Mannheim. Der Innenstadt-Einzelhandel kämpft noch immer mit den Folgen der 2G-Regelung, die nach Aussage der überwiegenden Zahl der Händler zu einem deutlichen Rückgang an Kunden und Umsätzen geführt hat. Davon losgelöst stehen in der City derzeit wieder einige Veränderungen an. Ein Überblick.
Inzwischen ist die US-amerikanische Modekette Hollister zusammen mit ihrer Wäsche- und Loungewear-Marke Gilly Hicks auf den Planken angekommen und in O 7 eingezogen. Nur wenige Meter weiter in Richtung Wasserturm steht im selben Quadrat die nächste Neuerung an. Noch in diesem Monat will dort Sidestep eröffnen, ein Filialist, der besonders auf Sneaker spezialisiert ist und die jüngere Kundschaft im Blick hat. Nach einem rund einjährigen Leerstand, der nach dem Auszug von Gero Schuhe entstanden war, wird sich das Sortiment auf der Fläche also nur etwas verändern.
Treue-Bekenntnis zu Mannheim
Überhaupt wird dieser Abschnitt der Planken zu einer regelrechten Schuh-Meile, wenn man die schon bestehenden Händler - Gero Mure und Foot Locker - in P 7 einbezieht. Denn ein weiteres Schuhgeschäft - nur für Frauen und Mädchen - folgt im Februar in der ÖVA-Passage. Dort will, wie bereits berichtet, Onygo einziehen und richtet gerade seine Verkaufsfläche für die Neueröffnung her. Die hat Ulla Popken schon hinter sich und noch vor Weihnachten, als erster Handelsmieter in der sanierten Passage, die Kunden begrüßt.
Das würde weiterhin gerne auch das Modehaus von Drathen. Doch zunächst kündigt es mit großen Schaufenster-Plakaten seinen Rückzug aus der Münzgasse in P 6 an. Dorthin war das Unternehmen, das bundesweit neun Filialen betreibt, nach dem umbaubedingten Auszug aus der ÖVA-Passage gewechselt. Jetzt ist an dieser Stelle schon wieder Schluss, „wegen Beendigung des Mietvertrages“, wie es heißt.
Gegenüber dem „MM“ verspricht Seniorchef Peter von Drathen, dass er „auf jeden Fall in Mannheim bleiben“ werde. Schon seit 1998 ist er mit seinem Damenmodegeschäft in der City, zwischenzeitlich sei die Filiale die umsatzstärkste des Unternehmens gewesen, berichtet er. „Es wäre kaufmännisch unsinnig, wenn wir diesen Standort verlassen würden“, bekennt er sich zu Mannheim. Derzeit ist er auf der Suche nach neuen Geschäftsräumen und führt Gespräche mit Vermietern. Noch ist er nicht fündig geworden. Zunächst führt er in den nächsten Wochen in P 6 den Räumungsverkauf fort. Für seine Mitarbeiterinnen werde er bis zur Neueröffnung eine Übergangslösung finden.
Blicken wir nach Q 6/Q 7: Dort ist die s.Oliver-Gruppe gleich mit mehreren Marken ausgezogen. Sowohl die Kernmarke s.Oliver als auch Comma und „Q/S designed by“ haben zum Jahresende ihre Läden geschlossen. „Das Unternehmen prüft regelmäßig sein Store-Portfolio dahingehend, ob bestehende Flächen mit den künftigen Anforderungen unserer Marken übereinstimmen“, teilte eine Sprecherin des Modeunternehmens auf Anfrage zu den Gründen mit. In diesem Zusammenhang seien die Filialen geschlossen worden. Der Abschied muss nicht endgültig sein: „Wir sind jedoch auch weiterhin sehr am Standort Mannheim interessiert“, sagte sie. Man freue sich, für s.Oliver bereits einen geeigneten Standort in der Innenstadt gefunden zu haben. Nähere Angaben zur Lage machte die Sprecherin jedoch nicht.
Q 6/Q 7 ebenfalls verlassen hat die Kosmetikmarke Kiehl’s. Auf der Ladenfläche nachgerückt ist Inyati aus Speyer. Ursprünglich in London gegründet und als Online-Plattform gestartet, hat die Lifestyle-Marke hier ihren ersten stationären Laden als Pop-Up-Store eröffnet und bietet Accessoires wie Taschen, Schmuck und Sonnenbrillen. Die vegane Premiummarke spiegele den momentanen Zeitgeist wider, heißt es in der Unternehmensbeschreibung.
Abkehr von Mannheim
Unterdessen bleibt das Computergeschäft Arlt der City erhalten. Für seinen schon länger geplanten Umzug ist es in der Nähe des alten Standorts fündig geworden. Vom Eckladen in P 7 am Beginn der Fressgasse ging es drei Quadrate Richtung Bahnhof, nach M7.
In M 4 bereiten sich die Inhaber der Feldblume auf den Abschied vor. Hans-Jürgen Feld und sein Partner wollen das Blumengeschäft Ende des Jahres aufgeben. „Aus dem Lebenstraum wurde ein Albtraum“, sagt Feld resignierend, der das Geschäft im Sommer 1992 eröffnet hatte. Ein Grund für die Aufgabe ist der Rückgang der Nachfrage: „Wir hatten Kunden, die kamen früher jeden Samstag. Heute kommen sie nur noch alle paar Monate.“
Daran Mitschuld trage die Corona-Krise, durch die „Massen an Kunden“ weggebrochen seien. Aber nicht nur das. Der Inhaber macht auch die Verkehrspolitik der Stadt verantwortlich und kritisiert: „Die Stadt versucht, die Autofreiheit durchzubringen und vertreibt potenzielle Kunden. Wenn das Porto billiger ist als die Parkgebühren, warum soll ich dann in die Stadt kommen?“
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