Mannheims Innenstadt nimmt in Umfragen und Kundenbewertungen immer wieder Spitzenplätze ein und besitzt eine große Strahlkraft in die Region. Trotzdem kann die große Auswahl an Läden und Sortimenten nicht alle Bürgerinnen und Bürger beglücken.
Unter ihnen ist „MM“-Leserin Irmgard von Mühlenfels, und aus ihrer Zuschrift an die Redaktion spricht durchaus Sorge um die Zukunft der City: „Seit mehr als 45 Jahren lebe ich in Mannheim und nehme die Veränderungen in der Innenstadt wahr, so zum Beispiel das Verschwinden von immer mehr Einzelhandelsgeschäften“, schreibt sie. Statt derer siedelten sich immer mehr Ladenketten an, „denen man in anderen Städten genauso begegnet“.
Die Stadt versuche zwar, durch Umbauten wie in N 1 oder die Veränderung des Straßenpflasters die Innenstadt attraktiv zu gestalten. Doch an der Vorgehensweise hat die Rentnerin Zweifel und fragt: „Was mag das Ziel der Entscheidungsträger im Stadtrat sein? Welches Konzept für die Innenstadt möchte man erreichen?“ Man könne eine Stadt außerdem mit einer „reichlichen Bepflanzung und Begrünung“, auch der Fassaden, „angenehm und besonders einladend“ machen.
„Mehr kreative Start-ups“
„Wenn man davon ausgeht, dass die Bürger weiterhin im Internet einkaufen, wird es schwierig sein, die Stadt am Leben zu halten“, sagt sie.
Ziehe man in Betracht, dass sich dadurch möglicherweise der Handel in der Innenstadt reduzieren könnte, „dann wäre vielleicht eine Atmosphäre zu gestalten, die Besucher und Mannheimer Bürger zum Verweilen lockt“. Von Mühlenfels hat eine Vorstellung, wie das aussehen könnte und setzt auf „die Ansiedlung von mehr kreativen, jungen Start-up-Unternehmen, die Interesse wecken und neugierig machen“.
Sie sei sich bewusst, dass die Mieten in der Innenstadt, gerade auf den Planken, für viele Geschäftsgründer zu hoch seien - dann müsse man diese jungen Unternehmen mit Subventionen unterstützen. Als Beispiel für eine gelungene Einkaufsstraße nennt die Rentnerin den Bonner Talweg in der ehemaligen Bundeshauptstadt. Dort gebe es eine Ansammlung von kleinen, qualitätvollen Läden, Start-ups, Blumenläden und Cafés, „von allem etwas“. Obwohl dort, wie in Mannheim, eine Straßenbahn verkehrt, ist sie überzeugt: „Diese Straße wird niemals sterben.“ Ein vergleichbarer Ort in Mannheim sei die Seckenheimer Straße, „wo hin und wieder jemand etwas Neues versucht“.
Um die Attraktivität für Besucher zu steigern, schlägt von Mühlenfels vor, „all die historisch bekannten Persönlichkeiten aus Technik, Literatur und Musik“, die einen Bezug zu Mannheim haben, herauszuheben. Als „Glück“ bezeichnet die Leserin das Theater und alle anderen kreativen Bühnen, die Kunsthalle und andere Einrichtungen, die sich mit Kunst und Tanz befassen.
Hohe Mieten als Hindernis
Lutz Pauels, Vorsitzender der Werbegemeinschaft City, ist von dem Vorschlag nach mehr kleinen Läden begeistert: „Das wäre super, in der ganzen Innenstadt inhabergeführte Läden zu haben.“ Zwar gibt es einige auch auf den Planken, wie Koffer Weber oder Gero Mure. Doch sie seien eine Ausnahme. Das sei jedoch in ganz Deutschland so, weil in den zentralen Einkaufsstraßen die Mieten extrem hoch seien.
Selbst fallende Mieten würden kaum helfen, weil die Flächen in diesen Lagen immer noch zu groß und damit zu teuer seien. Und Pauels gibt zu bedenken: „Wir brauchen auch die großen Ketten, da besteht besonders bei den jungen Kunden eine große Nachfrage.“
Letztlich, das ist auch Irmgard von Mühlenfels bewusst, ist es eine unternehmerische Entscheidung, wer sich wo für sein Angebot einen Laden mieten möchte. Dann braucht es außerdem den Segen des Vermieters. Und nicht immer ist alles möglich: Wer sich in der Innenstadt (und in den Stadtteilen) ansiedeln darf, das hat die Stadt recht eindeutig im Zentrenkonzept geregelt. Aber, so schreibt die Leserin zum Abschluss: „Es ist gut, die Hoffnung auf positive Veränderungen nicht aufzugeben.“
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