Schon von Weitem ist das prachtvolle Gebäude des Wormser Doms zu sehen. Es steht auf der höchsten Erhebung der Stadt und war so vor Hochwasser geschützt. Dass die Stadt in diesem Jahr das 1000- jährige Bestehen dieses Gebäudes feierte, ist dem damaligen Bischof Burchard, dessen Statue den Eingang des Domes schützt zu verdanken, erklärte Gästeführerin Eva Maria Schmitt.
Bereits im Jahr 1018 konnte der Dom in Anwesenheit des Kaisers geweiht werden, doch stürzte der westliche Baukörper bereits zwei Jahre später ein und musste erneuert werden. Der Kirchenraum hatte eine flache Holzdecke. Die Kirche trägt wohl noch heute die Konturen der Planung des 11. Jahrhunderts. Sie besteht aus einer kreuzförmigen Basilika mit zwei halbrunden Chören, die in Ost-West-Richtung errichtet wurde. Doch stürzte der westliche Baukörper bereits zwei Jahre später ein und musste neu aufgebaut werden. Der Kirchenraum hatte zunächst eine flache Holzdecke. Der Dom wurde zwischen 1130 bis 1181 erbaut, wobei parallel zum Neubau der Abriss der frühromanischen Basilika aus dem ersten Viertel des 11. Jahrhunderts erfolgte.
Vollkommen gewölbt
Der Dom zeigt insgesamt einen spätromanischen Baustil. Er ist vollkommen gewölbt und unter burgundisch-zisterziensischem Einfluss reich verziert. Nach einer Stadtrundfahrt durch Vororte von Worms und entlang des Rheines, vorbei am Backfischfest und der Weinhandlung Valckenberg – von hier stammt ursprünglich die „Liebfrauenmilch – nahmen die 50 Morgentourler den Eingang zu dem Gotteshaus genauer unter die Lupe. Hier erklärte die Gästeführerin Anekdoten aus dem Alten und Neuen Testament. Auch der Baumeister selbst hat sich hier verewigt. Er hat seinen Dackel, in Sandstein gemauert, der Nachwelt hinterlassen.
Gegen Ende des 15. Jahrhundert wurde unter Bischof Johannes von Dalberg der ursprünglich romanische Kreuzgang erneuert, aus dem die heute im nördlichen Seitenschiff des Domes aufgestellten monumentalen fünf spätgotischen Reliefs zum Leben Jesu stammen: Wurzel Jesse (1488), Verkündigung (1487), Geburt Christi (1515), Grablegung (um 1490) und Auferstehung (um 1490). Ein ursprünglich vorhandenes sechstes Relief, das die Kreuzigungsszene zeigte, wurde wohl Opfer der Zerstörungen im pfälzischen Erbfolgekrieg 1689.
Am Nachmittag genossen die Gäste eine Führung von Gästeführerin Heidi Feickert durch die Altstadt von Worms. Der jüdische Friedhof gilt als der älteste noch erhaltene in Europa. Die älteste Grablege stammt aus dem Jahr 1059. Noch heute ziehen Besucher aus der ganzen Welt die Grabstätten von Rabbi Meir von Rothenburg (gestorben 1293) und Alexander ben Salomon (gestorben 1307) an.
Synagoge mit Lehrhaus
Aber Worms ist auch Teil der Nibelungensage. Die meisten Szenen des um 1200 von einem unbekannten Dichter in Liedversen niedergeschriebenen Heldenepos spielen hier. Am Dom kann man den Originalschauplatz des Königinnenstreites zwischen Kriemhild und Brunhild bewundern. Und noch ein drittes Kapitel darf nicht ausgespart werden: Das zu Ehren Martin Luthers am 25. Juni 1868 in Worms enthüllte Denkmal, wie der Reformator 1521 vor dem Reichstag stand. Es gilt neben dem in Genf als das weltweit größte Reformationsdenkmal.
Immer spielte die jüdische Gemeinde in Worms eine große Rolle. So besitzt die Synagoge seit 1624 ein kleines Lehrhauses – die sogenannte Raschi-Kapelle oder Jeschiwa. Der gesamte Komplex, war Mittelpunkt der alten und bedeutenden Wormser Judengemeinde. 1938-42 niedergebrannt und zusammengerissen, wurde die Synagoge teilweise mit Originalbauteilen wiedererrichtet und 1961 neu geweiht.
Ritterliche Kampfspiele
Auf historischem Boden, auf dem Obermarkt, wo einst Lehen verteilt wurden und ritterliche Kampfspiele stattfanden, dreht sich nun ein doppelseitiges, mit Figuren geschmücktes Bronzerad, das Schicksalsrad, das sich entgegen dem Uhrzeigersinn in die Geschichte hineindreht. Es spiegelt auf seinen historischen Seiten Höhen und Tiefen einer zweitausendjährigen Geschichte, deren Ausmaß die Vorstellungskraft des heutigen Menschen herausfordert.
Nach so viel fundierter Geschichte war Teilnehmerin Isolde Ruck begeistert: „Ein so fundierte Führung durch die Geschichte habe ich noch nie erlebt. Das war fantastisch. Auch Margot Henkes war angetan: „Das war toll organisiert und fundiert. Das war sicher nicht das letzte Mal, dass ich hier war.“ Marcus Werlein hielt fest: „Worms ist eine Reise wert. Das muss man gesehen haben“.
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