Mannheim. Drei Wochen lang hat er aufs Auto verzichtet und in die Pedale getreten: Der für die Verkehrsplanung und Stadtentwicklung zuständige Mannheimer Bürgermeister Ralf Eisenhauer (SPD) hatte sich bereiterklärt, als „prominenter Stadtradeln-Star“ seine Strecken ausschließlich mit dem Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erledigen. Im Interview berichtet er von seinen Erfahrungen.
Klima-Kampagne
- Bei Stadtradeln, der internationalen Kampagne des Klima-Bündnis, gilt es, 21 Tage lang möglichst viele Wege klimafreundlich, also mit dem Fahrrad zurückzulegen.
- Um auf die Bedürfnisse der Radfahrenden aufmerksam zu machen, richtet sich das Stadtradeln auch an Kommunalpolitiker. Sie sind Entscheidungsträger, wenn es um die Radinfrastruktur geht. Die Stadt beteiligt sich seit 2018 an der Aktion. Erstmalig hat mit Bürgermeister Ralf Eisenhauer ein Dezernent die Rolle des Stadtradeln-Stars übernommen.
Herr Eisenhauer, haben Sie sich ausnahmslos 21 Tage lang an das Fahrradgebot gehalten?
Ralf Eisenhauer: Ja, das war ganz problemlos möglich. Es war tatsächlich nicht viel anders, als ich sonst in der Stadt mobil unterwegs bin. Ich nutze das Auto wirklich sehr selten.
Sie haben gar nichts vermisst, so ganz ohne Auto?
Eisenhauer: Nein, das ist mein Alltag. Ich fahre nach der Arbeit mit dem Fahrrad kurz einkaufen, habe entsprechend zwei Taschen dran. Von daher war es überhaupt keine Umstellung.
Hand aufs Herz: Erledigen Sie den wöchentlichen Großeinkauf mit dem Rad?
Eisenhauer: Ich lebe im Moment in einem Zwei-Personen-Haushalt, da ist das kein Problem. Aber früher mit drei Kindern sind das schon andere Dimensionen gewesen, da nimmt man auch mal das Auto und fährt in große Supermärkte. Es gibt nicht die allgemeingültige Antwort für jeden.
Welche Vorteile hat Fahrradfahren für Sie?
Eisenhauer: Man kommt im Stadtgebiet mit dem Fahrrad meistens deutlich schneller voran. Das trifft auch auf weitere Strecken zu – das habe ich aber auch erst durch das Ausprobieren erfahren und geübt. Termine in Heidelberg oder in der Pfalz, in Neustadt an der Weinstraße zum Beispiel, sind mit der S-Bahn inklusive Fahrradmitnahme gut zu erreichen. Wir haben unseren Dienstwagen schon vor längerer Zeit abgeschafft, weil das einfach völlig unwirtschaftlich ist für die paar Male, die wir den nutzen.
Und auf welche Schwierigkeiten sind Sie gestoßen?
Eisenhauer: Es gibt durchaus Stellen, die ganz schwierig für Radfahrende sind, zum Beispiel am Kaiserring. Ich habe noch ein, zwei neue Stellen entdeckt, bei denen ich bei der Verwaltung anfragen werde, ob wir das in näherer Zukunft angehen können: Von der Konrad-Duden-Schule auf der Rheinau in die Stadt kommend und auf der Nordseite der Bundesstraße 36 in Höhe des Kreisels an der Helmertsstraße gibt es durchaus Verbesserungspotenziale. Hier könnte beispielsweise eine kleine Asphaltergänzung den Radweg komfortabler machen. Auch gilt es zu prüfen, ob die so genannte Z-Sperre auf dem Radweg, also ein Umlaufgitter, das als Querungsbarriere gilt, entfernt werden kann. Wir haben seit Ende 2009 ein 21-Punkte-Programm für mehr Radverkehr, das wir abarbeiten, wollen aber natürlich gerne viel mehr machen.
Wo wollen Sie nachbessern?
Eisenhauer: Der Ausbau der Infrastruktur, wie zum Beispiel an der Augustaanlage, die Abfahrtsrampe an der Boveristraße hin nach Käfertal und der Franklinsteg sind eine große Sache. Dahinter stehen Millionenbeträge. Aber auch der Blick auf die vermeintlich kleineren Maßnahmen, also Ampelschaltungen, ein grüner Pfeil zum Abbiegen und Ausbesserungen der Radwege, kann an vielen Stellen weiterhelfen. Diese kleinen Hindernisse fallen mir auf, wenn ich mit dem Fahrrad in den Stadtteilen unterwegs bin.
Wie lautet Ihre Bilanz nach drei Wochen?
Eisenhauer: Die Aktion Stadtradeln insgesamt und meine Teilnahme als Stadtradeln-Star waren eigentlich nur eine Bestätigung, dass man in unserer Stadt mit dem Fahrrad und dem ÖPNV wirklich gut vorankommt. Es gibt keinen Zeitverlust, sondern es geht im Gegenteil manchmal sogar schneller. Es ist reine Kopfsache, ob man das mal ausprobieren will. Es war wirklich schön und spannend, als Darsteller in den Videos der Stadt zum Stadtradeln aufzutreten, die auf meinem Instagram-Account zu finden sind.
Sind Sie Schönwetter-Radler – oder trotzen Sie Wind und Regen?
Eisenhauer: In meiner Funktion als Bürgermeister, in der ich nicht wenige Termine habe, ist das in 90 bis 95 Prozent der Fälle mit dem Fahrrad machbar. Ich habe Regenkleidung, die braucht man natürlich, und wenn es Katzen hagelt, steigt man halt in die Straßenbahn, was auch in Ordnung ist.
Fahren Sie ausschließlich aus Umweltschutzgründen mit dem Rad?
Eisenhauer: Was in der Diskussion oft zu kurz kommt, ist der Gesundheitsaspekt. Nachweislich haben die Einwohnerinnen und Einwohner von Kopenhagen, wo die Leute viel mit dem Rad unterwegs sind, eine bessere Gesundheit. Ich muss ja darum kämpfen, mir ein, zwei Sporteinheiten in der Woche in meinen Terminkalender reinzupacken, um mich genügend zu bewegen. Wenn das mal nicht klappt, dann habe ich doch zumindest mal die Bewegung mit dem Fahrrad.
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