Mannheim. Mehr Sicherheit für Kinder: Mit diesem Ziel sollte das beidseitige Parken am Mannheimer Schillerplatz zur Grünanlage hin wegfallen und nur noch einseitig an den Häuserseiten erlaubt sein. „Das war Stand der Dinge vor drei Wochen“, sagt Grünen-Sprecher Gerhard Fontagnier. Oberbürgermeister Christian Specht habe das Vorhaben nun gekippt und auch gleich Fakten geschaffen, indem in der vergangenen Woche Markierungen für beidseitiges Parken angebracht wurden.
Dabei sollte sich die Situation am Schillerplatz, wo viele Familien mit Kindern wohnen, nach den Plänen und dem Antrag der Bezirksbeiräte eigentlich ändern. „Bei mir haben sich viele gemeldet und über das einseitige Parken gefreut, insbesondere Anwohner mit Kindern“, berichtet Fontagnier. Verständlich, habe doch eine Begehung der Quadrate mit Kindern gezeigt, wie schwierig es für diese ist, sicher über die Straße zu kommen. „Das Sicherheitsbedürfnis der Kinder überwiegt alles - auch das Bedürfnis der Anwohner nach mehr Parkplätzen.“ Die Stadtspitze sehe das offenbar anders.
Jutta Schroth, Sprecherin der Grünen und Bezirksbeirätin Innenstadt und Jungbusch, wurde von der Entscheidung des OB ebenfalls überrascht. Sie berichtet, dass sowohl auf der Planung für die westliche Oberstadt als auch auf den Anrainerinformationen vom 22. Mai keine Parkstände rund um den Platz eingezeichnet gewesen seien.
Gehwegbreite von 2,30 Meter empfohlen, 1,50 Meter umgesetzt
Sie kritisiert in einer Mail an OB Specht, als Bezirksbeiräte seien sie erst von Anwohnern auf die geänderte Ausführung angesprochen worden und mussten zugeben, dass sie „offensichtlich nicht auf dem neuesten Stand und über die Änderungen nicht informiert“ seien. „Dies stellt keine Stärkung unserer Arbeit und unseres Ehrenamts dar, wie Sie es am Anfang Ihrer Amtszeit zugesagt haben. Abgesehen davon, dass wir als Bezirksbeiräte über die Änderungen nicht informiert wurden, stimmen wir ihr auch inhaltlich nicht zu.“
Auch Anwohnerin Simone Hobrecker möchte wissen, warum nun wie zuvor Gehwegparken auf beiden Seiten vorgesehen ist, obwohl laut Plan nur auf der Straßenseite geparkt werden soll. Den Grund erfährt die Anwohnerin von einem Verkehrsplaner der Stadt per Mail. Den Belangen der Bewohner sei bei der Planung eine hohe Bedeutung zugemessen, und die verschiedenen Interessenslagen seien so weit wie möglich berücksichtigt worden, heißt es in dem Schreiben. Es gehe im „begrenzten öffentlichen Raum wie immer um das Finden von guten Kompromisslösungen“.
Auf der Ostseite des Schillerplatzes sei wegen der geplanten Fahrradstraße nur einseitiges Parken möglich, da sonst die erforderlichen Breiten nicht eingehalten werden können. Für die drei anderen Seiten rund um den Schillerplatz gebe es zwei Möglichkeiten, die er nachfolgend erklärt.
Bei beidseitigem Parken würden 18 Parkplätze geschaffen: Fünf Parkstände in A3/B3, vier in B3/C3 und neun in B3/B4. Bei dieser Variante ist laut Verkehrsplaner der Begegnungsverkehr von Fahrrad und Auto auf der Straße nur noch eingeschränkt möglich. Der Gehweg an der Häuserfront ist „auf das in der Innenstadt vorgesehene Mindestmaß von 1,80 Meter reduziert, an C3 sogar unterschritten, halte aber das gesetzliche Mindestmaß von 1,50 Meter ein - es wird also eng für Fußgänger, Radfahrer und Autos.
Bei einseitigem Parken auf der Fahrbahn gebe es freien Begegnungsverkehr von Fahrrad und Auto, der Gehweg entlang der Häuserfront stehe komplett dem Fußverkehr zur Verfügung und die für Fußgängerbegegnungsverkehr empfohlenen 2,30 Meter werden eingehalten. Zusätzliche Parkplätze entstünden dann aber nicht. „Nach sorgfältiger Abwägung hat sich der Oberbürgermeister für Variante eins entschieden, so dass diese von der Stadt nun umgesetzt wird.“
Anwohnerparken am Schillerplatz kann Parkdruck beseitigen
Schroth zeigt Verständnis für den Interessenkonflikt. Sie meint jedoch, dass viele Besucher rund um den Schillerplatz parken würden, die das Geld fürs Parkhaus sparen wollen. „Man könnte den Anwohnern auch gerecht werden, indem man das Parken in der westlichen Oberstadt weitgehend auf Anwohnerparken beschränkt. Dies reduziert auch den Parksuchverkehr.“
Die Stadt Heidelberg habe das in der Weststadt so gelöst, und die Besucher würden einfach ins Parkhaus fahren. Die Bezirksbeirätin weist darauf hin, dass das REM-Parkhaus, das Parkhaus in D3, sowie das alte Hertie-Parkhaus in C1 regelmäßig leer stünden.
Sie verdeutlicht, warum sie der Entscheidung des Oberbürgermeisters inhaltlich widerspricht: Die bisher beidseitig zugeparkten Straßen rund um den Platz würden die Unfallgefahr erhöhen. Für Radfahrende seien die zugeparkten Straßen eine ständige Unfallgefahr. Für Kinder sei es besonders schwierig, beim Überqueren der Straße den Verkehr zu überblicken.
Neben Sicherheit und mehr Platz für alle Verkehrsteilnehmer und Fußgänger hätten weniger Parkplätze an der Straße einen weiteren Vorteil: „Das in den Straßenräumen geparkte Blech heizt sich tagsüber zusätzlich auf und gibt diese Hitze in der Nacht wieder ab. Im Parkhaus können sich die Autos nicht aufheizen, dort sind sie viel besser aufgehoben.“ Nicht zuletzt trage ein freier Blick auf den Park für die Anwohner im Hitzestress zur psychischen Entlastung bei und stelle aktiven Hitzeschutz dar.
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