Gretje-Ahlrichs-Schule, der Käthe-Kollwitz-Schule und der Wilhelm-Busch-Schule eine von vier Schulen in Mannheim, an der das Frühstücksprojekt nach den Pfingstferien gestartet ist. „Nach den Sommerferien kommt noch die Astrid-Lindgren-Schule dazu“, sagt Milena Haas, Projektleiterin der Förderregion Nordbaden. „Weitere Bewerber können sich gern anmelden.“ Sie findet den Start „superschön“. „Die Vorbereitungszeit war ein bisschen schwierig“, sagt sie. Die Frühstückshelfer hätten schon darauf gewartet, loszulegen. „Alle haben sich gefreut, als wir starten konnten.“ Auch Schulleiterin Alexandra Müller-Otto ist sehr froh, dass ihre Schüler seit Anfang Juni eine abwechslungsreiche Morgenmahlzeit bekommen. „Wir kennen das Projekt schon länger.“

Die Maria-Montessori-Schule ist als Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum mit Förderschwerpunkt Lernen prädestiniert für die Unterstützung. Die Schüler hätten sowohl mit Lernschwierigkeiten als auch häufig mit Sprachbarrieren zu kämpfen, so die Schulleiterin. „Sie haben oft nicht die häusliche Förderung, die man sich für die Kinder wünscht.“ Damit die Kinder nicht mit knurrendem Magen im Unterricht sitzen müssen, habe es bereits vorher einen Müsliverkauf gegeben. „Wir wollten schon nach den Weihnachtsferien starten“, sagt Müller-Otto. Doch Corona-bedingt musste das Projekt nach hinten geschoben werden. Marianne Tengler, die unter anderem Hauswirtschaft unterrichtet, koordiniert den Einsatz der Helfer an der Schule. Geplant ist, dass in Zukunft auch die anderen Klassen in den Genuss des kostenlosen Frühstücks kommen. Zudem soll es dann als Buffet angerichtet werden.

… und 270 in Deutschland dabei

Die Schauspielerin Uschi Glas initiierte brotZeit im Jahr 2009 als sie erfuhr, wie viele Kinder in Deutschland ohne Frühstück zur Schule gehen. Inzwischen werden rund 270 Schulen mit mehr als 10 000 Schülern pro Tag versorgt. Die Lebensmittel für die Mahlzeit spendet Lidl. Spenden bekommt der Verein unter anderem von der Stiftung Eleven, während der SV Waldhof und der BGV Badische Versicherungen mit ihrem Netzwerk unter anderem dazu beitragen, Helfer zu finden.

Dabei geht es nicht nur darum, verköstigt zu werden: Mehr als 1300 Frühstückshelfer, meist Senioren, wollen den Kindern auch ihre Zeit als Bezugsperson schenken. Glas ist mehr als nur eine Schirmherrin, weiß Geschäftsführer Hans-Jürgen Engler: „Sie ist bei brotZeit voll im Boot.“. Die engagierte Akteurin verschiebe schon mal Drehtermine, wenn ihr Einsatz nötig ist. „Es hat für sie höchste Priorität.“ Von Lehrern gab es bereits positive Rückmeldungen. Denn Kinder, die gefrühstückt haben, seien weniger aggressiv und ruhiger. „Sie passen im Unterricht mehr auf und machen besser mit“, sagt Engler. „Dennoch möchte die Initiative die Ergebnisse dokumentieren und mit Zahlen verifizieren. Daher werden die Schulen in Mannheim und Ludwigshafen eine besondere Rolle einnehmen. „Wir werden dort die ersten Wirkungsmessungen einplanen“, sagt Engler. In Form von Fragebögen soll untersucht werden, wie sich die Versorgung von brotZeit auf die Schüler, aber auch auf die Helfer auswirkt.

Jetzt packen Koch und Zuch die Vespertüten und Getränke in Kisten, um sie in den Klassenzimmern zu verteilen – beide werden sehnsüchtig erwartet. Melina bringt eigentlich ihr Vesper von daheim mit, knabbert aber gern Äpfel. Velyo und Aleks haben Stullen mit Wurst geordert. Klassenlehrerin Ursula Reichelt bemerkt, dass die Kinder sich durch das gesunde Frühstück seltener zu fettigem Gebäck greifen. Und: „Es ist eine tolle Sache für Kinder, die nichts zu essen dabei haben.“

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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